']
1 90
1
f
/ A
n
c
N
10
f
IV. Claudi
Odleran,
von Lyon.
V. Fran-
cois und
Nicola-
Polly, Ku-
pferſtecher
zu Pariß.
Pariß / (woſelbſt er noch ſeyn ſolle) in hohes Anſe-
hen gerahten / und dem Bedunken nach / wegen ſeines
1 5 Alters / die Kunſt iwas leichters an ihm wor-
den iſt.
S ware dieſer Claudi Oderan auch ein unge-
meiner und guter Kupferſtecher in Pariß / be-
gab ſich aber von dar in Italien / und wohnte viel
Jahr lang zu Rom / hinterließe taugliche Theſes,
hatte auch mithin viel Statuen nachgeſtochen in un-
er ivie der in ſein Vatterland / und ließ nach ſich ei-
nen Sohn / der ebenmaͤßig in der Kunſt hoch ge-
prieſen worden.
Da beeden Bruͤder Frangois und Nicola
Polly Wißenſchaft in Kupfer mit dem Grab-
ſtichel zu arbeiten wurde auch hoch geruͤhmt / ſon-
derlich weil ſie alles ſo naturlich und kuͤnſtlich mach-
ten / daß nicht unbillich in dero Werken einem ge-
ſchrieben ſtehet: Non plus ultra, weil dieſe
Kunſt nicht wol hoͤher ſolle koͤnnen gebracht werden.
2 Braham Boſſe ware zu Paris wohnhaft / und
pflegte in Kupfer auf uͤberzognen Grund zu
radiren / hernacher aber mit Scheidwaßer ſolches
einzuaͤtzen oder beißen zu laßen / weilen dardurch
den koͤnnen; dieſe ſchoͤne Wißenſchaft aber hat er
uͤber alle / die vor ihm geweſen / in eine ſothane Voll-
kommenheit gebracht / daß er in ſolcher nicht nur
allein denen Kupferſtechern gleich geachtet worden /
ſondern ſo gar auch dieſelbe uͤbertroffen hat / wel-
ches darum hochloͤblich / weil dieſer letztere Ge-
geſchicht / vor von er dann (nachdem man ihm zuvor
einen ewigen Dank dafuͤr ſchuldig) in offnen Druck
ein ganzes Buͤchlein ſehr weißlich ausgehen laßen /
worinnen er dieſer Kunſt Geheimnußen und Kunſt-
Griffe ganz klar und handgreiflich beſchrieben / daß
ein jediwederer daraus alles gar leicht erlernen kan /
welches ich dann teutſch / dem Kunſt begierigen Leſer
zum Nutzen / in der Theo ria beygefuͤget habe. Un-
ſers Boſſe erſte Werke aber ſind gefvefen allerley
Zierlichkeiten von Hiſtoriſchen Bildern / taͤglich
Franzoͤſiſchen Begebenheiten / Kürziveilen / Land-
ſchaften / und anderm / in großer Maͤnge / wormit
faſt große Buͤcher angefuͤllet worden / alles aber / nach
Art ſelbiger Nation / aufs allerzierlichſte / als wor-
mit auch ganz Frankreich und Europa pranget.
