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Barré, Louis [Editor]; Kaiser, A. [Transl.]; Roux, Henri [Oth.]
Herculanum und Pompeji: vollständige Sammlung der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten Malereien, Mosaiken und Bronzen (6. Band): Dritte Serie der Bronzen — Hamburg: bei Johann August Meissner, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.72391#0094
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86

BRONZEN.

Die Thermen von Pompeji nehmen einen Raum von ungefähr hundert
Fuss Breite und hundert und zwanzig Fuss Länge ein, und bilden drei von
einander gesonderte Hauptgebäude: das erste enthielt die Oefen und die
Wohnung des bei den Bädern angestellten Personals, die beiden andern zwei
vollständige, durch einen gemeinschaftlichen grossen Ofen mit heissem Was-
ser und heisser Luft versorgte, übrigens aber gänzlich gesonderte Badehäuser.
Von diesen war das grössere ohne Zweifel für Männer bestimmt, das andere
für Weiber, die sich weniger zahlreich einfinden mussten, indem häusliche
Beschäftigungen und andere Rücksichten sie mehr zu Hause hielten. In
allen Städten des Alterthums hatten die Bäder der beiden Geschlechter von
einander gesonderte Gebäude und einen verschiedenen Eingang'): worin sich
ein Gefühl des Schicklichen kundgiebt, das bei ähnlichen Anstalten unserer
Tage nicht in gleicher Weise sich geltend gemacht hat.
Der Wasserbehälter war von den Thermen durch eine Strasse getrennt,
über welche ein Brückenbogen, der die Wasserleitungsröhren unterstützte,
gelegt war. In jedem der beiden Badehäuser fand man zunächst ein atrium
mit seinem impluvium, umgeben von Säulenhallen, unter denen Sitze
(ogoZaQ angebracht waren; von da trat man in einen Saal (ofoog, &1;&a),
darauf in das apodyterium2), wo die Kleider abgelegt wurden.
Die Oefen und Kessel, welche die Bäder mit heisser Luft und sieden-
dem Wasser versorgten, waren zwischen den beiden Thermen, in dem hy-
pocaustum genannten Theile angebracht. Die Oeffnung dieser Oefen ging
nach einem kleinen Winkel, den die Römer praefurnium3) nannten, wo
der Heizer, fornacarius4), fornacator5) oder vielmehr, laut der Auf-
schrift auf den Bädern selber, furnacator6) genannt, seinen Aufenthalt
hatte. Man hat daselbst eine Quantität Pech gefunden, was vermuthen lässt,
dass die Alten sich desselben bedienten, um die Gewalt des Feuers noch zu
verstärken. Der Hauptbrennstoff aber war das Holz, das in einem benach-
barten kleinen Hofe aufgeschichtet stand. Bemerkenswerth ist, dass von
dem hypocaustum eine Thür nach dem apodyterium der Männer führte,
während eben dasselbe in keiner Verbindung mit dem Badehause der Weiber
stand.
Der rundgeformte Herd hatte nach unten zwei Röhren, welche die heisse
Luft unter die auf kleinen Pfeilern ruhenden Fussböden (suspensurae, bal-
neae pensiles) und in die hohlen Mauern der Schwitzstuben leitete. Eine
Spanne von dem Herde befand sich der Kessel für siedendes Wasser; in

1) Varr. de Ling. lat. Vitruv. V. 10.

2) Von einigen Neuern auch spoliato-
rium genannt.

3) Cat. de Re rust. 38. Vitruv. V, 10.

VII. 10.

4) Ulpian. Dig. IX. 2, 27.
5) Paul. Dig. XXXI1L 7, 14.
6) Rosin. Dissert. Isagog. p. 66. tab.
10. n. 2.
 
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