5. Das neapolitaniſche Grabdenkmal. 133
der Form flacher Pfeiler mit zier-
lichſtem Flachwerk bedeckt, ebenſo
der doppelte, durch Geſimſe mit
Zahnſchnittleiſte und Eierſtäben
getrennte Fries. Über dem vor-
ſpringenden Rand der Krönung
ſteht zwiſchen zwei Aufſätzen ein
Halbrund mit der Mutter Gottes
und dem Kinde in drei Viertel
Arbeit. Die hlg. Jungfrau iſt in
Halbfigur dargeſtellt, das Kind
ſitzt auf einem Kiſſen auf ihrem
rechten Knie und wühlt mit
kindlichem Behagen in einer mit
Früchten gefüllten Schüſſel, wobei
es den linken Fuß voll Entzückens
bis zur Bruſt der göttlichen Mutter
erhebt. Groß und anſprechend iſt
der Faltenwurf des Mantels, gut
die Arbeit der Hände und des
Nackten, der Ausdruck von großer
Innigkeit und auch der Aufbau
meiſterhaft, wenn er auch etwas
in die Breite auseinanderfällt. Den
Abb. 75. Grabmal des Galeazzo Pandone. Hintergrund bilden Wölkchen und
die Bäume einer Landſchaft nach
der Art alexandriniſcher Flachbilder, — im ganzen eine der beſten Arbeiten der
Auflebung in Veapel!
Von beiden Werken kennen wir die Meiſter nicht. Vielleicht darf man an
den Sohn des Tomas Malvito denken, den Johann Tomas, von dem wir ſchon
erwähnten, daß er 1524 die Kapelle der Kunto in S. Marien-der-Gnaden voll-
endete, und der deshalb nicht ohne weiteres für unebenbürtig des Vaters erklärt
werden darf. Vielleicht führt auch ein eingehender Vergleich der Werke des
Santacroce in dieſer Richtung. Es iſt eine der vielen Fragen der neapolitaniſchen
Kunſtgeſchichte, die noch ihrer Cöſung harren. —
Es iſt auffallend, daß in der Folgezeit, die wenig Bildwerke hohen Ranges
mehr aufweiſt, Michelangelo faſt ohne Einfluß auf Neapels Bildnerei geblieben
zu ſein ſcheint, obgleich gerade er zu einer verhängnisvollen Nachahmung hier
würde gereizt haben. Allerdings wurde Lorenz Bernini in Neapel geboren, aber
er trug ſeine unheimliche Kunſtfertigkeit nach Rom, und dies, nicht Veapel, iſt der
Mittelpunkt des Barock geworden, das wieder wie alle andern Stile auch erſt
fertig von dort in den Boden Neapels verpflanzt wurde.
In einem für die Forſchung ſehr wichtigen Briefe des Peter Summonte an
ſeinen Freund Mark Anton Michiel in Venedig vom 20. März 1524, deſſen
der Form flacher Pfeiler mit zier-
lichſtem Flachwerk bedeckt, ebenſo
der doppelte, durch Geſimſe mit
Zahnſchnittleiſte und Eierſtäben
getrennte Fries. Über dem vor-
ſpringenden Rand der Krönung
ſteht zwiſchen zwei Aufſätzen ein
Halbrund mit der Mutter Gottes
und dem Kinde in drei Viertel
Arbeit. Die hlg. Jungfrau iſt in
Halbfigur dargeſtellt, das Kind
ſitzt auf einem Kiſſen auf ihrem
rechten Knie und wühlt mit
kindlichem Behagen in einer mit
Früchten gefüllten Schüſſel, wobei
es den linken Fuß voll Entzückens
bis zur Bruſt der göttlichen Mutter
erhebt. Groß und anſprechend iſt
der Faltenwurf des Mantels, gut
die Arbeit der Hände und des
Nackten, der Ausdruck von großer
Innigkeit und auch der Aufbau
meiſterhaft, wenn er auch etwas
in die Breite auseinanderfällt. Den
Abb. 75. Grabmal des Galeazzo Pandone. Hintergrund bilden Wölkchen und
die Bäume einer Landſchaft nach
der Art alexandriniſcher Flachbilder, — im ganzen eine der beſten Arbeiten der
Auflebung in Veapel!
Von beiden Werken kennen wir die Meiſter nicht. Vielleicht darf man an
den Sohn des Tomas Malvito denken, den Johann Tomas, von dem wir ſchon
erwähnten, daß er 1524 die Kapelle der Kunto in S. Marien-der-Gnaden voll-
endete, und der deshalb nicht ohne weiteres für unebenbürtig des Vaters erklärt
werden darf. Vielleicht führt auch ein eingehender Vergleich der Werke des
Santacroce in dieſer Richtung. Es iſt eine der vielen Fragen der neapolitaniſchen
Kunſtgeſchichte, die noch ihrer Cöſung harren. —
Es iſt auffallend, daß in der Folgezeit, die wenig Bildwerke hohen Ranges
mehr aufweiſt, Michelangelo faſt ohne Einfluß auf Neapels Bildnerei geblieben
zu ſein ſcheint, obgleich gerade er zu einer verhängnisvollen Nachahmung hier
würde gereizt haben. Allerdings wurde Lorenz Bernini in Neapel geboren, aber
er trug ſeine unheimliche Kunſtfertigkeit nach Rom, und dies, nicht Veapel, iſt der
Mittelpunkt des Barock geworden, das wieder wie alle andern Stile auch erſt
fertig von dort in den Boden Neapels verpflanzt wurde.
In einem für die Forſchung ſehr wichtigen Briefe des Peter Summonte an
ſeinen Freund Mark Anton Michiel in Venedig vom 20. März 1524, deſſen