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hervor, was Varchi von sich aus über den Menschen und
Dichter sagt.
Selbstverständlich ist für ihn auch jetzt noch Lieben
und Dichten bei Michelangelo nicht von einander zu trennen:
»Auch gebrauchte er der Zeit mit dem Aussinnen neuer
Erfindungen und der göttlichsten Sentenzen oder Sonette
und Madrigale über verschiedene Gegenstände, hauptsächlich
aber über die keuscheste und ehrbarste Liebe, als Einer,
der von der edelsten Beschaffenheit des Herzens, während
er lebte, immerdar in den ehrbarsten und keuschesten Flam-
men brannte.« Und dann, bei der Aufzählung der Geschenke
Michelangelo's an die Freunde auf dessen intime Beziehungen
kommend: »Ferner (ist zu nennen) eine sehr gefühlvolle
Kreuzabnahme, welche er der sehr frommen, ja heiligsten
und nicht weniger gelehrten und beredten Donna Vittoria
Colonna, Marchesa von Pescara, geschenkt hatte. Von dieser
wurde er so sehr geliebt und geehrt, wie er sie liebte und
sie schätzte. Ich übergehe,« fährt Varchi an derselben Stelle
fort, »zahllose andere Modelle und Zeichnungen, welche er
den edelsten Jünglingen, seinen liebsten und ehrenhaftesten
Freunden schenkte, wie dies Gherardo Perini war, und mehr
als alle anderen M. Tommaso Cavalieri, ein sehr hofmänni-
scher und hochgeachteter römischer Edelmann« u. s. w.1)
Also auch hier, wie bei Vasari, die Erwähnung der
Marchesa nur bei Gelegenheit der frommen Zeichnungen;
dass sie auch Gedichte von Michelangelo erhalten und in
ihnen gefeiert worden wäre, sagt Varchi nicht. Der Meister
hat vielmehr »immerdar, solange er lebte, in den ehrbarsten
und keuschesten Flammen gebrannt«. Betont wird anderseits,
— wie Varchi schon vor achtzehn Jahren gethan hatte, — die
9 a. a. O. S. iio.
hervor, was Varchi von sich aus über den Menschen und
Dichter sagt.
Selbstverständlich ist für ihn auch jetzt noch Lieben
und Dichten bei Michelangelo nicht von einander zu trennen:
»Auch gebrauchte er der Zeit mit dem Aussinnen neuer
Erfindungen und der göttlichsten Sentenzen oder Sonette
und Madrigale über verschiedene Gegenstände, hauptsächlich
aber über die keuscheste und ehrbarste Liebe, als Einer,
der von der edelsten Beschaffenheit des Herzens, während
er lebte, immerdar in den ehrbarsten und keuschesten Flam-
men brannte.« Und dann, bei der Aufzählung der Geschenke
Michelangelo's an die Freunde auf dessen intime Beziehungen
kommend: »Ferner (ist zu nennen) eine sehr gefühlvolle
Kreuzabnahme, welche er der sehr frommen, ja heiligsten
und nicht weniger gelehrten und beredten Donna Vittoria
Colonna, Marchesa von Pescara, geschenkt hatte. Von dieser
wurde er so sehr geliebt und geehrt, wie er sie liebte und
sie schätzte. Ich übergehe,« fährt Varchi an derselben Stelle
fort, »zahllose andere Modelle und Zeichnungen, welche er
den edelsten Jünglingen, seinen liebsten und ehrenhaftesten
Freunden schenkte, wie dies Gherardo Perini war, und mehr
als alle anderen M. Tommaso Cavalieri, ein sehr hofmänni-
scher und hochgeachteter römischer Edelmann« u. s. w.1)
Also auch hier, wie bei Vasari, die Erwähnung der
Marchesa nur bei Gelegenheit der frommen Zeichnungen;
dass sie auch Gedichte von Michelangelo erhalten und in
ihnen gefeiert worden wäre, sagt Varchi nicht. Der Meister
hat vielmehr »immerdar, solange er lebte, in den ehrbarsten
und keuschesten Flammen gebrannt«. Betont wird anderseits,
— wie Varchi schon vor achtzehn Jahren gethan hatte, — die
9 a. a. O. S. iio.