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Roth, Friedrich Wilhelm Emil [Hrsg.]
Lateinische Hymnen des Mittelalters: als Nachtrag zu den Hymnensammlungen von Daniel, Mone, Vilmar und G. Morel aus Handschriften und Incunabeln ; nebst Beschreibung der benützten Handschriften und Drucke und alphabetischem Register der Liedanfänge — Augsburg, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.15195#0008
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IV

der Hymnenpoesie in den verschiedenen Jahrhunderten, diese Ein"
th eilung ist aber entschieden verwerflich, da die nach dem Officium
liturgisch geordnete die einzig richtige ist; welchen Weg Hone zuerst
eröffnete. Daniel machte zwar durch gute Register diesen Mangel
einigermassen wieder gut, sah sich aber veranlasst, manchen Text zwei-
mal abzudrucken, was die Handlichkeit des Werks nicht erhöhte. Viele
Lieder sind nur mit ihren Anfängen mitgetheilt und auf ältere Abdrücke
verwiesen. Auch dieses ist bei einer collectio amplissima wie die Daniel's
entschieden verwerflich und kaum mit Raummangel zu entschuldigen.
Der Benutzer ist ausser Daniel's Werk an eine ganze Reihe älterer
Sammlungen gebunden, die er sich nur bei einer guten Bibliothek ver-
schaffen kann. Ward Daniel's Werk dadurch kein mustergültiger the-
saurus der Hymnen, so ist dasselbe doch eine sehr achtbare Leistung,
noch immer brauchbar, gesucht und geschätzt, überhaupt die grösste
existirende Hymnensammlung. Konnte Daniel für Kritik der Texte
nur wenig thnn, so ist Mone's Sammlung darin das Gegentheil. Die-
selbe bietet über 1200 theilweise ungedmckte, theilweise in besseren
Texten mitgetheilte Lieder. Das Material entnahm Mone zahlreichen
und meist guten Handschriften vieler Bibliotheken Deutschlands, Bel-
giens, der Schweiz und Italiens und gewann dadurch eine Vollständig-
keit und Vielseitigkeit, die stets dessen Verdienst bleiben wird. Ist
Mone darin vollständig im Recht, dass Handschriften die besten Quellen
für den Abdruck der Hymnen sind, so geht dessen Schätzung der Hand-
schriften doch zu weit, und wird dadurch einseitig. Von vielen bereits
in älteren Sammlungen und Daniel's thesaurus abgedruckten namentlich
älteren Liedern hatte er jedenfalls keine Handschriften und theilte diese
Lieder daher nicht mit. Von andern in gedruckten Missalen befind-
lichen Hymnen dürfte es schwerlich noch handschriftliche Aufzeichnun-
gen geben, die besser als diese Abdrücke sind; für manche Lieder
scheint überhaupt eine handschriftliche Quelle zu fehlen. Manche
Wiegendrucke sind aber so selten, wenn nicht seltener als Handschrif-
ten, und müssen unbedingt in den Bereich der hymnologischen Forschung
gezogen werden. Ebenso ist ihre Wertstellung zur Berichtigung der
Texte den Handschriften gegenüber hoch anzuschlagen, da mancher alte
gedruckte Text die Texte der noch vorhandenen Handschriften über-
trifft. Die ältesten Liederdrucke wurden ja auch nach Handschriften
gemacht, oft nicht nach den besten, aber auch vielfach nicht nach
schlechteren, als wir jetzt besitzen, häufig sogar nach besseren,
wie es in der Auswahl und Gelegenheit der damaligen Bearbeiter gerade
lag. War die Correctur eines nach guten Handschriften gemachten
Manuscriptes eine sorgfältige, so stehen die Drucke den Handschriften
keineswegs nach und liefern einen correcten Text. Wo aber der alte
Bearbeiter ihm zweckmässig erscheinende Emendationen vornahm,
damit Text und Character der alten Lieder verdarb, ist von guten
Texten natürlich keine Rede. Solcher liturgischer Drucke gibt es auch
 
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