Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jacques Rosenthal <München> [Hrsg.]
Bibliotheca medii aevi manuscripta (Band 2): Einhundert Handschriften des Mittelalters vom zehnten bis zum fünfzehnten Jahrhundert (Katalog Nr. 90) — München, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23403#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fassungen bekannten Kompilation dürfte der Codex recht aufschlußreich sein. In
einem ähnlichen Verhältnis zu den ersten Drucken steht die Handschrift der Articella
(nr. 111) aus dem XIII. Jahrhundert, die ebenfalls einen frühen Zustand dieser später
in ihrer Zusammensetzung veränderten und in ihrem Bestände vermehrten Sammlung
bietet. Nicht häufig ist das medizinische Hauptwerk des Florentiners Aldobrandino
(nr. 104), das er am Hofe der Herzoge von Savoyen in französischer Sprache verfaßte.
Von den unter dem Namen des Arnoldus de Villanova weit verbreiteten Schriften
finden sich hier zwei (in verkürzter Form): das Regimen sanitatis (nr. 108) und die
Abhandlung über die Weine (nr. 109). Einzelne Bücher aus Avicennas Canon in der
Übersetzung des Gerhard von Cremona bieten die Codices 115 und 116; außerdem
sind Marbods Lehrgedicht über die Heilkräfte der Edelsteine (nr. 158) und mehrere
anonyme Schriften vorhanden, darunter ein nicht uninteressantes Pestregiment (nr. 186).
Größere medizinische Rezeptsammlungen bieten der italienische Auszug aus dem
Thesaurus pauperum des Petrus Juliani (nr. 176), der ebenfalls italienische Codex 189
und die niederdeutsche Sammelhandschrift (nr. 163), die auch sonst viel interessante
populär^medizinische Kleinliteratur enthält.
Die Alchymie schließlich ist durch zwei inhaltsreiche Sammlungen vertreten. Die
erste (nr. 160), die auch mancherlei Astrologisches enthält, vereinigt alchymistische
Stücke verschiedener Herkunft, unter denen sich einige sehr seltene beßnden. Diese
Handschrift ist auch wegen der schönen Zeichnungen von Destillierapparaten (siehe
Tafel XIII) bemerkenswert. Die zweite Sammlung (nr. 185) enthält ganz vorwiegend
Texte, die dem Raymundus Lulli angehören oder zugeschrieben wurden, dazwischen
einige inhaltlich verwandte andere Schriften. Alchymistische Rezepte in größerer Zahl
finden sich ferner als Anhang zu Marbods Liber lapidum (nr. 158); darunter sind
höchst sonderbare Stücke, die eher aus dem Taschenbuche eines wandernden Gauklers,
als aus dem Rezeptar eines ernsthaften Alchymisten zu stammen scheinen.

Ernst Schulz.
 
Annotationen