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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Editor]; Rohden, Hermann von [Oth.]
Die antiken Terrakotten (Band IV,1: Text): Architektonische römische Tonreliefs der Kaiserzeit — Berlin u.a., 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.948#0328
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262

TAFEL XLV] XLVI1I

Atnelung, Rom. Witt 1905 s. 296 Fig. 2; Rizzo, Rom.
Mitt. L910 S. 133 Fig. 11. Vgl Prlngsheim, Archäologische
Beiträge tut Geschichte des eleuslnischen Kults S. 9f.

Verkleidungsplatte, rechts unvollständig. H. 0,47,
Br. 0,34, Büdh. 0,35, Dicke 0,022 m. Aus sechs aneinander
Stöcken zusammengesetzt, nichts ergänzt.

Gegenstück zur vorhergehenden Platte (vgl. S 30 i. links
die Reinigung dos Einzuweihenden, rechts das Reinigungsopfei
darstellend, das entsprechend der Marmorvase aus dem Statilier-
grab (Bull. com. l879Taf.U. i|]; Rom. Mitt. 1910 Tat". VII) zu
ergänzen ist.

l\-r E Inzuwelhende sitzt auf einer Steinbank mit Widder-
feil darüber, nur mit einem großen Mantel bekleidet, der außer
den Meinen. Schoß und Rücken auch den Kopf dicht verhüllt;
sind nackt, der vorgesetzte rechte Fuß ruhte nach
Ausweis anderer gleichartiger Darstellungen neben einem Widder-
horn. Die rechte Hand des Mysten liegt auf der Bank, die linke
hält eine Fackel. Über seinem gesenkten Haupt hält die
Priesterin das Liknon, eine Fruchtschwinge, deren Inhalt,
soweit der gerade liier schadhafte Zustand der Platte erkennen
läßt, nicht sichtbar war. Die Kleidung der Priesterin aus weichem,
dickem Stoff besteht ans einem langfaltig auf den Boden nieder-
fallenden Untergewand mit Oberschlag und darüber einem bis
Aber die Hüften herabhängenden, lose gegürteten Obergewand
mit langen, weiten Ärmeln, Das Haar ist von einer breiten Binde
umzogen und hinten in einen losen Knoten aufgesteckt, neben
dem lange Locken auf Schultern und Rücken herabfallen.

Der Priester, der als einziger Rest von der rechts an-
schließenden Opferszene erhalten ist. trägt ähnlich reiche Kleidung:
über dem Unterkleid ein Obergewand mit langen Ärmeln, dessen
mit Fransen besetzter unterer Saum bis zur Mitte der Waden
hinabreicht, darüber ein zweites Obergewand mit kurzen Ärmeln,
bis zu den Hüften reichend und mit einem hinten geknoteten
Tuch gegürtet. Das Haupt umzieht ein dicker Reif mit bluten-
förmigem Aufsatz über der Stirn. Der Priester befand sich gleich
der Priesterin In Schrittstellung; sein mit einer Sandale beklei-
deter rechter Fuß ist neben dem linken des Mysten erhalten;
mit der linken Hand hielt er eine noch teilweise erhaltene Platte
mit Mohnköpfen, mit der rechten brachte er ans einer Kanne
eine Spende dar über dem Ferkel, das ein Jüngling ihm gegenüber
hielt; In der Richtung nach diesem Opfertier ist das sehr charak-
teristisch durchgebildete Gesicht geneigt. Der ganze Vorgang
hier rechts ist nur aus Marmorrcliefs bekannt; bloß von dem in
ein Fell gehüllten Jüngling, der mit der Linken einen kleinen
Gegenstand (Brot?) vor der Brust hielt, ist auch der Rest eines
Tonreliefs in einem einst bei Castellaui befindlichen Bruchstück
nachweisbar, dessen vorzügliche Arbeil auf dieselbe Form hin-
weist wie das palatinische. Vgl. S. 52*. 7.

Ober die Zierstreifen, technische Eigentümlichkeiten und
Zeitbestimmung s. zu Taf. XLV.

Tafel XLVH.
Winterhore und Stierträger.

Paris, Louvre. Aus der Sammlung Campana, die drei
derartige Platten enthielt (Cataloghi n. 10. 95. 123: Ercole ed una
falle Ore oStagionl simboteggiante tinverno, efterecano doni
a Peleo e Teil). Vermutlich nach einem schlechter erhaltenen

der beiden anderen Exemplare ist die Abbildung Campana
Taf. LXI hergestellt.

Verkleidungsplatte. H. 0,t30, Br. 0,52, Blldh. 0,43 m.
Vorzüglich erhalten.

