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II. Entstehung und Herleitung
Das Grabmal Maximilians
Das Grabmal stellt die bei weitem größte und auf-
wendigste unter den Kunstunternehmungen Ma-
ximilians dar. Zugleich ist es der früheste Ansatz-
punkt für die künstlerische Ausgestaltung seiner
gedechtnus, denn bereits 1502 erfolgt die Anstel-
lung des Münchner Malers Gilg Sesselschreiber
für erste Visierungen '3. Das bis heute unvollendete
Grabmal beschäftigte Maximilian also fast seine
ganzen beiden letzten Lebensjahrzehnte hin-
durch, und für keines seiner anderen Kunstwerke
sind auch nur annähernd so viele Archivalien er-
halten, wie für die geplanten mehr als 170 Bronze-
plastiken33 34. So bildet das Projekt allen Verzöge-
rungen und Unterbrechungen zum Trotz den
Hintergrund für sämtliche weiteren Kunstunter-
nehmungen des Kaisers einschließlich der Ehren-
pforte. All dies dürfte ein punktuelles Eingehen
auf das geplante und teilweise ausgeführte Maxi-
miliansgrab im Folgenden hinreichend rechtfer-
tigen.
Die XXiiii Bild auf das Grab
Die schlichte Grablege des Kaisers in der Georgs-
kapelle in Wiener Neustadt und die Aufstellung
der Grabskulpturen um das Innsbrucker Keno-
taph im späten 16. Jahrhundert sind eine durch die
Umstände bedingte Lösung. Sie folgte aber zu-
mindest prinzipiell dem Wunsch Maximilians
nach einer vorläufigen Beisetzung in Wiener Neu-
stadt bis zur Fertigstellung eines eigenen Grabkir-
chenbaues. Dieser hätte sich nach dem erstmals in
den Testamentfragmenten des Kaisers von 1514
greifbaren Plan auf dem Falkenstein nahe dem
Kloster Mondsee erheben sollen und war als eine
Kirche, welche zu der Wer wie ein Gschlos ver-
ordnet wird mit umgebender Ringmauer ge-
dacht35.
Um die drei den Kernbestand der Ehrenpforte
enthaltenden Bildfelder und die geplante Apsis-
ausmalung zueinander in Beziehung zu setzen, ist
zunächst zu fragen, ob und zu welchem Zeitpunkt
dieses Kernprogramm auch in einen sepulkralen
Zusammenhang gebracht werden kann. Einen bis-
lang offenbar auch von der Grabmalforschung
übersehenen Hinweis dafür enthält das Inventar
einer Büchersammlung Maximilians auf Schloß
Finkenstein in Kärnten36. Es führt in einer
schwarzen Truhe neben dem Triumphwagen auch
Die XXiiii Bild auf das grab in der swarczen Brü-
chen an. Die Datierung dieser Aufstellung ist nun
zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit für das Jahr
1510 anzunehmen37, doch sagt dies nichts darüber
aus, wie lange die Bilder bereits in dieser Truhe ge-
legen hatten. Diese XXiiii Bild lassen sich nun
nicht auf das Ausmalungsprogramm der Grabkir-
che und ebensowenig auf die Bronzeplastiken be-
33 Vgl. Scheicher 1986, S. 359.
34 Diese vollständig bei Oettinger, Karl, Die Bildhauer Maxi-
milians am Innsbrucker Kaisergrabmal, Nürnberg 1966.
35 Soweit erhalten abgedruckt bei: Mayr, Josef Karl, Das Grab
Kaiser Maximilians I., in: Mitteilungen des österreichischen
Staatsarchivs 3/1950, Beilage 1, S. 491 f. Der Wehrcharakter
des Baues könnte auch zur Erklärung der völligen Fenster-
losigkeit der geplanten Apsis herangezogen werden.
36 Burg Finkenstein (heute Ruine) war ein heimgefallenes Le-
hen der Herzöge von Kärnten, als welcher Maximilian - der
hier bereits als Kind geweilt hatte - 1508 seinen Vertrauten
Sigmund von Dietrichstein mit der Pflegschaft betraute.
Dietrichstein war vom Kaiser auch für die Mitarbeit an
Theuerdank und Weißkunig herangezogen worden und ge-
noß dessen volles Vertrauen (vgl. Wiesflecker 5, S. 276ff.).
