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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. 2,3, Beigabe): Mander, Karel: P. Ovidii Nas. metamorphosis oder des verblümten Sinns der Ovidianischen Wandlungs-Gedichte grün — Nürnberg, 1679

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https://doi.org/10.11588/diglit.1287#0032
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30


Was Chi
ron bedeute

VonOceyr-
rhoe des
Chirons
Tochter.

lapius Tod

1


angt habe / daß man ihn uͤberall in hohen Ehren
zehalten, Und dieweil er auch die Wunden / mit
einer glücklichen Haud / geheilt / habe er von dem
Worte cheir, welches eine Zand bedeutet / den
Namen Chiron empfangen. Ihme wird auch
ſonſten / zu ſeinem Lobe/ nachgeruͤhmet / daß er
der erſte geweſt / der die Menſchen Gerechtigkeit
gelehrt / und die Art oder Weiſe des Gerichts / die
Form des Eydſchwerens / wie auch die Zeit der
Opffer⸗und Feſttaͤge angewieſen. Diana lehrteihn
auch / als er in der Wildnus wohnte / die Jaͤger-
kunſt. So konte er auch dermaſſen kuͤnſtlich auf
der Harffen ſpielen / daß Staphylus ſagt / er habe
verſchiedene Krancke dardurch wiederum zur Ge-
ſundheit bracht. Ebenmaͤſſig hatte er auch / mit
der Rymphen Chariclo / eine Tochter / welche er / an
dem Ufer des Fluſſes Caicus/ gezeuget / und fie/nach
deſſelben ſchnellem Lauffe / Ochrrhoen genennet.
Von dieſer finden wir / in unſerm vorhabendenTer-
te/ daß ſie prophezeyen oder weiſſagen koͤnnen: und
weil fie den Gott Aeſeulapius / beh ihrem Vatter /
auferziehen ſahe / verkuͤndigte ſie ihm zuvor / daß er /
durch ſeine Artzney / Todten auferwecken / von ſei-
nem Großvatter aber / wegen eines wiederaufer-
wecktenLeibes / durch den Blitz geruͤhrt werden / und
hiedurch die Krafft ſolches weiter zu thun / ver-
lieren ſolte. Nun hatte er / als bereits erwaͤhnt wor-
den / des Minos Sohn erweckt: Auch bracht er /
wie / in unſern ryten Buch / zu leſen ſeyn wird! den
Hippolytus wieder ins Leben: woruͤber / als Vir-
gilius / im yten Buch Aeneidos / ſagt / Jupiter er-
grünmet / daß ihm jemand in ſein Amt eingreiffen /
ünd ſolche Macht haben ſolte / ihn durch einen Don-
nerſtrahl umgebracht. Wiewol einige ſagen / daß
diefes Todtenauftoecken allein dahin zuderſtehen
ſey / daß / er ſolche Leute und Kranchheiten geſund
gemacht und curirt habe / da manaller Dingo kei-
ne Hoffnung zum Leben mehr gehabt: mesivegen


Nahrung verliere / und ſein Reich zu Grunde gin-
ge; darauf Aeſculapius von einem Donnerſtrahl
gerührt worden ſeye: und dieſes ſolte / kurtz vor
dem Trojaniſchen Kriege geſchehen ſeyn. Als nun
Apolio / uber dieſes ſeines Sohns Zod betruͤbt ge-
weſen / und deswegen viel Thraͤnen vergoſſen / waͤren
dieſelben / nach Erzehlung des Apollonius / in ſeinem
Buch von der guͤldnen Vließreiſe / alle in Agtſtein
veriwandeln worden. Ferner prophezeyte Ochrrhoe
ihres Vatters Chirons Tod / und daß er / da er doch
unſterblich war / ſterblich zuſeyn / wuͤnſchen wuͤrde.
Zugleich derfluchte ſie auch die Wahrſagerey / wor-
mit ſie die Goͤtter dermaſſenerzoͤrnte / daß ſie / durch
den ergrinimten Jupiter / in ein Mutterpferd ver-
wandelt wurde; Wofuͤr des Chirons Gebet zu dem
Apollo nichts helffen moͤgen. Damit wir aber die-
ſe Fabel zu Ende bringen / ſo ſoll nachgehends dieſe
Prophezeihung uͤber den Chiron erfüllt worden
feyn. Undſchreibet man / daß Hercules bey ihm
die Sternkunſt gelernet / und als er einige Zeit her-
nach / in Durchreiſung des dandes / bey ihm zur Her-
berge gelegen / habe Ehiron ſeines Gaſts Pfeilẽ / ſo
mit Gifft / und mit dem Blute derLernaͤiſchen Waſ-
ſerſchlange beſtrichen geweſen / beſehen / und ſich un-
verſehens einen dar von in den Fluß fallen laſfen / der

