Bei dem Grabe der Frar von Geiſau. 69
zeln? Du verlierſt deine Zilden, verlierſt deinen
Schmuck — und der Schwerm der Veraͤchtlichen
raßt, wies Meerwaſſer, und wird immer gewaltiger
immer tobender. —
Tochter — fuͤr Dich war das Grab nicht — Dein
Vater wird den Engel in Dir kommen ſehen — Der
Himmel wird ſich Deiner Ankuͤnft freuen, aber was
ſoll Deine Mutter im fhmerzvollen Alter auf der
Erde, ohne Dich? Warſt Du mir nicht, wie die Son—
ne, die den praͤchtigen Tag ankuͤndigt, und am
Abend feherlicher wird, und ſinkt.
Was ſoll ich dem Kind ſagen, wanns nach Dir
fragt? Du nimmſt den Schatz der Weisheit und
Tuhend mit, den Du lange fuͤr Deinen Sohn ſamm⸗
leteſt — O wie verehrungswuͤrdig warſt Du mir
Schweſter! wann ich Dich ſah, fuͤr den werdenden
Menſchen neben Dir mit mütterlicher Zaͤrtlichkeit le⸗
ben — wann ich ſah, wie Dein Herz klopfte, ſo
oft du ſagteſt, wie er unter Deinen Haͤnden werden
ſollte — Unmuͤndiger! die Erde wird dir noch oft
Wonne und Ruhe verſagen, du wirſt noch oft
das Gewicht des Kummers fuͤhlen, ehe du ans Grab
wankſt, aber — deine erſten Jahre ſind dir die
ſchrecklichſten, wer wird dir wiedergeben, was du jetzt
ungeſchaͤtzt verlierſt? Wimmre nur um Sie — Kleis
ner Ungluͤcklicher, wer deine Mutter kannte, weint
mit dir — Da weint der Weiſe, da klagt der Freund,
da jammert der Arme, dem Sie gutes that — Die
Religion hat ihre Verehrerin emporgehoben, aber die
Erde vermißt dies Muſter fuͤr alle, hat eine Seele
— voll
— ;
—
zeln? Du verlierſt deine Zilden, verlierſt deinen
Schmuck — und der Schwerm der Veraͤchtlichen
raßt, wies Meerwaſſer, und wird immer gewaltiger
immer tobender. —
Tochter — fuͤr Dich war das Grab nicht — Dein
Vater wird den Engel in Dir kommen ſehen — Der
Himmel wird ſich Deiner Ankuͤnft freuen, aber was
ſoll Deine Mutter im fhmerzvollen Alter auf der
Erde, ohne Dich? Warſt Du mir nicht, wie die Son—
ne, die den praͤchtigen Tag ankuͤndigt, und am
Abend feherlicher wird, und ſinkt.
Was ſoll ich dem Kind ſagen, wanns nach Dir
fragt? Du nimmſt den Schatz der Weisheit und
Tuhend mit, den Du lange fuͤr Deinen Sohn ſamm⸗
leteſt — O wie verehrungswuͤrdig warſt Du mir
Schweſter! wann ich Dich ſah, fuͤr den werdenden
Menſchen neben Dir mit mütterlicher Zaͤrtlichkeit le⸗
ben — wann ich ſah, wie Dein Herz klopfte, ſo
oft du ſagteſt, wie er unter Deinen Haͤnden werden
ſollte — Unmuͤndiger! die Erde wird dir noch oft
Wonne und Ruhe verſagen, du wirſt noch oft
das Gewicht des Kummers fuͤhlen, ehe du ans Grab
wankſt, aber — deine erſten Jahre ſind dir die
ſchrecklichſten, wer wird dir wiedergeben, was du jetzt
ungeſchaͤtzt verlierſt? Wimmre nur um Sie — Kleis
ner Ungluͤcklicher, wer deine Mutter kannte, weint
mit dir — Da weint der Weiſe, da klagt der Freund,
da jammert der Arme, dem Sie gutes that — Die
Religion hat ihre Verehrerin emporgehoben, aber die
Erde vermißt dies Muſter fuͤr alle, hat eine Seele
— voll
— ;
—