10
die plumpe
Griechiſche
Manier / nñ
folgen den
Antichen.
Unkerſchied
der Anti-
chen: die
ſind Alte uñ
recht gute /
und gemei-
ne Alte.
Mahlereh
e
ſtatige übung / ſolche Ruͤnſte wieder in vori-
gen Wolſtand und zu Ehren erhoben. Dann /
Ob dieſe ſchon vor Augen gehabt / die Triumf-
Piber cstatuen / Bildniſe und Ehren Seu-
en / welche / erſt nach Zerſtoͤrung und Verwuͤ⸗
ſtung der Stadt Rom / mit weniger Runſt
aufgerichtet worden / ſind ſie doch ſo klug und
verſtaͤndig geweſen / daß ſie das wenige gute
heraus geklaubet / den plumpen Gothiſchen
Unform nach und nach verbannet / und mit al-
kommenheit geſuchet.
lern / die man Antichen nennet. Die rechte gu-
te Antichen ſind / die / vor der Regierung
Conſtantini, zu Corintho, Athen unò Rom /
auch in andern beruͤhmten Staͤdten / unter Ne-
rone, Veſpaſiano, Trajano, Adriano und
Antonino, vor und nach gelebet: Die andere
aber / welche von der Zeit Papſts Sy lveſtri l.
bis auf die Zeit / von der wir jezt reden / gefol-
get / werden nur Alte genennet / weil ſie mehr
dalken / als mahlen konten. Dann die groſſe
die antiche fürnehme Ruͤnſtler weggeraffet /
und allein dieſe alte Griechen / mit etlichen we-
nig Linien und groſſem Seld voll garben / hin-
terlaſſen: Dergleichen Werke / von altem Mo-
ſaiſchem Schrot-Werk / durch ganz Waͤlſch-
land / in allen alten Kirchen und unterſchiedli-
chen Haͤuſern / abſonderlich in dem Piliſchen
Gebiete / wie auch bey S. Marco zu Venedig /
zu ſehen ſind. . ‘
Es finden ſich auch viel Gemaͤlde und Sta-
tuen / welche ſie mit friſchen / eifrigen / Geiſt-
vollen Augen / hingegen mit lahmen und han-
e
genden Handen / ohne geſto und Art gebildet:
am Thor zur Sac riſtey und Convent, wie nicht
minder bey der Rirche zum H. Geiſt daſelbſt /
an der ganzen Seite des Cloſters / das gegen
und Bild-
hauerey. ;
der Rirche ſihet / auch zu Arezzo bey S. ullan
und S. Bartholomæo, und zu Rom in der al
ten Peters Kirche / da um und um / unter den
nige Ungeheuer / als erkentliche Bildniſe prær-
ſentiren. Zu dieſer nicht ⸗kuͤnſtlichen Mahle-
rey / geſellte ſich auch ihre wenig. loͤbliche Scul-
tur, als zu ſehen auf dem Thor der Michaels-
Kirche zu Florenz / von Baſſo rilievo oder ni-
derer Erhebung / wie auch an allen Heiligen
Begraͤbniſen und ierraten der bortalien / wel-
es unmoͤglich uͤbler und ſchlimmer zu erſinnen
waͤre.
Hiermit ſey nun dieſer mein diſcurs beſchloſ-
ſen: welcher zwar ſich etwas langer und weit-
laͤuffiger erſtrecket / als mein Vorſatz geweſen /
aber bloß den Tutzen der Runſtleꝛ und Runſt-
liebenden intendiret / und gar nicht aus affe.
ction und unordentlicher Neigun g gegen mei-
ner Runſt entſprungen iſt. Dieſelbe werden
nun hieraus erſehen koͤnnen / wie dieſe Ruͤnſte /
von ſo geringem Anfang / zu ſo herilicher Voll-
kommenheit / und nachmals von dieſer edlen
Soͤhe / in aͤuſerſten Sturz- Fall gebracht wor-
en; wie deren Eigenſchaft mit der Natur
Menſchliches Leibes einſtimme / und ihnen /
leichwie dieſen / die Geburt und Aufwach-
ung / das Alter / Abnehmen und Sterben / ver-
wandt ſeyz und endlich / wie ſie zu neuem Fort-
anget.
ein Abſehen und Zweck iſt auch hierbey /
daß / wann etwan mit der Zeit / (welches der
Himmel verhuͤten wolle) entweder aus Fahr-
laſſigkeit der Menſchen / oder wegen der Welt
verderblichen Zuſtandes / durch ſonderbare
Straffe GO ttes / es wieder dahin gerahten
ſolte / daß dieſe Kuͤnſte / wie vordeſſen / in Ab-
gang und Pergeſſenheit kaͤmen / ſie durch dieſe
meine willig uͤbernommene Muͤhwaltung ſich
ſern fals / die nachkommende lubtile und edle
mogen. Die Groͤnung belangend / werde ich
nach zur Vortrefflichkeit und Vollkommenheit
ben und Wandel / auch was ſie für ſonderbare
und Bild niſe aufs aller aͤhnlichſte / ohne Spa-
rung einiger Roſten / in dieſes Buch verfaſſet:
tung und Sleiß geweſen / leichtlich erkennet
werden / wann man / in Durchleſung deſſen /
ſiehet und erwaͤget / woher ich ſolches alles ge-
nommen / und zu was Ende ich alles und jedes
eingefüͤhret. Was von den andern Kuͤnſten zu
ſagen noch uͤbrig iſt / uberlaſſe ich den verſtaͤn⸗
digen Architectis und Bildhauern: maſſen ich
den / und hiermit diefe Reife antrette / die
ich / mit Goͤttlicher Verleihung / wol
zu vollenden verhoffe-
Abſehen uñ
der Kunſt /
n
die plumpe
Griechiſche
Manier / nñ
folgen den
Antichen.
