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ganze »Freundschaft gegeben«. Könnte ich das vertrauliche
Wort »antico« unter diesen Brief setzen1)!
Eben dieser »buono rispetto« liess Michelangelo auch
jetzt noch keine Ruhe. Zum dritten Male setzt die Feder
an, dem Briefe eine veränderte Fassung zu geben. Jener so
empfindungsvolle Glückesausruf am Schlüsse des vorigen
Conceptes wird unterdrückt. Doch bleibt die Gedankenfolge
sonst dieselbe. Nur in der Form, in den correcteren Wen-
dungen macht sich ein merklicher Unterschied gegen den
letzten Entwurf geltend2). So scheint der Brief an seine
Adresse gegangen zu sein.
Monate übrigens vergehen.
Im folgenden Sommer erst wieder, in einem Briefe
Michelangelo's an Sebastian del Piombo in Rom, finde ich
Cavalieri auf charakteristische Weise erwähnt.
Es ist in dem Schreiben von Madrigalen Michelangelo's
die Rede, die componirt und solchergestalt diesem zu-
geschickt worden sind. »Habt Ihr,« frägt der Meister am
Schlüsse seines Briefes, »die Abschrift der erwähnten Madri-
gale dem Messer Tomao gegeben? Ich würde Euch sehr
verbunden dafür sein. Und, ich bitte schön, grüsst ihn doch
tausendmals von mir, wenn Ihr ihn seht. Sagt mir auch
etwas von ihm beim nächsten Schreiben, um die Gedanken
an ihn frisch zu erhalten. Ich würde ja auch, glaube ich,
gleicli todt hinstürzen, wenn er je mir aus dem Sinn käme3).«
T) »Der Dinge Namen« ist hier eben »Freundschaft«; »der diese er-
hält,« der »Freund«.
2) cf. Milanesi, a. a. 0. No. CDXIII, p. 464.
3) »Avete data la copia de' sopradetti Madrigali a messer Tomao;
che ve ne resto molto obrigato e pregovi, se lo vedete, mi raccomandiate,
a lui infinite volte; e quando mi scrivete, ne diciate qualche cosa per tener-
melo nella memoria; che se m' uscissi della mente, credo che sübito cascherei
morto.« Milanesi, a. a. O. No. CDXV, p. 466.
ganze »Freundschaft gegeben«. Könnte ich das vertrauliche
Wort »antico« unter diesen Brief setzen1)!
Eben dieser »buono rispetto« liess Michelangelo auch
jetzt noch keine Ruhe. Zum dritten Male setzt die Feder
an, dem Briefe eine veränderte Fassung zu geben. Jener so
empfindungsvolle Glückesausruf am Schlüsse des vorigen
Conceptes wird unterdrückt. Doch bleibt die Gedankenfolge
sonst dieselbe. Nur in der Form, in den correcteren Wen-
dungen macht sich ein merklicher Unterschied gegen den
letzten Entwurf geltend2). So scheint der Brief an seine
Adresse gegangen zu sein.
Monate übrigens vergehen.
Im folgenden Sommer erst wieder, in einem Briefe
Michelangelo's an Sebastian del Piombo in Rom, finde ich
Cavalieri auf charakteristische Weise erwähnt.
Es ist in dem Schreiben von Madrigalen Michelangelo's
die Rede, die componirt und solchergestalt diesem zu-
geschickt worden sind. »Habt Ihr,« frägt der Meister am
Schlüsse seines Briefes, »die Abschrift der erwähnten Madri-
gale dem Messer Tomao gegeben? Ich würde Euch sehr
verbunden dafür sein. Und, ich bitte schön, grüsst ihn doch
tausendmals von mir, wenn Ihr ihn seht. Sagt mir auch
etwas von ihm beim nächsten Schreiben, um die Gedanken
an ihn frisch zu erhalten. Ich würde ja auch, glaube ich,
gleicli todt hinstürzen, wenn er je mir aus dem Sinn käme3).«
T) »Der Dinge Namen« ist hier eben »Freundschaft«; »der diese er-
hält,« der »Freund«.
2) cf. Milanesi, a. a. 0. No. CDXIII, p. 464.
3) »Avete data la copia de' sopradetti Madrigali a messer Tomao;
che ve ne resto molto obrigato e pregovi, se lo vedete, mi raccomandiate,
a lui infinite volte; e quando mi scrivete, ne diciate qualche cosa per tener-
melo nella memoria; che se m' uscissi della mente, credo che sübito cascherei
morto.« Milanesi, a. a. O. No. CDXV, p. 466.