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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. [1], 2): ... Zweyter Theil, Von der alt- und neu-berühmten Egyptischen, Griechischen, Römischen, Italiänischen, Hoch- und Nied — Nürnberg, 1675

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https://doi.org/10.11588/diglit.1282#0352
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OS Pr kleid A ch die 2 der ſchrieben / ſo daß er für jede Stund ein Pfund
U Naſen in einem Buch leſend: Einen alten Mann Flemſch / welches dritthalbe Reichsthaler macht /
dean in einem langen Bart / der bey dem Feuer ſitzt / und gerechnet. Wann das Wetter nicht gar ſchoͤn war /
ue ſeine Hände wärmet ; Ein Lautenſchlager an ei, unterließe er ſeine Arbeit / und zu allem brauchte er

imm aa ungefähr einer Spannen groß. In welchen allen und machte ſich die Penſel ſelbſt: Sein Pale
en 0 meben den Bildern auch die Mauren des Zimmers Nu ge hielte 8 190 des Staube / be/v
vn und beygefügte Mänge mechanischer Sachen ihn ſehr beſchtwährte / aufs allerfleißigſt verſchloſ-
Jehgues dig von Hausraht und andern in baͤſter Ordnung bey⸗ ſen / und wann er ſich zum Mahlen geſetzt / wartete
Nl dh gefügt / alles ſo vollkommen und natuͤrlich / als ob er noch lang / biß der Staub ſich voͤllig gelegt / als;


XXI. Capitel.

ke.

bung und Harmonie, daß niemals vor ihme ei-
niger dergleichen kleine Stucke verfaͤrtiget.

einem verſchloßenem Zimmer ein Niderlaͤndiſches
junges ſitzendes und Spitzen wirkendes Maͤgdlein /
einer halben Spañen hoch: Ein altes Weib in einem
Belz bekleidt ſitzend / und durch die Brillen auf der

nem Tiſch ſitzend / der vor ihme Buͤcher ligen hat /


mahlte er mit Huͤlf der Augen ⸗Glaͤſer / unangeſe-
hen er noch jung und erſt im dreyßigſten Jahr ware.

Einsmals kehrte ich mit dem Kunſt. reichen von



mit dem Geding / daß er nach eignem Gefallen / das
baͤſte von allem was er mahlte / gegen baarer Be zah-
lung nemen dorfte. Er verkauffte aber ſeine Stucr-


800 / biß 1000. oder mehr Hollandiſche Gulden:
Den Tax ſeiner Arbeit / rechnete er nach den Stun-
den / die er daran gearbeitet / und taglich aufge:


dann nahme er erſt in Stille aus dem neben ihm ſte-
henden Kaͤſtlein das Stuck Palet herfur / temperirte
Farb und Penſel / und ſienge an zu arbeiten / ver-


321

Der Tax
ſeiner Ar-

le Beobach-
tung.

Cath on Ml e . on und ſig. Sein Mahl⸗Zimmer ware groß gegen Nor-

90 101 A Ne e den / hochen Liechts / und auf das ſtille Waßer des

de pay Call. empfangen / ſondern auch ſeine Werke gezeigt: Als Grabens allda geſetzet / welches dann auch genug

: Get wir aber unter andern den großen Fleiß lobten / wel⸗ ſeyn mag von dem Leben dieſes ſo fleißig zierlich-
© U!!!

ybem bin S ‘ oͤßer dingers Nagel ware / antwor

1 eb A Adcher noch wol die 255 Tage daran zu ar⸗ i e ſein Lehrling / Franz ooceevn
dan: E beiten habe: Er bildete den obberuͤhmten Herrn Mixes genannt / dermaßen e

