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Scheerbart, Paul
Glasarchitektur — Berlin, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.27222#0015
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III

Der botanische Garten zu Dahlem

Eine Glasarchitektur besitzen wir bereits —
und zwar in den botanischen Gärten. Der botanische
Garten zu Dahlem bei Berlin zeigt, daß bereits ganz
imposante Glaspaläste aufgeführt sind. Allerdings —
es fehlt die Farbe. Aber in der Abendsonne wirkt
das Palmenhaus und das Kalthaus so herrlich, daß
man wohl einen Begriff bekommt, was zu erzielen
ist, wenn die Farben auch am Tage da sind. Das
Palmenhaus ist besonders interessant: außen die frei-
tragende Eisenkonstruktion, das das Glas haltende
Holzsprossenwerk innen, so daß kein Rostwasser
entsteht und das Eisen immer wieder frisch ange-
strichen werden kann. Das Holz ist natürlich seiner
Vergänglichkeit wegen kein imponierendes Bau-
material. Das Schlimmste jedoch ist, daß die Glas-
wände einfach und nicht doppelt da sind; dadurch
ist der Heizaufwand im'Winter einfach ein enormer.

Die Direktion erzählt in einem ihrer „Führer“
mit unberechtigtem Stolze, daß im Winter bei —10°
Celsius des Morgens um 8 Uhr an einem einzigen
Tage ein Waggon mit 300 Zentnern bester schlesi-
scher Steinkohle verheizt wird.

Man wird zugeben, daß das ein wenig viel ist
und nicht mit Stolz betont werden dürfte. Einem
derartigen Heizaufwande hätte mit doppelten Glas-
wänden begegnet werden müssen.

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