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Sander, Heinrich; Goetz, Georg Friedrich [Editor]; Hohenlohe-Kirchberg, Christiane Louise zu [Oth.]
Heinrich Sanders, Professors am Gymnasium illustre zu Karlsruhe, der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin, und der Fürstl. Anhaltischen teutschen Gesellschaft in Bernburg Ehrenmitglieds Kleine Schriften (Zweiter Band) — Frankfurt am Main: in der Wernerischen Buchhandlung, 1788 [VD18 90819853]

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https://doi.org/10.11588/diglit.52916#0078
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70 Bei dem Srabt der Frau von Geiſau.

voll Verſtand und Tugad, voll Sanftheit und ſtil—
ler Rechtſchaffenheit weſiger. —

Gott! oft zittern dline Geſchoͤpfe vor Dir, wann
ſie anbeten — vergieb unſerm zerriſſenen Herzen, wann
die Zunge irrt — Duſſchafſt Sonnenſchein um uns,
und wir freuen uns, aber Du haſt auch verborgene
Donner, die uns ftumm machen, bis der wuͤhlende
Schmerz aufwacht und ſchreit — Waren wir Ihrer
nicht mehr werth? Mangeln uns nicht uͤberall ſtarke,
feine, fromme Menſchen? Zog Sie nicht jeden Schaͤ—
tzungswerthen mit goͤttlicher Sympathie der Seele
zu Sich? Ruft nicht jeder die letzte Minute zuruͤck,
wo er Sie noch im Erdenkleid ſah? Ach, und der
Staubkoͤrper ſoll den Geiſt — der zu Dir aufſtrebte,
niederbeugen? ſoll Sie hinwerfen, daß Sie, Dein Bild,
nicht mehr iſt — ſoll Sie wegnehmen, ehe jeder noch
die Sprache der Ruhe, der Seelenſtaͤrke von Ihren
Lippen auffaßt — Gott! unſre Thraͤnen verſtummen,
und unſer belaſtetes Herz beugt ſich zum Grab nie—
der. —

Biſt Du gluͤcklicher oder ungluͤcklicher alswir —
Schweſter in fernen Gegenden? Du haſt nicht geſe—
hen, wie menſchliche Hinfaͤlligkeit, ſich uͤber Ihre
Huͤlle verbreitete, haſt nicht mit uns gelitten, wie
wir dem Tod der Lieben entgegenſchaueten — Du
kennſt nur Ihren Karakter — Ihre Leiden nicht —
Ach, Sie ſagte uns nichts mehr fuͤr Dich — Frage
nicht nach Ihren letzten Stunden, es war eine trau—
rige Pauſe im erhabenen Geiſtes Leben — Tugend
war in der Seele, und wir ſahen ſie nicht, Gott al—
lein verſtand die ſtillen Regungen Seiner kommenden

Erloͤ⸗




 
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