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Bedeutung beigeniessen, sondern daß sie — hier direkt, dort
indirekt — als schädlich abgewiesen wird. Am schärfsten ist
das bei der geistigen Kerntruppe des heutigen Katholizismus
der Fall: im Orden der Gesellschaft Jesu, der unter den Dingen,
die für seine Angehörigen nicht existieren dürfen und durchaus
zu bekämpfen sind, auch das Gefühl irgendwelcher nationalen
Sonderzugehörigkeit nennt. Wir dagegen sind der Überzeugung,
daß die Verkümmerung der nationalen Idee immer und über-
all auch eine Verschlechterung in der sittlichen Leistungsfähig-
keit eines Volkes im ganzen bedeutet. Damit wird weder ge-
leugnet, daß große geistige Leistungen Einzelner auch in Zeiten
möglich sind, wo das Sonderbewußtsein eines Volkstums schlum-
mert, noch soll damit jenem barbarischen kulturfeindlichen
Chauvinismus das Wort geredet werden, der überall dort sich
einstellt, wo die nationale Idee aus dem Tempel geflüchtet und
statt ihrer die nationale Phrase eingezogen ist. Die Völker und
die Menschen leben in Wahrheit davon, wofür der Einzelne zu
sterben bereit ist, und wenn ein so großes Gebiet menschlicher
Seelenregungen, wie dasjenige, das mit Volkstum und Vater-
land zusammenhängt, aus dem Kreise der Güter ausscheidet,
mit denen für unser Gewissen die Notwendigkeit der Selbst-
aufopferung verbunden ist, so muß das schlechthin von schäd-
lichen Folgen für den inneren Gehalt des Volkscharakters be-
gleitet sein.
Die zweite Tatsache, die es dem deutschen Katholizismus
erschwert, Vollgiltiges für das äußere und innere Wachsen der
deutschen Idee zu leisten, ist seine Gebundenheit durch Rück-
sichten auf eine außerdeutsche Macht. Man hat dafür die Be-
zeichnung Ultramontanismus geprägt. Wiederum versichern
unsere katholischen Volksgenossen, in der Regel ebenso ehrlich
wie leidenschaftlich, daß sie den Papst, auch wenn er jenseits
der Alpen wohne, nur als das gemeinsame Oberhaupt der gan-
Bedeutung beigeniessen, sondern daß sie — hier direkt, dort
indirekt — als schädlich abgewiesen wird. Am schärfsten ist
das bei der geistigen Kerntruppe des heutigen Katholizismus
der Fall: im Orden der Gesellschaft Jesu, der unter den Dingen,
die für seine Angehörigen nicht existieren dürfen und durchaus
zu bekämpfen sind, auch das Gefühl irgendwelcher nationalen
Sonderzugehörigkeit nennt. Wir dagegen sind der Überzeugung,
daß die Verkümmerung der nationalen Idee immer und über-
all auch eine Verschlechterung in der sittlichen Leistungsfähig-
keit eines Volkes im ganzen bedeutet. Damit wird weder ge-
leugnet, daß große geistige Leistungen Einzelner auch in Zeiten
möglich sind, wo das Sonderbewußtsein eines Volkstums schlum-
mert, noch soll damit jenem barbarischen kulturfeindlichen
Chauvinismus das Wort geredet werden, der überall dort sich
einstellt, wo die nationale Idee aus dem Tempel geflüchtet und
statt ihrer die nationale Phrase eingezogen ist. Die Völker und
die Menschen leben in Wahrheit davon, wofür der Einzelne zu
sterben bereit ist, und wenn ein so großes Gebiet menschlicher
Seelenregungen, wie dasjenige, das mit Volkstum und Vater-
land zusammenhängt, aus dem Kreise der Güter ausscheidet,
mit denen für unser Gewissen die Notwendigkeit der Selbst-
aufopferung verbunden ist, so muß das schlechthin von schäd-
lichen Folgen für den inneren Gehalt des Volkscharakters be-
gleitet sein.
Die zweite Tatsache, die es dem deutschen Katholizismus
erschwert, Vollgiltiges für das äußere und innere Wachsen der
deutschen Idee zu leisten, ist seine Gebundenheit durch Rück-
sichten auf eine außerdeutsche Macht. Man hat dafür die Be-
zeichnung Ultramontanismus geprägt. Wiederum versichern
unsere katholischen Volksgenossen, in der Regel ebenso ehrlich
wie leidenschaftlich, daß sie den Papst, auch wenn er jenseits
der Alpen wohne, nur als das gemeinsame Oberhaupt der gan-