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Sander, Heinrich; Goetz, Georg Friedrich [Editor]; Hohenlohe-Kirchberg, Christiane Louise zu [Oth.]
Heinrich Sanders, Professors am Gymnasium illustre zu Karlsruhe, der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin, und der Fürstl. Anhaltischen teutschen Gesellschaft in Bernburg Ehrenmitglieds Kleine Schriften (Erster Band) — Frankfurt am Main: in der Wernerischen Buchhandlung, 1788 [VD18 90819837]

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https://doi.org/10.11588/diglit.52956#0300
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286 Vom Gefrieren des Weins.

Mittel, das alles so genau, so innig mit einander zu
verbinden, so wären wir Schöpfer in der Natur, nicht
Bürger, und verwandelten zu unseren Schaden alle
große Ströme in Tockayer und Kapwein.
Daß es so schlechten, verMuthlich durch Betrug
und Gewinnsucht so schändlich gemischten Wein giebt,
daß beim Gefrieren gar nichts geistiges Zurükbleibt,
ist gewiß. Ist die Nacht nicht kalt genug zum Schei-
den der edlern Theile von den wäfserigten, so gefriert
doch so viel Wasser in dem Gesas, daß das übrige aus-
serordentlich gut ist. Man hat Weine gefrieren las-
sen und das Ungefrorne hatte so viel Geist, daß,
wenn man nur mit dem Glas gegen die Nase kam,
von den vielen flüchtigen Geistern ein Niesen erregt
wurde. So ein Wein ist freilich hernach brennen-
der, als alle geistige Getränke und Liqueurs. Nicht
durchgängig wahr ist es, daß sich dadurch der Ge-
schmak des Weins verändert: man sollte es freilich
vermuthen, aberwürklich ist es nicht allemal. Man
muß sich auch hüten, den Geschmak des Weins zu
beurtheilen, so lang er eiskalt ist. Mik dem gefror-
nen Wein kann man andre Weine verbessern. Man
spürt die Würkung von einem Löffel voll in einem
großen Glase. Man weiß, daß ein Wirth, dem ein
Faß voll guten Burgunderweins aus Versehen der
Bedienten im Hof liegen blieb und gefror, sich für
den Abgang dadurch schadlos hielt, daß er mit dem
geläuterten Burgunder eine Menge schlechtem Bur-
gunder verbesserte.
Die silberne Kugel, die sonst von Weinhändlern
gebraucht wird, die Güte des Weins zu erfahren, ist,
wie
 
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