37 Cvp. 7647, fol. 3or. Andere Truhen, die sich gleichfalls auf
II. Entstehung und Herleitung
Das Grabmal Maximilians
Das Grabmal stellt die bei weitem größte und auf-
wendigste unter den Kunstunternehmungen Ma-
ximilians dar. Zugleich ist es der früheste Ansatz-
punkt für die künstlerische Ausgestaltung seiner
gedechtnus, denn bereits 1502 erfolgt die Anstel-
lung des Münchner Malers Gilg Sesselschreiber
für erste Visierungen '3. Das bis heute unvollendete
Grabmal beschäftigte Maximilian also fast seine
ganzen beiden letzten Lebensjahrzehnte hin-
durch, und für keines seiner anderen Kunstwerke
sind auch nur annähernd so viele Archivalien er-
halten, wie für die geplanten mehr als 170 Bronze-
plastiken33 34. So bildet das Projekt allen Verzöge-
rungen und Unterbrechungen zum Trotz den
Hintergrund für sämtliche weiteren Kunstunter-
nehmungen des Kaisers einschließlich der Ehren-
pforte. All dies dürfte ein punktuelles Eingehen
auf das geplante und teilweise ausgeführte Maxi-
miliansgrab im Folgenden hinreichend rechtfer-
tigen.
Die XXiiii Bild auf das Grab
Die schlichte Grablege des Kaisers in der Georgs-
kapelle in Wiener Neustadt und die Aufstellung
der Grabskulpturen um das Innsbrucker Keno-
taph im späten 16. Jahrhundert sind eine durch die
Umstände bedingte Lösung. Sie folgte aber zu-
mindest prinzipiell dem Wunsch Maximilians
nach einer vorläufigen Beisetzung in Wiener Neu-
stadt bis zur Fertigstellung eines eigenen Grabkir-
chenbaues. Dieser hätte sich nach dem erstmals in
den Testamentfragmenten des Kaisers von 1514
greifbaren Plan auf dem Falkenstein nahe dem
Kloster Mondsee erheben sollen und war als eine
Kirche, welche zu der Wer wie ein Gschlos ver-
ordnet wird mit umgebender Ringmauer ge-
dacht35.
Um die drei den Kernbestand der Ehrenpforte
enthaltenden Bildfelder und die geplante Apsis-
ausmalung zueinander in Beziehung zu setzen, ist
zunächst zu fragen, ob und zu welchem Zeitpunkt
dieses Kernprogramm auch in einen sepulkralen
Zusammenhang gebracht werden kann. Einen bis-
lang offenbar auch von der Grabmalforschung
übersehenen Hinweis dafür enthält das Inventar
einer Büchersammlung Maximilians auf Schloß
Finkenstein in Kärnten36. Es führt in einer
schwarzen Truhe neben dem Triumphwagen auch
Die XXiiii Bild auf das grab in der swarczen Brü-
chen an. Die Datierung dieser Aufstellung ist nun
zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit für das Jahr
1510 anzunehmen37, doch sagt dies nichts darüber
aus, wie lange die Bilder bereits in dieser Truhe ge-
legen hatten. Diese XXiiii Bild lassen sich nun
nicht auf das Ausmalungsprogramm der Grabkir-
che und ebensowenig auf die Bronzeplastiken be-
33 Vgl. Scheicher 1986, S. 359.
34 Diese vollständig bei Oettinger, Karl, Die Bildhauer Maxi-
milians am Innsbrucker Kaisergrabmal, Nürnberg 1966.
35 Soweit erhalten abgedruckt bei: Mayr, Josef Karl, Das Grab
Kaiser Maximilians I., in: Mitteilungen des österreichischen
Staatsarchivs 3/1950, Beilage 1, S. 491 f. Der Wehrcharakter
des Baues könnte auch zur Erklärung der völligen Fenster-
losigkeit der geplanten Apsis herangezogen werden.
36 Burg Finkenstein (heute Ruine) war ein heimgefallenes Le-
hen der Herzöge von Kärnten, als welcher Maximilian - der
hier bereits als Kind geweilt hatte - 1508 seinen Vertrauten
Sigmund von Dietrichstein mit der Pflegschaft betraute.
Dietrichstein war vom Kaiser auch für die Mitarbeit an
Theuerdank und Weißkunig herangezogen worden und ge-
noß dessen volles Vertrauen (vgl. Wiesflecker 5, S. 276ff.).
37 Cvp. 7647, fol. 3or. Andere Truhen, die sich gleichfalls auf