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Barré, Louis [Editor]; Roux, Henri [Oth.]; Kaiser, A. [Transl.]
Herculanum und Pompeji: vollständige Sammlung der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten Malereien, Mosaiken und Bronzen (2. Band): Zweite Serie der Malereien — Hamburg: Johann August Meissner, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.60992#0160
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152

MALEREIEN.

dert sich kaum, wie er auf solche Art eine so weite Reise zu machen im
Stande war. In seiner Nähe spielen ein Paar Delphine und scheinen sich
über seine glückliche Ankunft am Ziele zu freuen. Das Gestade, welches die
Füsse des wunderbaren Widders bereits betreten haben, ist jedoch keineswegs
mit der Geschicklichkeit aufgefasst, wie die Figuren und zeigt sonderbare
Verstösse wider die Perspective. Man sollte glauben, die ganze Landschaft
sei erst hinterher dazu gekommen, und die ursprüngliche Absicht des Künst-
lers sei gewesen, die Flüchtigen über den Fluthen darzustellen. Aber ein
eingebildeter Kenner und vermeintlicher Protector der Kunst habe auf den
Grund seines Geldes und vielleicht einigen Einflusses in der Gesellschaft, die
Forderung gemacht, dass man Kolchis sehen müsse und alsbald sei der
Wille eines solchen Mäcen geschehen.
Die Vignette zeigt einen Löwen, welcher zwei Pferde verfolgt, zwei am
Boden liegende Löwen, einen Baum und zwei Stühle mit Lehnen. Nun
gaben die römischen Kaiser mitunter im Cirkus Jagden verschiedener Thiere1),
allein die zwei Stühle deuten auf keinen so öffentlichen Ort, sondern auf ein
Privatbesitzthum. Vielleicht soll es ein Lustgarten sein, wo sich abgerichtete
Löwen befinden, wie sie z. B. in Indien bei der Jagd2) gebraucht wurden
und die Perser sie auf ihren Landsitzen unterhielten 3) und Heliogabel sie
bei seinen Gelagen4) auffuhrte.
Tafel 117.
Die Fabellehre der Alten hatte Alles um sie her belebt und bevölkert,
den Himmel, den Hain, die Flur, des Meeres Wogen, den Spiegel des Flus-
ses, die plätschernde Quelle, oder mit Schillers Worten:
Diese Höhen füllten Oreaden,
Eine Dryas lebt’ in jedem Baum,
Aus den Urnen lieblicher Najaden
Sprang der Ströme Silberschaum.
Die Quellen erhielten ihre Namen von den Najaden5), von welchen sie be-
wohnt wurden und die zuweilen aus ihrer Verborgenheit hervorkamen, wenn
die Klagen einer Sappho 6), die Schönheit eines Hylas7) oder eine andere
Veranlassung sie dazu bewog.
Hier ist eine Najade in einer grünenden Landschaft vorgestellt, nach-
lässig auf einen Felsensitz hingestreckt, gegen dessen rauhe Berührung ein

1) Boulenger. de Ven. circ. 21.
2) Aelian. v. h. XVIII. 26.
3) Strab. XIII.; Xenoph. Cyrop. I.; Plin.
h. n. VIII. 52.

4) Lamprid. Heliog. p. 163.
5) Tibull. eleg. IV. 6.
6) Ovid. epist. 25.
7) Desselb. Met. II. 116.
 
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