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Unerwiederte Liebe erscheint also als ein Martyrium.
Nach christlicher Auffassung ist aber anderseits der Himmel
einem solchen einen Lohn schuldig.
»So gehörte es sich,« sagt Michelangelo im 41. Madrigal,
»dass, da Du so undankbar für des Anderen Sehnen bist,
ewige Strafe Deiner Schönheit zufalle, ich dagegen den
Himmel verdiene mit meinem Leiden.«
Was, Himmel!? unterbricht sich der Dichter jedoch so-
fort in demselben Gedichte. Auch in die Hölle ginge er
mit dem Freunde, wenn er »nur dort seine obschon häss-
liche Gestalt neben sich dulden wolle1)!«
»So sage ich nicht, . . . dass mein Erdulden eine Sünde
sei, so wie Deine Grausamkeit es ist, wenn ich nur dort
bin, wo Du (in der Hölle) nach dem Tode, nachdem ich
diese Gemeinschaft im Leben nicht ermöglicht habe?«
Und nun im stärkeren Durchbruch noch dieses nahezu
blasphemischen Griechenthums:
»Wenn süss für mich die Hölle, wenn ich nur dort mit
Dir; was würde erst der Himmel mit Dir sein! Ich allein
würde dann dort unter den Seligen doppelt selig sein, ge-
niessend den Gott, den ich im Himmel anbete und ,quel
che'n terra adoro'2)!«
Ich werde jedoch weiterhin zeigen, dass trotz des Femininums ein »Signor«
gemeint ist, die eine Lesart mithin die für den Sinn des Ganzen bestim-
mende sei.
, cf. Madrig. LI. Diese so bezeichnende und individuelle Modification
bringt der Schluss dieses Gedichtes mit den Worten: Prego 'l mie (corpo),
ben che brutto, com' ^ qui teco, il voglia« ecc. Guasti a. a. 0., p. 85.
2) a. a. 0., p. 71.
»Se dolce mi saria
L' inferno teco, in ciel dunche che fora?
Beato a doppio allora
Sare' a godere i' sol nel divin coro
Quel Dio che 'n cielo e quel che 'n terra adoro.«
Unerwiederte Liebe erscheint also als ein Martyrium.
Nach christlicher Auffassung ist aber anderseits der Himmel
einem solchen einen Lohn schuldig.
»So gehörte es sich,« sagt Michelangelo im 41. Madrigal,
»dass, da Du so undankbar für des Anderen Sehnen bist,
ewige Strafe Deiner Schönheit zufalle, ich dagegen den
Himmel verdiene mit meinem Leiden.«
Was, Himmel!? unterbricht sich der Dichter jedoch so-
fort in demselben Gedichte. Auch in die Hölle ginge er
mit dem Freunde, wenn er »nur dort seine obschon häss-
liche Gestalt neben sich dulden wolle1)!«
»So sage ich nicht, . . . dass mein Erdulden eine Sünde
sei, so wie Deine Grausamkeit es ist, wenn ich nur dort
bin, wo Du (in der Hölle) nach dem Tode, nachdem ich
diese Gemeinschaft im Leben nicht ermöglicht habe?«
Und nun im stärkeren Durchbruch noch dieses nahezu
blasphemischen Griechenthums:
»Wenn süss für mich die Hölle, wenn ich nur dort mit
Dir; was würde erst der Himmel mit Dir sein! Ich allein
würde dann dort unter den Seligen doppelt selig sein, ge-
niessend den Gott, den ich im Himmel anbete und ,quel
che'n terra adoro'2)!«
Ich werde jedoch weiterhin zeigen, dass trotz des Femininums ein »Signor«
gemeint ist, die eine Lesart mithin die für den Sinn des Ganzen bestim-
mende sei.
, cf. Madrig. LI. Diese so bezeichnende und individuelle Modification
bringt der Schluss dieses Gedichtes mit den Worten: Prego 'l mie (corpo),
ben che brutto, com' ^ qui teco, il voglia« ecc. Guasti a. a. 0., p. 85.
2) a. a. 0., p. 71.
»Se dolce mi saria
L' inferno teco, in ciel dunche che fora?
Beato a doppio allora
Sare' a godere i' sol nel divin coro
Quel Dio che 'n cielo e quel che 'n terra adoro.«