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Barré, Louis [Hrsg.]; Roux, Henri [Bearb.]; Kaiser, A. [Übers.]
Herculanum und Pompeji: vollständige Sammlung der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten Malereien, Mosaiken und Bronzen (6. Band): Dritte Serie der Bronzen — Hamburg: bei Johann August Meissner, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.72391#0031
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DRITTE SERIE.

23

Die zweite Lampe, zur Seite der ersten, stellt einen Hercules, mit
der Keule bewaffnet und mit der Löwenhaut über seinem rechten Arme, dar.
Neben ihm steht ein Altar, vielleicht die ara maxima, deren Errichtung in
die mythische Zeit hinaufgerückt und verschiedentlich erzählt wird1). Dieser
Altar war bei den Römern vorzüglich hoch geehrt: die Eide, welche man
dort ablegte, galten für die heiligsten, und ebendaselbst wurde der Zehnte
der Einkünfte entrichtet2), daher pars herculanea eine Bezeichnung für
jeden zehnten Theil überhaupt ward 3).
Die dritte Lampe, welche die Mitte der Tafel einnimmt, mit zwei Dillen
und einer Handhabe in der Form eines halben Mondes, trägt ein Brustbild
des Jupiter, und vor demselben den Adler mit dem Blitze.
Von der vierten Lampe, zur Rechten der mittlern, sind zwei Ansichten,
nach der obern Fläche und von der Seite gegeben: auch hier erscheint
Jupiter, in sitzender Stellung, in der Rechten den Blitz, in der Linken
das Scepter führend.
Die fünfte Lampe, zur Linken der mittlern, bietet den Kopf eines
Fauns oder eines Silvanus dar. Diese Verzierung ist auf Lampen ziem-
lich häufig4), sowie die Inschrift Silvano domestico5). Jene Wesen
galten als Urheber nächtlicher Gesichte 6) und waren das Schrecken der Kin-
der7). Ihren schädlichen Einfluss abzuwehren, wurde ein Besen quer vor der
Hausthüre aufgestellt, und vielleicht auch Lampen, welche gleich der unsrigen
das Bild dieser Gottheiten trugen, angezündet.
Die sechste Lampe, unter der vorhergehenden, zeigt eine weibliche Fi-
gur, vielleicht Venus, in einem Gewände, welches den Oberleib unbedeckt
lässt; daneben eine Vase auf dem Bruchstück einer Säule, welche zum Theil
von einer Draperie bedeckt wird. Wahrscheinlich ist dies eine jener Muscheln,
die zum Aufbewahren von Wohlgerüchen bestimmt waren 8), und die Draperie
das unter dem Namen termentarium9) bekannte Tuch. Wir bemerken
jedoch, dass einige Gelehrte hier einen Apollo neben einem Delphischen
Dreifuss und statt des Tuches eine Leier sehen wollen.
Endlich die siebente Lampe mit zwei Dillen stellt einen Hercules mit
der Keule und der Löwenhaut dar.
Alle Lampen dieser Tafel werden von den Antiquaren mit dem Namen
heiliger Lampen bezeichnet. Indessen ist der Unterschied, welchen man

1) Tacit. Ann. XV. 41. Liv. I. 7. Dion.
Hal.I. 31. Ovid.Fast. I. 579. Propert.
El. IV. 9, 67. Virg. Aen. VIII. 269.

2) Macrob. Sat. III. 6.

3) Plaut. Truc. II. 7, 11.

4) Passeri Luc. fict. II. tab. 47 sqq.

5) Grüter p. 64. n. 12. Reines. I. 102 sq.
6) Ovid.Epist. IV. 49. Dion. Hal. V. 290.
7) Horat. carm. III. 18.
8) Ebend. II. 7, 23.
9) Varro de Ling. Lat. IV. 9.
 
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