Er bemuͤhete ſich aber weiters mit noch hoͤhe-
rem Studio in der Perſpectiv und Architectur
was zu erfahren / in welcher er dann auch ſo hoch
geſtiegen / daß in ſeinem Beruf kein anderer ihm es
gleich gethan / wie aus ſeinen deswegen beſchriebe-
nen und mit denen Kupfer-Figuren ausgebildeten
Reglen / ſo intitulirt werden: Kegle de la Prati-
que de la Perſpective, und darinnen des be-
rüͤhmten Monſieur Deſargues Gebrauch er
nachgefolgt / und aller erhobene Flaͤche / Runde / Coͤr⸗
per / Gebaͤu und Figuren darnach regulirt / und auch
ohne regulirte Form mit dern Schatten juſt zu
bilden beſchrieben / ſehr klaͤrlich zu erſehen iſt. Nicht
weniger hat er auch zu Pariß in der Academie
dieſer Wißenſchaft halben / offentliche Fragen und
Beantwortungen ausgehen laßen / und ſich damit
ſehr beruͤhmt gemacht. Neben dem hat er auch ein
anderes heraus gegeben / unter dem Titul / Traite
des Manieris de deſſainier les ordres de
Architecture antique, worinnen er in allem
denen Reglen des beruͤhmten Palladii, die er deut-
lich beſchrieben / und in beygefuͤgten Kupfern die
Practic ſelbſten geſvieſen / gefolget. Und eben alſo
bezeugte er ſich auch in andern Buͤchern / als der
Geometrie oder Feldmeßerey und dern Geheim-
nußen / ſo dann in einem beſondern Vuͤchlein des
Menſchen Proportion und dern allgemeinen Ge-
brauch betreffend / wie zu Rom bey denen Bild-
hauern der beruͤhmteſten antichen Statuen noch
uͤblich / und neben andern von ihme noch taͤglich aus-
gefaͤrtigten ſchoͤnen Werken / durch die er viel gutes /
der Kunſt und Wißenſchaft zu nutzen / und denen
Kuͤnſtlern zu lieb / hinterlaßen / zu erſehen iſt.
N Perelle ware gleichmäßig von Pa-
riß / und in der Etz-Kunſt vorgedachten Abra-
hams Boſſe Nachfolger / worinnen er dann auch
ſehr vernuͤnftig geſtiegen / ſwie deßen ſeine ſchoͤne
Werke / als in folio nach Nicola Pouſin gemahl-
ter Apollo, wie ſelbiger im Himmel / mit andern
Goͤttern / in dem runden Sonnen Zirkel ſitzet / auch
Phaëton vor ihme niederkniet / und um die Regie-
Bilder / und alles mit der Raͤder-⸗Kunſt ſehr wol
und eigentlich uͤberein komt / daß ihrer wenig ſo viel
mit dem Grabſtichel zuwegen gebracht haben / ne-
ben noch anderen mehr / ſo auch von ihm zu ſehen.
Ebenmaßig und mit nicht minderer Vollkom̃enheit
hat er in Kupfer geaͤtzt die beruͤhmteſte Pallaͤſte /
Gebaͤude / Brucken / Kirchen / Fontainen / Broͤn⸗
nen und Gaͤrten / vollkommene Perſpectiven in
folio, desgleichen die Staͤdte / Pariß /S. Clou, Ver-
ſailles, Tivoli, Ruel, Fontainebleau, vince-
nes, Vaux, und andere 22. Stucke / in ſehr
Ruhm.
85 Marot ſpar auch eben dergleichen Manier in
Pallaͤſten / Gebaͤuden / Kirchen / Luſt⸗Gaͤrten /
ſpringenden Broͤnnen / Waßerſaͤllen und Landſchaf-
ten zugethan / als von denen er etliche geaͤtzte ganze
Buͤchlein gleichfals in Druck kommen laßen.
Ean de Potre iſt in eben dergleichen Stucken
Jzu Pariß / als von Perſpectiven / Gebaͤuden /
Pallaͤſten / Kirchen / Gaͤrten / Waßerwerken und
Landſchaften / Zierahten / Ornamenten / von
Schilden / Geſimſen / Feſtinen / Geſchirren / Wap
pen / Geſaͤßen / verwunderlich geweſen / ſonderlich
aber in Tiſchlerey Arbeit in Kupfer zu aͤtzen fuͤrtref-
lich gehalten worden; nachdem er ſich aber auch auf
große Bilder / Hiſtorien / und anders / gelegt / auch
darinn wol zugenommen / hat er von eigner Inven-
tion in folio VBibliſche Hiſtorien / auch Weltlich-
und Poetiſche aus dem Ovidio in großer Anzahl
verfaͤrtiget / weil er ſehr geſchwind und ſinnreich / in
371
lein von der
Archite -
cur.
broportis
VII. Nico-
lausPerel-
le.
VIII. „,
S. Marot.
IX. ſean
de Potre, |
denen