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DENKMÄLER VON PASARGADAE
Glauben an eine göttliche Weltordnung, an den Sieg des Guten über das Böse, die
dazu beigetragen hat, den Persern das Übergewicht über die VölkerVorderasiens
und über den größten Teil der damals bekannten Welt zu verschaffen und für
längere Zeit zu erhalten. Und mit jenem „arischen Wesen", das mit den Persern
im Orient zur Herrschaft gelangte, hängt nach einem Worte Adolf Furtwänglers
auch der Charakter ihrer Kunst zusammen, „jener abstrakte Geist, dessen Äuße-
rungen leicht einförmig werden, weil sie von der sinnlichen Welt sich entfernen".
II
In der Landschaft Persis, in der Hochebene von Meschhed i Murgab, nicht
weit von der Stelle, wo wahrscheinlich die Entscheidungsschlacht zwischen Kyros
und Astyages stattfand, hat sich Kyros seine Residenz Pasargadae gebaut.
Nur wenige Reste haben sich von diesem Königssitze erhalten: Eine befestigte
Terrasse, ein Grabbau, ein turmähnliches Gebäude, das als Feuertempel oder
gleichfalls als Grab gedeutet wird, und Säulen und Pfeiler von zwei Palästen.
Zu den Überresten eines dieser Paläste gehört ein aus feinem grauem Kalkstein
behauener Block, der in flachem Relief eine doppelt geflügelte Gestalt zeigt mit
dem seit uralter Zeit in der orientalischen Kunst üblichen Gestus der feierlichen
Rede, mit gebogenem rechten Arm und bis zur Schulterhöhe gestreckter offener
Hand (Tafel 1). Der merkwürdige ägyptische Kopfschmuck ist besonders auf-
fallend. Dargestellt ist nicht, wie man früher vermutete, Kyros selbst oder der
jüngere Kyros, der Bruder des Artaxerxes II., sondern ein Genius, der zur Ab-
wehr böser Geister beschwörend die Hand erhebt. In ähnlicher Weise hat die
assyrische Kunst, gleichfalls in Türlaibungen der Paläste, viergeflügelte Genien
wiedergegeben, die mit dem Aspergillum die Schwelle zur Reinigung besprengen.
Es handelt sich hier also um einen nicht neu geschaffenen, sondern schon seit Jahr-
hunderten in Vorderasien üblichen Typus, dessen Wiedergabe eine Mischung
ist aus Assyrischem in der Flügelgestalt, aus Ägyptischem in der Krone, aus Ela-
mitischem in der Gewandung und aus Eigenem, Neuem in der persischen Bart-
und Haartracht. Ein jetzt nicht mehr vorhandener, dazugehöriger Schriftblock
trug die Inschrift „Ich Kyros, der König, der Achämenide", was nichts anderes
als eine Bauinschrift ist und nur besagen will, daß Kyros der Erbauer des Pa-
lastes ist, zu welchem dies reliefgeschmückte Portal gehört.
Das bemerkenswerteste Denkmal von Pasargadae ist das Grabmal des Kyros,
das den muhammedanischen Persern jetzt als Grab der Mutter Salomos gilt
DENKMÄLER VON PASARGADAE
Glauben an eine göttliche Weltordnung, an den Sieg des Guten über das Böse, die
dazu beigetragen hat, den Persern das Übergewicht über die VölkerVorderasiens
und über den größten Teil der damals bekannten Welt zu verschaffen und für
längere Zeit zu erhalten. Und mit jenem „arischen Wesen", das mit den Persern
im Orient zur Herrschaft gelangte, hängt nach einem Worte Adolf Furtwänglers
auch der Charakter ihrer Kunst zusammen, „jener abstrakte Geist, dessen Äuße-
rungen leicht einförmig werden, weil sie von der sinnlichen Welt sich entfernen".
II
In der Landschaft Persis, in der Hochebene von Meschhed i Murgab, nicht
weit von der Stelle, wo wahrscheinlich die Entscheidungsschlacht zwischen Kyros
und Astyages stattfand, hat sich Kyros seine Residenz Pasargadae gebaut.
Nur wenige Reste haben sich von diesem Königssitze erhalten: Eine befestigte
Terrasse, ein Grabbau, ein turmähnliches Gebäude, das als Feuertempel oder
gleichfalls als Grab gedeutet wird, und Säulen und Pfeiler von zwei Palästen.
Zu den Überresten eines dieser Paläste gehört ein aus feinem grauem Kalkstein
behauener Block, der in flachem Relief eine doppelt geflügelte Gestalt zeigt mit
dem seit uralter Zeit in der orientalischen Kunst üblichen Gestus der feierlichen
Rede, mit gebogenem rechten Arm und bis zur Schulterhöhe gestreckter offener
Hand (Tafel 1). Der merkwürdige ägyptische Kopfschmuck ist besonders auf-
fallend. Dargestellt ist nicht, wie man früher vermutete, Kyros selbst oder der
jüngere Kyros, der Bruder des Artaxerxes II., sondern ein Genius, der zur Ab-
wehr böser Geister beschwörend die Hand erhebt. In ähnlicher Weise hat die
assyrische Kunst, gleichfalls in Türlaibungen der Paläste, viergeflügelte Genien
wiedergegeben, die mit dem Aspergillum die Schwelle zur Reinigung besprengen.
Es handelt sich hier also um einen nicht neu geschaffenen, sondern schon seit Jahr-
hunderten in Vorderasien üblichen Typus, dessen Wiedergabe eine Mischung
ist aus Assyrischem in der Flügelgestalt, aus Ägyptischem in der Krone, aus Ela-
mitischem in der Gewandung und aus Eigenem, Neuem in der persischen Bart-
und Haartracht. Ein jetzt nicht mehr vorhandener, dazugehöriger Schriftblock
trug die Inschrift „Ich Kyros, der König, der Achämenide", was nichts anderes
als eine Bauinschrift ist und nur besagen will, daß Kyros der Erbauer des Pa-
lastes ist, zu welchem dies reliefgeschmückte Portal gehört.
Das bemerkenswerteste Denkmal von Pasargadae ist das Grabmal des Kyros,
das den muhammedanischen Persern jetzt als Grab der Mutter Salomos gilt