DRITTE SERIE.
89
schriebenen Thermen sind mitten in der Stadt erbauet und werden von den
benachbarten Gebäuden vor den Nordwinden geschützt; fast alle Fenster
öffnen sich nach Süden.
Wir kehren zu unserer Tafel zurück. In den beiden Ecken des obern
Theils sind zwei jener Telamonen, welche im Innern des Tepidariums
standen, abgebildet. Diese Figuren, deren Haupt ein kleines Capital trägt
und welche die Ellbogen erheben, als wenn die Hände sich hinten vereinigen,
bildeten die Stützen eines rings um den Saal laufenden Karnies. Unbe-
kleidet, bis auf eine die Hüften bedeckende Draperie, welche bei den einen
aus einem rauhen Stoffe besteht, bei den andern schuppenartig erscheint,
sind diese Figuren aus gebranntem Thon gearbeitet, der sehr geschickt mit
einem Anwurf von weissem Stuck überkleidet ist.
Zwischen beiden sieht man eine der drei bronzenen Sitze, die derselbe
Saal enthielt, und die einander durchaus gleichen. Sie ruhen auf vier Füs-
sen, welche oben mit dem Kopf einer Kuh verziert sind, unten mit einer
gespaltenen Klaue, die übrigens aber in keinem Verhältniss zu dem Kopfe
steht, endigen. Auf dem Sitze selbst lies't man folgende Inschrift:
M. NIGIDIVS. VACCVLA. P. S.,
d. h. „Marcus Nigidius Vaccula hat diesen Sitz auf seine Kosten anfertigen
lassen." Es ist bekannt, dass die Namen mehrerer Römischen Geschlechter
von dem Landleben der früheren Zeit des Volkes entnommen waren: die
verschiedenen Arten von Vieh, worin damals der Reichthum bestand, gaben
den Anlass zur Benennung der Porcischen, Ovinischen, Caprilischen, Tauri-
schen Gens1). Eben dahin gehört denn auch der Name Vaccula.
Das Kohlenbecken, welches den ganzen untern Theil der Tafel einnimmt,
besteht aus bronzenen Seitenwänden und einem eisernen Heerde. Von den
vier Füssen, welche es stützen, sind die der Wand zugekehrten durchaus
schlicht, während die beiden andern eine geflügelte Sphinx mit einer Löwen-
klaue darstellen; die Seiten sind zinnenartig ausgezackt und die beiden
Ecken mit Palmblättern geschmückt. Auf der breitesten Seite sieht man in
hohem Relief (rondo rilievo) eine Kuh mit strotzender Euter.
Dieses mit der Verzierung der Sitze und ihrer Aufschrift übereinkom-
mende Abzeichen lässt uns in dem Kohlenbecken gleichfalls ein Geschenk
des Nigidius Vaccula erblicken. So liess das Taurische Geschlecht einen
Stier auf seine Münzen setzen, wie in neuern Zeiten die Colonna einen Pfei-
ler und die Orsini einen Bären in ihren Wappen führten. Wir haben schon
Gelegenheit gehabt, ähnliche Vergleichungen anzustellen 2), und fügen nur
noch hinzu, dass dieser Gebrauch den Schlüssel zum Verständniss vieler
i) Varr. de Re rust. II. 1. 2) Taf. 43.
3. Serik. — Bronzen.
12
89
schriebenen Thermen sind mitten in der Stadt erbauet und werden von den
benachbarten Gebäuden vor den Nordwinden geschützt; fast alle Fenster
öffnen sich nach Süden.
Wir kehren zu unserer Tafel zurück. In den beiden Ecken des obern
Theils sind zwei jener Telamonen, welche im Innern des Tepidariums
standen, abgebildet. Diese Figuren, deren Haupt ein kleines Capital trägt
und welche die Ellbogen erheben, als wenn die Hände sich hinten vereinigen,
bildeten die Stützen eines rings um den Saal laufenden Karnies. Unbe-
kleidet, bis auf eine die Hüften bedeckende Draperie, welche bei den einen
aus einem rauhen Stoffe besteht, bei den andern schuppenartig erscheint,
sind diese Figuren aus gebranntem Thon gearbeitet, der sehr geschickt mit
einem Anwurf von weissem Stuck überkleidet ist.
Zwischen beiden sieht man eine der drei bronzenen Sitze, die derselbe
Saal enthielt, und die einander durchaus gleichen. Sie ruhen auf vier Füs-
sen, welche oben mit dem Kopf einer Kuh verziert sind, unten mit einer
gespaltenen Klaue, die übrigens aber in keinem Verhältniss zu dem Kopfe
steht, endigen. Auf dem Sitze selbst lies't man folgende Inschrift:
M. NIGIDIVS. VACCVLA. P. S.,
d. h. „Marcus Nigidius Vaccula hat diesen Sitz auf seine Kosten anfertigen
lassen." Es ist bekannt, dass die Namen mehrerer Römischen Geschlechter
von dem Landleben der früheren Zeit des Volkes entnommen waren: die
verschiedenen Arten von Vieh, worin damals der Reichthum bestand, gaben
den Anlass zur Benennung der Porcischen, Ovinischen, Caprilischen, Tauri-
schen Gens1). Eben dahin gehört denn auch der Name Vaccula.
Das Kohlenbecken, welches den ganzen untern Theil der Tafel einnimmt,
besteht aus bronzenen Seitenwänden und einem eisernen Heerde. Von den
vier Füssen, welche es stützen, sind die der Wand zugekehrten durchaus
schlicht, während die beiden andern eine geflügelte Sphinx mit einer Löwen-
klaue darstellen; die Seiten sind zinnenartig ausgezackt und die beiden
Ecken mit Palmblättern geschmückt. Auf der breitesten Seite sieht man in
hohem Relief (rondo rilievo) eine Kuh mit strotzender Euter.
Dieses mit der Verzierung der Sitze und ihrer Aufschrift übereinkom-
mende Abzeichen lässt uns in dem Kohlenbecken gleichfalls ein Geschenk
des Nigidius Vaccula erblicken. So liess das Taurische Geschlecht einen
Stier auf seine Münzen setzen, wie in neuern Zeiten die Colonna einen Pfei-
ler und die Orsini einen Bären in ihren Wappen führten. Wir haben schon
Gelegenheit gehabt, ähnliche Vergleichungen anzustellen 2), und fügen nur
noch hinzu, dass dieser Gebrauch den Schlüssel zum Verständniss vieler
i) Varr. de Re rust. II. 1. 2) Taf. 43.
3. Serik. — Bronzen.
12