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Ruskin, John
Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 11/12): Moderne Maler (Band 1-2) — Leipzig, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.3877#0082
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Unterschied in der Farbe zwischen zwei teilweise be-
leuchteten weißen und schwarzen Objekten nicht so
groß ist, als der zwischen der beleuchteten und der
beschatteten Fläche eines schwarzen (oder weißen)
Objekts.

WAHRHEIT DES TONS

Unter Ton verstehe ich zunächst die genaue Beziehung
der Objekte zueinander nach ihrer Substanz und dem
Dunkel, in dem sie erscheinen, je nach ihrer größeren
oder geringeren Entfernung voneinander. Ferner, nach
der vollkommenen Beziehung all ihrer Schatten zu
dem Hauptlicht des Bildes, es sei im Himmel oder
im Wasser oder sonst wo. Ferner das genaue Ver-
hältnis der Schattenfarbe zu der Lichtfarbe, so dass sie
nur als verschiedene Grade desselben Lichts empfunden
werden. Ebenso das genaue Verhältnis der beleuch-
teten Teile selbst zu dem Grade, in welchem sie von
der Farbe des Lichtes — kalt oder warm — beein-
flusst werden. Das Bild als ganzes muss ein Klima
ausatmen, unter einem Licht stehen und von einer
Atmosphäre erfüllt sein. Dies beruht auf der be-
sondern unerklärlichen Qualität jeder aufgetragenen
Farbe, durch die das Auge ebenso die aktuelle Farbe
der dargestellten Dinge wahrnimmt wie die höchste
Höhe, zu der die Beleuchtung sie erhoben hat. Ein
sehr helles Braun kann z. B. außerhalb des Sonnen-
scheins dieselbe Farbenschattierung aufweisen wie ein
totes oder kaltes Braun im Sonnenlicht. Es wird
 
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