Unkerſchied
der Anti-
chen: die
ſind Alte uñ
recht gute /
und gemei-
ne Alte.
Mahlereh
e
ſtatige übung / ſolche Ruͤnſte wieder in vori-
gen Wolſtand und zu Ehren erhoben. Dann /
Ob dieſe ſchon vor Augen gehabt / die Triumf-
Piber cstatuen / Bildniſe und Ehren Seu-
en / welche / erſt nach Zerſtoͤrung und Verwuͤ⸗
ſtung der Stadt Rom / mit weniger Runſt
aufgerichtet worden / ſind ſie doch ſo klug und
verſtaͤndig geweſen / daß ſie das wenige gute
heraus geklaubet / den plumpen Gothiſchen
Unform nach und nach verbannet / und mit al-
kommenheit geſuchet.
lern / die man Antichen nennet. Die rechte gu-
te Antichen ſind / die / vor der Regierung
Conſtantini, zu Corintho, Athen unò Rom /
auch in andern beruͤhmten Staͤdten / unter Ne-
rone, Veſpaſiano, Trajano, Adriano und
Antonino, vor und nach gelebet: Die andere
aber / welche von der Zeit Papſts Sy lveſtri l.
bis auf die Zeit / von der wir jezt reden / gefol-
get / werden nur Alte genennet / weil ſie mehr
dalken / als mahlen konten. Dann die groſſe
die antiche fürnehme Ruͤnſtler weggeraffet /
und allein dieſe alte Griechen / mit etlichen we-
nig Linien und groſſem Seld voll garben / hin-
terlaſſen: Dergleichen Werke / von altem Mo-
ſaiſchem Schrot-Werk / durch ganz Waͤlſch-
land / in allen alten Kirchen und unterſchiedli-
chen Haͤuſern / abſonderlich in dem Piliſchen
Gebiete / wie auch bey S. Marco zu Venedig /
zu ſehen ſind. . ‘
Es finden ſich auch viel Gemaͤlde und Sta-
tuen / welche ſie mit friſchen / eifrigen / Geiſt-
vollen Augen / hingegen mit lahmen und han-
e
genden Handen / ohne geſto und Art gebildet:
am Thor zur Sac riſtey und Convent, wie nicht
minder bey der Rirche zum H. Geiſt daſelbſt /
an der ganzen Seite des Cloſters / das gegen
und Bild-
hauerey. ;
der Rirche ſihet / auch zu Arezzo bey S. ullan
und S. Bartholomæo, und zu Rom in der al
ten Peters Kirche / da um und um / unter den
nige Ungeheuer / als erkentliche Bildniſe prær-
ſentiren. Zu dieſer nicht ⸗kuͤnſtlichen Mahle-
rey / geſellte ſich auch ihre wenig. loͤbliche Scul-
tur, als zu ſehen auf dem Thor der Michaels-
Kirche zu Florenz / von Baſſo rilievo oder ni-
derer Erhebung / wie auch an allen Heiligen
Begraͤbniſen und ierraten der bortalien / wel-
es unmoͤglich uͤbler und ſchlimmer zu erſinnen
waͤre.
Hiermit ſey nun dieſer mein diſcurs beſchloſ-
ſen: welcher zwar ſich etwas langer und weit-
laͤuffiger erſtrecket / als mein Vorſatz geweſen /
aber bloß den Tutzen der Runſtleꝛ und Runſt-
liebenden intendiret / und gar nicht aus affe.
ction und unordentlicher Neigun g gegen mei-
ner Runſt entſprungen iſt. Dieſelbe werden
nun hieraus erſehen koͤnnen / wie dieſe Ruͤnſte /
von ſo geringem Anfang / zu ſo herilicher Voll-
kommenheit / und nachmals von dieſer edlen
Soͤhe / in aͤuſerſten Sturz- Fall gebracht wor-
en; wie deren Eigenſchaft mit der Natur
Menſchliches Leibes einſtimme / und ihnen /
leichwie dieſen / die Geburt und Aufwach-
ung / das Alter / Abnehmen und Sterben / ver-
wandt ſeyz und endlich / wie ſie zu neuem Fort-
anget.
ein Abſehen und Zweck iſt auch hierbey /
daß / wann etwan mit der Zeit / (welches der
Himmel verhuͤten wolle) entweder aus Fahr-
laſſigkeit der Menſchen / oder wegen der Welt
verderblichen Zuſtandes / durch ſonderbare
Straffe GO ttes / es wieder dahin gerahten
ſolte / daß dieſe Kuͤnſte / wie vordeſſen / in Ab-
gang und Pergeſſenheit kaͤmen / ſie durch dieſe
meine willig uͤbernommene Muͤhwaltung ſich
ſern fals / die nachkommende lubtile und edle
mogen. Die Groͤnung belangend / werde ich
nach zur Vortrefflichkeit und Vollkommenheit
ben und Wandel / auch was ſie für ſonderbare
und Bild niſe aufs aller aͤhnlichſte / ohne Spa-
rung einiger Roſten / in dieſes Buch verfaſſet:
tung und Sleiß geweſen / leichtlich erkennet
werden / wann man / in Durchleſung deſſen /
ſiehet und erwaͤget / woher ich ſolches alles ge-
nommen / und zu was Ende ich alles und jedes
eingefüͤhret. Was von den andern Kuͤnſten zu
ſagen noch uͤbrig iſt / uberlaſſe ich den verſtaͤn⸗
digen Architectis und Bildhauern: maſſen ich
den / und hiermit diefe Reife antrette / die
ich / mit Goͤttlicher Verleihung / wol
zu vollenden verhoffe-
Abſehen uñ
der Kunſt /
n