Vom Gefrieren des Weins. 285
friert Nicht. Es sammlet sich dieser edlere geistigere
Theil des Weins unter dem Eis, womit das Gesas
Lnnwendig ganz belegt wird, und wenn man noch in
der kalten Atmosphäre die Rinde von Eis schnell durch-
stößt, ehe es noch zerschmelzen kann; so lauft der un-
gefrorne von vielem Wasser gereinigte Theil heraus,
und man hat einen concentrirten veredelten Wem, dem
der beste Weinkenner oft keinen Namen zu geben weiß.
Duß das Wasser allemal der beträchtlichste Bestand-
theil des Weins ist, lehrt diese Probe offenbar. Denn
vom gewöhnlichen Tischwein ist es fast Regel, daß
nach dem Gefrieren von einer Maas Wein (vier
Schoppen) nur ein Glas voll übrig bleibt. Daß
durch das Gefrieren nicht alles Wasser bis auf den
lezken Tropfen herausgezogen wird, folgt eben so ge-
wiß; denn man kann den nach dem Gefrieren erhal-
tenen Wein noch einmal gefrieren lassen, so beschlägt
er wieder mit Eis, es wird immer weniger, der
Wein aber wird immer feuriger, starker, wie man
aus Brannkewein endlich Alkohol macht. Daß bei
wiederholtem Gefrieren doch nicht alles Oel und Salz
aus dem Wasser gezogen wird, lehrt die Erfahrung
ebenfalls. Denn das Eis vom Wein behält immer
noch eine rothe oder gelbe Farbe und läßt man es in
der Wärme des Zimmers schmelzen, so hat der Rest,
so fade und widerlich auch der Gefchmak ist, Noch im-
mer etwas weinhafkes auf der Zunge, und auch im-
mer noch eine Farbe. Wir sind wahrscheinlich nicht
im Stand, das eigentliche Principium des WWs
von seinen übrigen Bestandtheilen zu trennen. Wü-
sten wir alle Ingredienzien, wüsten wir die Propor-
tion, womit die Natur das mischt, wüßten wir das
Mittel,
friert Nicht. Es sammlet sich dieser edlere geistigere
Theil des Weins unter dem Eis, womit das Gesas
Lnnwendig ganz belegt wird, und wenn man noch in
der kalten Atmosphäre die Rinde von Eis schnell durch-
stößt, ehe es noch zerschmelzen kann; so lauft der un-
gefrorne von vielem Wasser gereinigte Theil heraus,
und man hat einen concentrirten veredelten Wem, dem
der beste Weinkenner oft keinen Namen zu geben weiß.
Duß das Wasser allemal der beträchtlichste Bestand-
theil des Weins ist, lehrt diese Probe offenbar. Denn
vom gewöhnlichen Tischwein ist es fast Regel, daß
nach dem Gefrieren von einer Maas Wein (vier
Schoppen) nur ein Glas voll übrig bleibt. Daß
durch das Gefrieren nicht alles Wasser bis auf den
lezken Tropfen herausgezogen wird, folgt eben so ge-
wiß; denn man kann den nach dem Gefrieren erhal-
tenen Wein noch einmal gefrieren lassen, so beschlägt
er wieder mit Eis, es wird immer weniger, der
Wein aber wird immer feuriger, starker, wie man
aus Brannkewein endlich Alkohol macht. Daß bei
wiederholtem Gefrieren doch nicht alles Oel und Salz
aus dem Wasser gezogen wird, lehrt die Erfahrung
ebenfalls. Denn das Eis vom Wein behält immer
noch eine rothe oder gelbe Farbe und läßt man es in
der Wärme des Zimmers schmelzen, so hat der Rest,
so fade und widerlich auch der Gefchmak ist, Noch im-
mer etwas weinhafkes auf der Zunge, und auch im-
mer noch eine Farbe. Wir sind wahrscheinlich nicht
im Stand, das eigentliche Principium des WWs
von seinen übrigen Bestandtheilen zu trennen. Wü-
sten wir alle Ingredienzien, wüsten wir die Propor-
tion, womit die Natur das mischt, wüßten wir das
Mittel,