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— 23 —
Freundschaft für den jungen Cavalieri, der Michelangelo
»mehr als alle anderen« (so sagt auch Vasari) nahe ge-
standen habe.
Es ist das letzte Mal, dass wir von dem römischen
Freunde Michelangelo's hören. Die Zeit nach des Meisters
Tode liess überhaupt das persönliche Leben desselben vor
dem stupenden Eindrücke seiner künstlerischen Thaten
zurücktreten. Michelangelo wurde der Nachwelt mehr und
mehr der »divino« ,, für dessen menschliche Erfassung es
keinen Massstab mehr gab.
Da bemächtigt sich zu Anfang des XVII. Jahrhunderts
der Familienstolz des grossen Ahnen. Jm Jahre 1623 giebt
der Grossneffe Michelangelo's, der nach ihm wieder genannte
Sohn seines Neffen Lionardo, zum ersten Male die gesam-
melten Gedichte seines Grossohms gedruckt heraus und er-
theilt damit dem Dichter Michelangelo die Züge, die bis auf
unsere Tage die feststehenden geblieben sind2).
Es hängt diese Edition des jüngeren Michelangelo mit
einem anderen Akte der Pietät für den grossen Vorfahren
zusammen. Schon zwei Jahre vorher hatte derselbe das
Haus, welches er durch seinen Vater vom Grossohm geerbt,
zu einer Erinnerungsstätte für den letzteren bestimmt. In
dieser »Casa Buonarroti« 3) sammelte der Grossneffe, was er
zur Ergänzung des überkommenen künstlerischen Nachlasses
noch von Zeichnungen, Modellen, Briefen und Gedichten
Michelangelo's erhalten konnte. Hier liess er eine besondere

x) Aretino warf dem lebenden Michelangelo sogar schon vor, dass er
sich als der »divino« gerire und aus diesem Grunde die Leute seines Um-
gangs nicht würdige, cf. Gaye, Carteggio, Tom. II, p. 333.

, Rime di Michelagnolo Buonarroti. Raccolte da Michelagnolo suo
Nipote. In Firenze ecc. 1623.

3) cf. Fabbrichesi, Guida della Galleria Buonarroti, VI Ediz. p. 4 sgg.
 
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