so z. B. vom Erzherzog Ernst, der damals Gouverneur
der Niederlande ist. Dessen Sammlung gerät später vor-
wiegend an seinen Bruder, den König Rudolf II. Auf
diesem Besitz und dem des Erzherzogs Leopold Wilhelm
beruht der heutige Schatz Bruegelscher Meisterwerke in
Wien. Audi in Italien geht die Nachfrage weiter: 1609
kann Bruegels Sohn Jan für den Erzbischof Kardinal
Borromeo kaum noch etwas von seinem Vater entdek-
ken. Die „Blinden" und der „Misanthrop", noch heute in
Neapel, gehören damals dem Grafen Masi in Parma. In
Antwerpen nennt Peter Stevens damals 11 Arbeiten
Bruegels sein eigen. Erstaunlicher ist, daß der volumi-
nöse, ausgesprochen extrovertierte Monumentalmaler
Rubens 11 oder 12 Werke des rätselhaften, introvertier-
ten Bruegel besitzt. Seine „Kirmes" und „Bauernhoch-
zeit" befanden sich damals bei einem Sammler in Amster-
dam.
Was sagte nun die kunsthistorische Forschung zu Brue-
gel? Carel van Mander versucht 1604 das ganze Leben
des Meisters, das wir wiedergaben, aufzurollen. Doch er-
geht er sich in bloßen Vermutungen, z. B. daß Bruegel
aus kleinsten Kreisen emporstieg und ein überraschender
Spaßmacher war, womit man in die oberflächlichere Be-
urteilung zurückfällt. Allerdings bewundert van Mander
auch den reinen Landschafter: er habe bei seiner Über-
querung die Alpen gleichsam aufgefressen, um sie wieder
auszuspeien. Die Teutsche Akademie von Sandrart (1675)
kann übergangen werden, da sie eigentlich C. van Man-
der nur abschreibt.
Wie steht es nun im nächsten, dem 18. Jahrhundert?
Den optimistischen Rokokogeschmack mit seinen koket-
ten Gesten kann die magisch-pessimistische Lebensauf-
fassung Bruegels nicht im geringsten interessieren. Be-
zeichnend ist, daß J. B. Descamps 1753 Bruegel weit un-
ter Teniers d. J. stellt, der hundert Jahre später geschaf-
fen hatte und bereits merklich in das gefälliger darge-
botene Bauern-„Genre" abfiel. Auch die akademisch-
dekorativen Regeln Rogier de Piles' nennen unter den
vielen aufgeführten Vorbildern Bruegel nicht mehr, was
sich in den „Discours" vom verbindlichen Reynolds
28
der Niederlande ist. Dessen Sammlung gerät später vor-
wiegend an seinen Bruder, den König Rudolf II. Auf
diesem Besitz und dem des Erzherzogs Leopold Wilhelm
beruht der heutige Schatz Bruegelscher Meisterwerke in
Wien. Audi in Italien geht die Nachfrage weiter: 1609
kann Bruegels Sohn Jan für den Erzbischof Kardinal
Borromeo kaum noch etwas von seinem Vater entdek-
ken. Die „Blinden" und der „Misanthrop", noch heute in
Neapel, gehören damals dem Grafen Masi in Parma. In
Antwerpen nennt Peter Stevens damals 11 Arbeiten
Bruegels sein eigen. Erstaunlicher ist, daß der volumi-
nöse, ausgesprochen extrovertierte Monumentalmaler
Rubens 11 oder 12 Werke des rätselhaften, introvertier-
ten Bruegel besitzt. Seine „Kirmes" und „Bauernhoch-
zeit" befanden sich damals bei einem Sammler in Amster-
dam.
Was sagte nun die kunsthistorische Forschung zu Brue-
gel? Carel van Mander versucht 1604 das ganze Leben
des Meisters, das wir wiedergaben, aufzurollen. Doch er-
geht er sich in bloßen Vermutungen, z. B. daß Bruegel
aus kleinsten Kreisen emporstieg und ein überraschender
Spaßmacher war, womit man in die oberflächlichere Be-
urteilung zurückfällt. Allerdings bewundert van Mander
auch den reinen Landschafter: er habe bei seiner Über-
querung die Alpen gleichsam aufgefressen, um sie wieder
auszuspeien. Die Teutsche Akademie von Sandrart (1675)
kann übergangen werden, da sie eigentlich C. van Man-
der nur abschreibt.
Wie steht es nun im nächsten, dem 18. Jahrhundert?
Den optimistischen Rokokogeschmack mit seinen koket-
ten Gesten kann die magisch-pessimistische Lebensauf-
fassung Bruegels nicht im geringsten interessieren. Be-
zeichnend ist, daß J. B. Descamps 1753 Bruegel weit un-
ter Teniers d. J. stellt, der hundert Jahre später geschaf-
fen hatte und bereits merklich in das gefälliger darge-
botene Bauern-„Genre" abfiel. Auch die akademisch-
dekorativen Regeln Rogier de Piles' nennen unter den
vielen aufgeführten Vorbildern Bruegel nicht mehr, was
sich in den „Discours" vom verbindlichen Reynolds
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