ihme einen unglaublichen Schmertzen verurfachet;| —
weiln er aber von einem unſterblichen Vaͤttel *
zeugt war / habe er nicht erſterben konnen; dannen:
hero er endlich die Goͤiter gebeten / daß fie ihın die 200 Ehi
Gnqde thun wolten / daß er ſeyn Leben möchteen: —
den Fönnen, Und diefveiln er ſolches/ von dem Fu-Divang,
xiter / erlangt hätte/foäre er / als Hyginus / in feinem
Buch van den Sternen / zeuget / an den Himmelun:|
ter die Sterne geſtellt; und alſo in eines der zwoͤlff
Himmliſchen Zeichen verwandelt worden: foieer
dañ annoch denNamen dieſes Pfeils behalten / inden
er mit einem / aus der Wunde gezogenen / und gleich
ſam vorgezeigtem Pfeite / abge bildet wird. Wielvol
auch ſonſten noch andere Erzehlungen von feinem|
Tode vorkommen; als / daß er die Wunde / mit|
Kraͤutern und Aſchen / geheilet / . welches alles
wir aber alhier willig uͤbergehen / und aur ſchen
wollen / was uns / durch dieſen Chiron / vorgehel
ten werde.

Erſtlich iſt Chiron ein Sohn des Saturus Nathılide


finder der Leibs⸗und Wund⸗ Artzney / welche

kaͤntnus von der Zeit und der Erfahrung ihren Urs'
ſprung hat. Daͤnn Saturnus anders nichts ift/
als die Zeit. Der Mutter Namen kan mau / ausı
zweyen Griechiſchen Woͤrtern / ziehen deren erſtes
iſt Philé, und bedeutet eine Freundin; das andre
Peira, die Erfahrung. Alſo daß der Wund⸗Heil ⸗
kunſt Mutter ſey / Philyra oder Phileira / wann
man nun einen Buchſtaben ivegnimmet / und / aus
ziveyen einfachen / einen doppelten machet / hat man


biheituyſi der fehendhriteel

lich den Weg und Ausgang öffnet / wordurch das
unreine Eiter deſto leichter und geſchwinder ſich ab-
loͤſen und ausflieſſen kan: Dann das Wort Dcyre
rhoe ein ſchuelles flieſſen bemerket / welches zur Hei-
lung der Wunden ſehr dieulich und behuͤfflich iſt.
Dann der vornemfte Theil der Wundheiluͤngoder
Geneſung iſt / daß man die boͤſe feuchte Maͤterie wol
ausloͤſe und beyſeits raume. So iſt auch nöhtig/
zur Geſundheits⸗Beſtaͤndigkeit / daß unſere Leiber /
durch Maͤffigkeit / und ein gut ordentlichLeben / von
aller unreiner / uͤberfluͤſſiger Feuchtigkeit befrehet
werden: Da dann der Lauff uͤnſers Lebens / deſto
leichter fallen wird. Und dafern die Leiber inwen-
dig darmit uͤberladen ſind / muß man / durch gehört! .
ge Mittel / eine Oeffnung zum Ausgange machen
Daß Chiron/ halb ein Menſch / und halb ein Pferd /
zeiget theils an/ daß er das Volck / ſo um ihn her
wohnete / die Pferde hereiten gelehrtz theils auch /
weil er / als oben erwaͤhnt / ſo wol Menſchen / als
Pferde und ander Vieh zu heilen pflegen / und alſe
beyden geholffen. Daß man ſagt / ſein Vatter *
Mutter waͤren unſterblich gewefen / mag darun ge| -
ſchehenſeyn / weil die Erkaͤntnus dieſer Kunſt un-
endlich iſi / nud / von des Menfchen Geiſte zur Voll-
kommenheit noch niemaln gebracht werdenkoͤnnen
Daß er endlich / nach einer groſſen Anzaht Jahren
zu ſterben gewuͤnſcht / hat vermuthlich diefen gehei-
meh Verſtand / daß alie Wiſſenſchafften und Kun-
ſte/ in dieſer Welt / mit verlauffender Zeit / abuch
men / veralten / und zu Grunde gehen / oder zun

wenigſten ſich verringern und veraͤndern. —

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