6. Kirchlidhe und andere Bildnerei. 157
Abb. 89. Santacroce, Abb. 90. Santacroce, Abb. 91. Santacroce,
Muttergottes. S, Johann der Cäufer. hlg. Benedikt.
denen Merlians durch Feinheit der Ausführung und Auffaſſung vorteilhaft ab-
heben.
Allen voran ſtehen drei Standbilder der Muttergottes (1. Altar r. Abb. 89),
des H. Benedikt mit dem Raben Gochalter r. Abb. 90), und des Cäufers (eben-
dort I, Abb. 99), die ſich von der Hand des Meiſters wohl erhalten in der etwas
entlegenen Rirche von St. Marien-zur-alten-Kapelle am Riatamone befinden.
Sie ſind lebensgroß, für Niſchen gearbeitet und daher rückwärts einfach ge-
halten. Sie gehörten wohl zu einem größeren, nun zerſtörten Altar, wie man
ihn ſich etwa nach dem Vorbilde des ſchönen in maßvoll zurücktretenden Formen
des Tomas-⸗Altars von St. Marie-der-Gnaden (Kaponapoli) zu denken haben
wird. Toskaniſches Maßhalten und Geſchmack zeichnen Santacroce aus und
weiſen deutlich auf ſeine florentiner Schulung. Vornehmheit der Haltung, ein
hie und da freilich ſchon ans Leere und Süßliche ſtreifendes Streben nach ruhiger
Schönheit, flüſſige und weiche meiſt natürliche Faltengebung, gute Modellie-
rung des Fleiſches und Freude am Nackten ſind ihm in einem für Neapel
hohen Maße eigen. Leider verlieren ſie ſich ſchnell mit dem Fortſchreiten ſeines
Werkes und ſchon die letzten ſeiner Arbeiten, die wir ihm zuſprechen möchten,
ſtehen nicht mehr auf der Höhe der drei Standbilder von Riatamone, und es
dringen im Zuſammenarbeiten mit ſeiner und Merlians Werkſtatt bald die
der Bildnerei der neapler Hochauflebung eigentümliche geräuſchvolle Bewegung,
überflüſſiger und unnatürlicher Faltenwurf und ähnliche Zeichen einer nach-
empfindenden Entartung auch in ſeine Arbeiten ein. Was im beſondern ſeinen
Abb. 89. Santacroce, Abb. 90. Santacroce, Abb. 91. Santacroce,
Muttergottes. S, Johann der Cäufer. hlg. Benedikt.
denen Merlians durch Feinheit der Ausführung und Auffaſſung vorteilhaft ab-
heben.
Allen voran ſtehen drei Standbilder der Muttergottes (1. Altar r. Abb. 89),
des H. Benedikt mit dem Raben Gochalter r. Abb. 90), und des Cäufers (eben-
dort I, Abb. 99), die ſich von der Hand des Meiſters wohl erhalten in der etwas
entlegenen Rirche von St. Marien-zur-alten-Kapelle am Riatamone befinden.
Sie ſind lebensgroß, für Niſchen gearbeitet und daher rückwärts einfach ge-
halten. Sie gehörten wohl zu einem größeren, nun zerſtörten Altar, wie man
ihn ſich etwa nach dem Vorbilde des ſchönen in maßvoll zurücktretenden Formen
des Tomas-⸗Altars von St. Marie-der-Gnaden (Kaponapoli) zu denken haben
wird. Toskaniſches Maßhalten und Geſchmack zeichnen Santacroce aus und
weiſen deutlich auf ſeine florentiner Schulung. Vornehmheit der Haltung, ein
hie und da freilich ſchon ans Leere und Süßliche ſtreifendes Streben nach ruhiger
Schönheit, flüſſige und weiche meiſt natürliche Faltengebung, gute Modellie-
rung des Fleiſches und Freude am Nackten ſind ihm in einem für Neapel
hohen Maße eigen. Leider verlieren ſie ſich ſchnell mit dem Fortſchreiten ſeines
Werkes und ſchon die letzten ſeiner Arbeiten, die wir ihm zuſprechen möchten,
ſtehen nicht mehr auf der Höhe der drei Standbilder von Riatamone, und es
dringen im Zuſammenarbeiten mit ſeiner und Merlians Werkſtatt bald die
der Bildnerei der neapler Hochauflebung eigentümliche geräuſchvolle Bewegung,
überflüſſiger und unnatürlicher Faltenwurf und ähnliche Zeichen einer nach-
empfindenden Entartung auch in ſeine Arbeiten ein. Was im beſondern ſeinen