Von Stanislav Schayer
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auch hier, ähnlich wie in der primitiven Magie schlechthin
unbegrenzt. Nicht selten wird die magische Äquivalenz durch
eine Ursprungslegende, durch einen meist ad hoc erfundenen
Itihäsa begründet. Sonst beruht grundsätzlich jede Äqui-
valenz auf einer „symbolischen" Ausdeutung der betreffenden
Substanz. Besonders wichtig ist die Symbolik der Zahlen.
Die typisch indische Neigung, Teile und Komponenten, aus
denen etwas besteht aufzuzählen, zu klassifizieren und zu
sch ematisieren, tritt bereits in den Brähmanas deutlich hervor.
Die Aufzählung hat indessen für die magische Opferwissen-
schaft einen besonderen Sinn: ähnlich wie der Name ist auch
die Zahl, die eine Wesenheit irgendwie bestimmt, kein äußeres
Zeichen, sondern kraft der mystischen Natur der Zahlen diese
Wesenheit selbst. Zwei Dinge, durch dieselbe Zahl ausgedrückt,
sind mithin identisch. So z. B. $at Br. XII, 3, 2: puruso vai
samvatsarah, puruso ity ekam; samvatsara ity ekam; atra
tat samam. Oder auch ibidem: caturaksaro vai samvatsaras,
caturaksaro 'yam yajamäno 'tra tat samam. Bestimmten
Zahlen kommt zu eine besondere magische Bedeutung. Die
Äquivalenz der kosmischen, der rituellen und der biologischen
Ordnung begründet die Zahl 21. „Einundzwanzigfach" ist
das Universum: 12 Monate, 5 Jahreszeiten, 3 Welten und die
Sonne — die uttamä pratisthä. Dementsprechend ist auch
der Mensch, das Abbild des Universums, „einundzwanzig-
fach": 10 Zehen, 10 Finger und „er selbst" (d. h. sein Rumpf,
sein ätman). (Vgl. Kaus. Br. VIII, 2; Ait. Br. VI, 2, 11.) Neben
der Zahl 21 sind es vor allem die Zahlen 17, 13, 12, 7, 5 und
3, die in den Brähmanas eine Rolle spielen. Siebzehnfach ist
Prajäpati als Repräsentant der kosmischen Sphäre: saptadaso
vai prajäpatir: dvädasa mäsah, pancartavo: hemantasisirayoh
samäsena (!) — lehrt Ait. Br. I, I, 14. Deshalb rezitiert man
17 sämidheni Strophen. Denn etad vä ärdhukam karman yat
prajäpati-sammitam (Kaus. Br. VIII). Die Zahl 5 begründet
folgende Äquivalenzen: 5 Tiere, 5 Spenden, 5 Verse der Pankti-
Strophe, 5 Elemente des Opfers, 5 Bestandteile des Menschen
und 5 Hauche (Kaus Br. XIII,2; Sat. Br. VI, 3, 1, 2, 5). Ähn-
lich die Zahl 7: saptarcam bhavati, saptacitiko 'gnih, sapta
rtavah, sapta disah, sapta devalokäh, sapta stomäh, sapta
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auch hier, ähnlich wie in der primitiven Magie schlechthin
unbegrenzt. Nicht selten wird die magische Äquivalenz durch
eine Ursprungslegende, durch einen meist ad hoc erfundenen
Itihäsa begründet. Sonst beruht grundsätzlich jede Äqui-
valenz auf einer „symbolischen" Ausdeutung der betreffenden
Substanz. Besonders wichtig ist die Symbolik der Zahlen.
Die typisch indische Neigung, Teile und Komponenten, aus
denen etwas besteht aufzuzählen, zu klassifizieren und zu
sch ematisieren, tritt bereits in den Brähmanas deutlich hervor.
Die Aufzählung hat indessen für die magische Opferwissen-
schaft einen besonderen Sinn: ähnlich wie der Name ist auch
die Zahl, die eine Wesenheit irgendwie bestimmt, kein äußeres
Zeichen, sondern kraft der mystischen Natur der Zahlen diese
Wesenheit selbst. Zwei Dinge, durch dieselbe Zahl ausgedrückt,
sind mithin identisch. So z. B. $at Br. XII, 3, 2: puruso vai
samvatsarah, puruso ity ekam; samvatsara ity ekam; atra
tat samam. Oder auch ibidem: caturaksaro vai samvatsaras,
caturaksaro 'yam yajamäno 'tra tat samam. Bestimmten
Zahlen kommt zu eine besondere magische Bedeutung. Die
Äquivalenz der kosmischen, der rituellen und der biologischen
Ordnung begründet die Zahl 21. „Einundzwanzigfach" ist
das Universum: 12 Monate, 5 Jahreszeiten, 3 Welten und die
Sonne — die uttamä pratisthä. Dementsprechend ist auch
der Mensch, das Abbild des Universums, „einundzwanzig-
fach": 10 Zehen, 10 Finger und „er selbst" (d. h. sein Rumpf,
sein ätman). (Vgl. Kaus. Br. VIII, 2; Ait. Br. VI, 2, 11.) Neben
der Zahl 21 sind es vor allem die Zahlen 17, 13, 12, 7, 5 und
3, die in den Brähmanas eine Rolle spielen. Siebzehnfach ist
Prajäpati als Repräsentant der kosmischen Sphäre: saptadaso
vai prajäpatir: dvädasa mäsah, pancartavo: hemantasisirayoh
samäsena (!) — lehrt Ait. Br. I, I, 14. Deshalb rezitiert man
17 sämidheni Strophen. Denn etad vä ärdhukam karman yat
prajäpati-sammitam (Kaus. Br. VIII). Die Zahl 5 begründet
folgende Äquivalenzen: 5 Tiere, 5 Spenden, 5 Verse der Pankti-
Strophe, 5 Elemente des Opfers, 5 Bestandteile des Menschen
und 5 Hauche (Kaus Br. XIII,2; Sat. Br. VI, 3, 1, 2, 5). Ähn-
lich die Zahl 7: saptarcam bhavati, saptacitiko 'gnih, sapta
rtavah, sapta disah, sapta devalokäh, sapta stomäh, sapta
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