Die Winterhore, reich beladen mit Wild, schreitet hinter
dem riesenhaften Herakles her, der mit äußerster Anstrengung
cm Rind auf dem linken Ann trägt und mit der rechten Hand
stützt; unter dem Rind auf dem Arm anfliegend ist das lang

herabhängende Löwenfell zu denken. Die Anstrengung ist be-
sonders deutlich uu angespannten linken Bein zu erkennen, das
so gedreht ist, daß die Fußsohle teilweise sichtbar wird. Die
Höre schreitet ruhig und mühelos voran, bekleidet mit einem
dicken, hochgeschürzten Chiton, dessen Bausch bis zur Mitte
der Oberschenkel herabhängt, und einem schweren Mantel, von
dem der Über die rechte Schulter niederfallende Teil ein Stück
weit aufgeschlagen ist, so daß der rechte Unterarm frei hervor-
tritt. Das Haar verhüllt eine Haube, die Füße hohe Stiefel, die
vorn durch kleine Schleifen zusammengeschnürt sind, wie ein
aus gleicher Form stammendes Bruchstück im Museo Civico zu
Bologna mit größerer Deutlichkeit erkennen läßt als die Pariser
Platte. Das Wildentenpaar und der Hase sind mit einlachem
Band ohne Knoten und Schleifen am gekrümmten Stab befestigt.
C harakteristlsch ist die Darstellung des Fells am Frischling und
der Löwenhaut. Vgl. S. 52*. 91. Zum oberen Zierstreif vgl.
S. 34*. 182, zum unteren S 36 ,

Ton an der Oberfläche hell gelbgrau. Ohne Farbspuren.
Wohl .ms derselben Werkstatt wie die beiden vorangehenden
Tafeln.

Tafel XLV11L

1. Jünglinge beim Wettlauf.

Rom, Museo delle Terme n. 4359. Früher im Palatin-

Museum n. 366. Auf dein Palaliu gefunden (vgl. S. 15s).

Bruchstück einer Verkleidungsplatte. H. 0,35, Br. 0,295,
Gcsichtsh. 0,032 m. Mit Ausnahme eines Stückes vom unteren
Rande ringsum gebrochen.

Ein nackter, fast knabenhaft gebildeter Jüngling von weich-
lichen Formen, In der Rechten eine Binde, in der Linken eine
sieht, sich umblickend, ruhig da- Fr scheint niedrige
Schuhe an den Füßen zu haben; der Kopf ist im einzelnen
nicht ausgeführt. Rechts davon mehr im Hintergrund sind drei
einander teilweise verdeckende laufende Jünglinge, ebenfalls
nackt und mit Binden In den Händen, so angeordnet, daß die
drei Oberkörper ganz frei und ohne Überschneidung sichtbar
werden. Um dies zu erreichen, ist der hinterste auf eine nicht
bestimmbare Erhöhung gestellt, vielleicht zugleich zur Erzielung
einer gewissen perspektivischen Wirkung, der auch die starke
Abstufung der Relieferhebung dient, die beim hintersten so gl
wird, daß kraftige Ritzlinien zur Bezeichnung der Umrisse ange-
wendet werden mußten. Zu beiden Seiten vom Kopfe des
Stehenden sind undeutliche Spuren, über seiner rechten Schulter
anscheinend die Andeutung der Hand einer von weiter links
herantretenden Figur. Line Deutung ist für dies ganz vereinzelte
Bruchstück bis jetzt nicht zti finden (vgl. S. 152). Zum Eier-
stab unten vgl. S. 35 .

Frei modelliert ohne Anwendung der Form (vgl. S. 24'"' l,
mit wunderbar weicher Fleischbehandlung. Im Ton und der
gelbgrauen, fein geglätteten Oberfläche fast genau mit den Re-
llefs laf. XLV f. übereinstimmend und wohl zur gleichen Zeit
im gleichen Kreise entstanden.

2. Teil eines bakchischen Zuges.

Paris, Louvre. Aus der Sammlung Campana, aber in
den Cataloghi nicht zu bestimmen, im Gegensinn und ungenau
abg. Campana Taf. \LVIll.

Teil einer Verkleidungsplatte. H. 0,36. Br. 0,315.
Geslchtsh. 0,035 in. Ungefähr die rechte Hälfte ist verloren.

Line Mänade mit Thyrsos eilt, den Kopf mit dem völlig
gelösten Haar in den Nacken geworfen, in ekstatischer Bewegung
auf den Fußspitzen nach links, wahrend sie mit der Linken in zier-
licher Fingerhaltung den Chiton faßt. Dieser, mit Überschlag auf
beiden Schultern geheftet, flattert, nachdem sich die Gürtung
gelöst hat, so daß der Körper völlig unverhüllt daraus hervor-
tritt und von dem Hintergrund der Falterunassen sich abhebt.
 
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