„ilch m

A

von Spiring in ſein Kunft-Cabinet / neben einen


und neben ihn auch ſitzend ſeine Frau Gemahlin / die

in Fleiß / Emſigkeit / Wißenſchaft und Verſtand /
ſondern auch in geiſtreichen Inventionen / anmu-
tigen Hiſtorien / und herrlichen Zeichnungen / daß

ace ; in eine verſtandige diebhaberin aller Kuͤn⸗ er faſt ſeinen Meiſter uͤberſtiege / und nicht allein
inder Kufger nicht allein eine verſtandige Liebhaberin aller Kuͤn⸗ u IM 3 ; ; \
alba k ſten / ſondern auch aller andern großen Tugenden für e wolerfahrnen r e e e auch
nan übe geweſen / ſamt dern altiſtem Fräulein / die der Frau für einen ſcharſſinnigen Theoreticum geachtet


Mutter ein Buͤchlein zureichet / ſo ziwar ſehr herr-

wurde. Von ſeiner Kunſt gibt voͤllige Zeugnus

Jun gun lich und wunderſchoͤn gemacht / es iſt aber die derzenige Kramladen“ ſo ungefähr 12. Spannen
1 Fran Gemahlin ihm mit großer Gedult fünf 9220 t e 1
bd /n Tag lang nur eine Hand zu untermahlen / gefef; ausge biete welehe eine Kider(Anderin feilhat/ mit
ün 1 ſen / woraus leicht zů erachten / was für eine Zeit deren eine Mannsperſon um Seiden Zeug hand-
ane das übrige dieſes Werkleins erfordert: Daunen⸗ let; Die Bilder / ſamt allen Wahren von Sei-

zen unden 0
gem haue


(


denten auf ein großes Blat nach dem Leben ge-


Kunſt-Cabinet, durch den Palaſt / in den Garten
begleitet / und dieſes Stuck zu ſeiner Vergnuͤgung
ſo curios, als die hohe Kunſt-Wißenſchaft dieſes
Herrns erfordert / zu Gravenhaag in ſeiner Woh-
nung innerhalb 3. Wochen geendet / ſagten ſie zu
mir / ſie haͤtten gemeldten Dau nur eines der klei-

den / Woll / Baͤndern und anderm / ſind eigentlich /
kraͤftig / und natuͤrlich erhoben / auch die Haltung
der Farben durchgehend / jedes an ſeinem Ort wol
verſtanden / daß die 2000. Gulden / ſo ihr Erz-
Herzogliche Durchl. Leopold Wilhelm darfur zah-
len laßen / viel zu wenig / gegen ſolcher ſchoͤnen Ar-
beit / zu ſchatzen / und iſt nur ſchad / daß ein ſo fuͤrtref-
licher Kuͤnſtler ſo fruͤhzeitig geſtorben.

Annemann wohnte erſtlich zu Londen / und

nen Bildern zu untermahlen laͤnger geſeßen / als mir cc xul
du dieſem großen vollen Werk. Durch ſolche Lang⸗ E nachmalen in Gravenhaag / und mahlte auf die wo; Ge
ſamkeit benahme er den Leuten zu ſitzen allen Luſt / Art des von Dyck / den er zum Lehrmeiſter gehabt / venhaag.


Verurſachet ſo daß ſie ihre ſonſt liebliche Phy ſiognomie ver-
denen Coneſtellet und aus Uberdruß ganz geandert / wordurch
ne Schwer, dann ſeine Contrafaͤte auch verdrießlich / ſchlwehr-
mütigkeit. mutig und unfreundlich worden / und das wahre Le-

ben / welches der Mahler und Kunſtler hoͤchſtnoͤhti-

wie er dann auch viele zierliche und wolgleichende
Contrafaͤte gemacht hat. „

5 S Je beruͤhmte U zu Prag zoge / ne⸗ dercn
„ ben andern / gleich einem bewehrten Magnet / Gondola
ges Stuck iſt / nicht vorgeſtellet. von Caßel aus Heßen den fürtreflichen Matthaeus aus Dejen,
Sonſten iſt gewiß / daß er in ſtillſtehenden Sa⸗ Gondolach / der / in Betrachtung ſeines e

e

chen ein verwunderlicher Meiſter geweſen / wor⸗ Geiſts und anmüͤtiger Invention, in Kaͤyſerlich

8





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