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Barré, Louis [Editor]; Kaiser, A. [Transl.]; Roux, Henri [Oth.]
Herculanum und Pompeji: vollständige Sammlung der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten Malereien, Mosaiken und Bronzen (6. Band): Dritte Serie der Bronzen — Hamburg: bei Johann August Meissner, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.72391#0052
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BRONZEN.

den Steines sie aufwecke. Der Schwan endlich war immer ein Vogel von
der glücklichsten Vorbedeutung (cycnus in auspiciis semper laetissimus ales ').
Die drei andern Lampen unterscheiden sich von jenen durch ihren Griff.
Die eine trägt den Kopf eines Delphins; die darauf folgende eine Löwen-
maske; die dritte einen mit halbem Leibe hervorragenden Panther oder Tiger,
beides bekanntlich dem Bakchos heilige Thiere 2). Der Delphin passt un-
streitig besser zu dem Nachen, welchen die Lampen vorstellen; wozu noch
kommt, wenn man die Lampe an sich ins Auge fasst, dass der Löwe und
der Tiger, wie den Alten nicht unbekannt war3), den Anblick der Flammen
nicht ertragen können.
Tafel 5 6.

Zwei äusserst merkwürdige Fragmente aus Terracotta.
Das erstere ist die abgebrochene Handhabe einer grossen Handlampe,
in der Form eines Wein- oder Feigenblattes. Die innere Seite des Blattes
ist mit Arabesken, bestehend aus Lotos und Hyacinthen, verziert; und mitten
aus diesen Arabesken ragt mit halbem Leibe eine männliche Figur hervor,
das Haupt mit der Phrygischen Mütze bedeckt, ein Scepter, oder ein Geräth
oder eine Waffe von schwer zu bestimmender Art in der rechten Hand. In
dem Bausche, welchen der zurückgeworfene Mantel bildet, bemerkt man Früchte.
Der Lotos zeigt eine Figur der Aegyptischen Symbolik an, und wir
wissen, dass in den Darstellungen derselben die Sonne dem Kelch dieser
Blume entstieg4); zu dieser Gottheit würden die Früchte passen; auch er-
scheint der Sonnengott mit der Phrygischen Mütze auf alten Denkmälern.
Indessen könnte auch Atys gemeint sein, welchem alle jene Attribute zu-
kommen 5), und in diesem Falle die Früchte Mandeln; denn aus einem Mandel-
kern ward Atys geboren 6).
Der Rückseite dieses Lampengriffes sind die drei Buchstaben INL
eingegraben, wol der Name des Eigenthümers oder des Künstlers. Auf
einigen Marmorbildern lies't man den Namen INLVSTRIVS 7).
Das zweite Fragment ist ein Dilychnos, an dem die Handhabe, eine
Dille und eines der beiden Greifenköpfe, welche die Seiten verzierten, fehlen.
In der Mitte erscheint eine bärtige Figur mit geöffnetem Munde: ohne Zwei-
fel eine tragische Maske, die, eben so wie der Greif, sich auf Bakchos
bezieht.

1) Anoym. bei Isidor. Orig. XII. 7.

2) Ovid. Met, III. 668. 669.

3) Plin. VIII. 16.

4) Plutarch. de Is. et Osir. Vgl. Serie

I. Taf. 23. 21.

5) Lanzi Sagg. di ling. etr. tom. II. p.
227. 392. 397.
6) Montfaucon tom I. tab. 2. 5.
7) Malvas. p. 29. Fabretti p. 300. n.274.
 
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