2
MALEREIEN.
hängt ihm vom Halse auf die Brust hinab und ein gleichfarbiges Thierfell
bedeckt seinen Rücken. Unter dem Leibe befindet sich eine der an Reiter-
statuen häufigen Stützen, welche mit den Pferdefüssen auf einem grossen
hölzernen Sockel ruht. Vorn an demselben ist vermuthlich eines der Räder ').
vorgestellt, auf welcher die Maschine lief; auch sind daran gegen Virgil's
Annahme2), der sie am Halse befestigen lässt, mehre Seile angebracht, an
denen zwei Reiben von Leuten ziehen. Nur vier davon sind genauer ausge-
führt und die zwei nächsten durch einen sonderbaren Anzug (weisse und
nicht bis auf die Knie herabreichende Gewänder, und einen, Kopf, Brust und
Schultern verhüllenden Ueberwurf), die andern beiden durch Hundskopfsmas-
ken ausgezeichnet. Letztere sind röthlich einfarbig ausgemalt. Zu ihrer Er-
klärung wäre anzumerken, dass die feierliche Einholung des hölzernen Pferdes
den Charakter einer religiösen Ceremonie besitzen musste, und dass die Alten
bei den Festen des Bacchus 3), der Isis 4), der syrischen Göttin 5), und
mancher andern ähnlichen Gottheiten 6) der Masken sich bedienten. Der
Künstler entlehnte sie vielleicht von den Bacchanalien und beabsichtigte da-
mit dem Gegenstände seiner Darstellung den Charakter ausgelassener Fröh-
lichkeit, vielleicht selbst der Thorheit zu geben. Philostratus7) hegte eine
ganz ähnliche Vorstellung von der Stimmung, welche die Troer bei jener Ge-
legenheit beseelte. Auch in Rom spielten bei den zu Ehren der Minerva
begangenen Quinquatrien die Masken ihre Rolle 8). Was die absonderliche
Form der hier vorgestellten Masken und namentlich die zwei hundsköpfigen
anlangt, so mag angeführt werden, dass die letztern vorzugsweise scheinen
an den Isisfesten getragen worden zu sein. An denen der Minerva brauchte
man die von Löwen, Geiern und andern Thieren 9).
Neben denen, welche das hölzerne Pferd ziehen und vor diesem befin-
den sich drei Figuren, welche zu tanzen scheinen. Links von der Maschine
sind Frauen und Mädchen mit Zweigen in den Händen, in weissen Gewändern
und mit zurückgeschlagenen rothen Schleiern 10); dazu scheinen sie Masken
von gleicher Farbe zu tragen. An der rechten Seite des Pferdes befindet
sich eine Procession von Personen in langen Gewändern, mit brennenden
Fackeln in den Händen11). Zwischen ihnen und den an das Pferd gespann-
ten Figuren steht eine Säule, welche eine Urne und andre nicht näher zu
bestimmende Gegenstände auf ihrer Spitze trägt. Es mag ein Denkmal für
einen Verstorbenen sein, vielleicht das des Laomedon, an dessen Zerstörung
1) Virg. Aen. II. 235.
2) Virg. a. a. 0. 236.
3) Marescotti, de person. c. 13.
4) Apulej. met. XI.
5) Ders. met. VIII.
6) Ulpian, de falsa legat. p. 388.
7) Apollon. Tyan. V. 26.
8) Ovid. fast. VI. 654.
9) Casaub. zu Lampridius, p. 214.
10) Callimach. fragm. II. 234.
11) Meursius, Panath. c. 8; Apulej. met.
XI; Lactant. I. 21.
MALEREIEN.
hängt ihm vom Halse auf die Brust hinab und ein gleichfarbiges Thierfell
bedeckt seinen Rücken. Unter dem Leibe befindet sich eine der an Reiter-
statuen häufigen Stützen, welche mit den Pferdefüssen auf einem grossen
hölzernen Sockel ruht. Vorn an demselben ist vermuthlich eines der Räder ').
vorgestellt, auf welcher die Maschine lief; auch sind daran gegen Virgil's
Annahme2), der sie am Halse befestigen lässt, mehre Seile angebracht, an
denen zwei Reiben von Leuten ziehen. Nur vier davon sind genauer ausge-
führt und die zwei nächsten durch einen sonderbaren Anzug (weisse und
nicht bis auf die Knie herabreichende Gewänder, und einen, Kopf, Brust und
Schultern verhüllenden Ueberwurf), die andern beiden durch Hundskopfsmas-
ken ausgezeichnet. Letztere sind röthlich einfarbig ausgemalt. Zu ihrer Er-
klärung wäre anzumerken, dass die feierliche Einholung des hölzernen Pferdes
den Charakter einer religiösen Ceremonie besitzen musste, und dass die Alten
bei den Festen des Bacchus 3), der Isis 4), der syrischen Göttin 5), und
mancher andern ähnlichen Gottheiten 6) der Masken sich bedienten. Der
Künstler entlehnte sie vielleicht von den Bacchanalien und beabsichtigte da-
mit dem Gegenstände seiner Darstellung den Charakter ausgelassener Fröh-
lichkeit, vielleicht selbst der Thorheit zu geben. Philostratus7) hegte eine
ganz ähnliche Vorstellung von der Stimmung, welche die Troer bei jener Ge-
legenheit beseelte. Auch in Rom spielten bei den zu Ehren der Minerva
begangenen Quinquatrien die Masken ihre Rolle 8). Was die absonderliche
Form der hier vorgestellten Masken und namentlich die zwei hundsköpfigen
anlangt, so mag angeführt werden, dass die letztern vorzugsweise scheinen
an den Isisfesten getragen worden zu sein. An denen der Minerva brauchte
man die von Löwen, Geiern und andern Thieren 9).
Neben denen, welche das hölzerne Pferd ziehen und vor diesem befin-
den sich drei Figuren, welche zu tanzen scheinen. Links von der Maschine
sind Frauen und Mädchen mit Zweigen in den Händen, in weissen Gewändern
und mit zurückgeschlagenen rothen Schleiern 10); dazu scheinen sie Masken
von gleicher Farbe zu tragen. An der rechten Seite des Pferdes befindet
sich eine Procession von Personen in langen Gewändern, mit brennenden
Fackeln in den Händen11). Zwischen ihnen und den an das Pferd gespann-
ten Figuren steht eine Säule, welche eine Urne und andre nicht näher zu
bestimmende Gegenstände auf ihrer Spitze trägt. Es mag ein Denkmal für
einen Verstorbenen sein, vielleicht das des Laomedon, an dessen Zerstörung
1) Virg. Aen. II. 235.
2) Virg. a. a. 0. 236.
3) Marescotti, de person. c. 13.
4) Apulej. met. XI.
5) Ders. met. VIII.
6) Ulpian, de falsa legat. p. 388.
7) Apollon. Tyan. V. 26.
8) Ovid. fast. VI. 654.
9) Casaub. zu Lampridius, p. 214.
10) Callimach. fragm. II. 234.
11) Meursius, Panath. c. 8; Apulej. met.
XI; Lactant. I. 21.