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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. 1, Beigabe): Lebens-Lauf und Kunst-Werke des ... Herrn Joachims von Sandrart — Nürnberg, 1675

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https://doi.org/10.11588/diglit.1283#0006
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Marmor / und meiſt der guten Antichen / verge-
ſellſchaftet. ;
In der Ga. Vo .
il)?i?; S Gale rie: alwo die Fuͤrtreflichkeit der Werke Jo-
beins Wer, hann Holbeins von Baſel / den Meiſter ſpielet. Das
ke. erſte von denſelben / iſt der Wagen des Reichtums.
des Leih Alda ſitzet Pluto, der alte Kahlkopf / gebogen / auf
tums. der Hoͤhe eines verguͤldten Wagens / zur Linken ſei-
nen Stab fuͤhrend / und mit der rechten auf die
herum ligende Reichtuͤmer / von Gold ⸗Schaͤtzen /
Geſchmeide und Kleinodien deutend. Das Mittel
erfuͤllet die geblendte Gluͤcks-Goͤttin Fortuna, ge-
ſetzet auf das bewegliche Welt -Rund / mit aufge-
ſpannten Wind fahnen oder Segeln / mit der rech-
ten viel Silber und Gold ausſtreuend. Ratio oder
die Vernunft / durch einen betagten Mann vorge-
bildet / haͤlt am vordern Sitz das Laitſeil oder den
uͤgel / mit welchem die vier eingeſpannte ſchoͤne
muhtige / aber geblendete / Pferde / deren jedes zur
Seite von einem jungen Weibsbild (ſind K quali-
tas, Juſtitia, Liberalitas, und Bona Fides, die
Gleichhaͤltigkeit / Gerechtigkeit / Mildigkeit und
der Credit) regiret wird. Nach dieſem folgen zu
Pferde / mit großem Pracht und Herrlichkeit / die
Koͤnige My das, Crœſus, Tantalus und Cleo-
patra, deren Pferde Narciſſus beym Zuͤgel fuͤh⸗
ret. Neben dem Wagen / gehen ihrer viele / mit
aufgeheften Roͤcken / in welchen das von der Fortu-
na ausgeſprengte Geld / als darein gefallen / zu ſe-
hen iſt : unter welchen der reiche Sicheus und
LeoByz antinus, auch Uſura und Ventidius mit
gefuͤllten Saͤcken / Taſchen und großen Beuten / zu-
ſehen ſind. Alles iſt vernünftig ordinirt / ſehr
kuͤnſtlich gezeichnet / und ein treffliches ſchoͤnes
Werk. Neben dieſem / erſcheinet auch der Wagen
der Armut. Da ſitzet Hlecale, als ein altes / meiſt-
nackendes / elendes und trauriges Weib / mit zer-
riſſenen Kleidern / (bey vorbildung des kalten Win-
ters) auf einem ſchlechten deiterwagen / unter einem
diurchloͤcherten Strohdaͤchlein / mit zuſammen ge-
flugten Haͤnden. Vor ihr gehen her / Uſus und
Memoria, (die Ubung und Gedaͤchtnie) folgends
Induſtria oder der Fleiß: welcher denen neben dem
Wagen gehenden Perſonen / mit Labore oder der
Arbeit- Goͤttin / die zu jedem Thun / Kunſt oder
Handwerk taugliche Inttrumenta und Werkzen-
ge austheilet. Hinter dem Wagen / folgen eine groſ-
ſe Maͤuge Bettler / welche / mit zuſammengeſchlag-
nen Armen und Händen / ſich ganz traurig und de-
ſperat gebaͤrden. Auf dieſe komt das Unglück: wel-
ches / mit Geiſeln und Ruhten / viel Arme / be-
draugte und gepreſſte / hernach peitſchet. Die be-
trübte Hoffnung / ſitzet vornen auf dem Wagen / und
fuͤhret das Leitſeil zweyer Jochbaren Ochſen und
faulen Eſel: deren jene / von der Moderation
und Diligentia, (der Maͤßigung und Emſigkeit)
dieſe aber von der Solicitudine und Labore (der
Sorgfalt und Arbeit) alſtaͤts ſtimuliret werden.
In ſelbiger Galerie, ſind auch ſouſt noch viele

Der Wagen
der Armut.

DieContra-

0 Thon macht hat / als des Erafmi von Rotterdam / Tho-
Mori, Eng me Mori, des Groß-Canzlers K. Heinrichs VIII
lſchencan in Engelland / und eben diefes Koͤnigs unvergleich-

lers / und der een ieh iner Pyjnreff a ;
wgig„‘„‚.„‘ licher Liebſtin / einer Prinzeſſin aus Lothringen.




Als dieſe von Holbein / auf begehren des Noͤnigs / nent,
ganz lebhaft abgebildet worden / hat er ſich gleich gen.

in ſie verliebet / und ſie ſofort / durch Geſandſchaft /
von ihrem Herr Vattern / dem Herzog / zur Ehe
begehren laſſen. Dieſe aber / in bedenkung / daß ſie die Hiſtorie vs
Natur nur mit einem einigen Kopf begabet / K.dieſer Sürs
Heinrich hingegen ſeine Gemahlinnen des Kopfs zu 15 7
verfürzen gelvohnet ware / ließe ſich für ſolches ho
hes Ehren anbot ſchoͤn bedanken / und dem Konig
zuipiſſen thun / wie daß ſie / lpann ſie mit zweyen Koͤ⸗

wolte. }


faͤte / meiſt von alten Teutſchen und Niederländern / dae
da Vince, Titian, Tintoret und Paulo Vero- Künſtlern.
neſe, zu finden. Und iſt hieraus zu ermeſſen die
große Kunſt⸗ Liebe dieſes Weltberuͤhmten Grafens:
welcher / als ein Pflegvatter der freyen Kuͤnſte /
vielmals in Italien / Teutſch⸗ und Niederland ge-
reiſet / auch viel Jahre darinn verblieben / um die
rareſte Stucke an Originalien / Handrißen / groß-
und kleinen Gemaͤlden / der beruͤhmteſten Meiſtere
von ſelbigen Nationen / zuuͤberkommen. —


genannt Witthal / der ſehr Majeſtaͤtiſch und groß / digs walaſt
auch mit allen Koͤniglichen ornamenten veichlich ” e
verſehen iſt / belanget / ſo iſt alda in dem Saal / vo


C ſeripten:
und Johann Wiclefs) aufbehalten werden / vor al ben

len ſehwuͤrdig / ein großes Gemaͤhl von Titian,



Seite ſtüͤtzend / und in der andern ſein Kaͤpplein hal⸗ ene
tend / Chriſtum mit Verwunderung anſehen. Die
ſe Bilder ſind alle in Lebens-Groͤße / auch wegen
der großen Natuͤrlichkeit / Geiſt und Warheit / ſon-

8 <

ders zu ſtimiren.




Tafel / von kaphaèl d' lirbino auf H

zeichnet / uͤberaus ſauber ausgemahlet / und von dem
Herzog von Mantua / der ſolche gegen einer Marg
graſſchaft an ſich getauſchet / dahin gekommen. Ei-


Sabina, und an mehr Orten / zu ſehen. — bina zu
In dem ztweyten Saal / ſtehet das fuͤrnehmſte dom.
Blat von Antonio de Corregio, dieſes innhalts:

Venus und


ein anderes großes Stuck / von ermeldtem Künſt⸗ Olaf

——

menschliche gratia in ſich / und iſt daher ſehr groß
an Koſtbarkeit. e
Ferner ſo ſtehen daſelbſt die XII Cæſares, O15 Kii







1



ſer /

vonn
 
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