DAS DENKMAL
„Aber unter der ,Pieta“ Michelangelos hängt Schlüters
großes Denkmal.'“
Alfred Lichtwark,
Beschreibung des Ateliers Adolph Menzels.
Als im Jahre 1692 der Entschluß gefaßt wurde, die Berliner
„Lange Brücke“ zu erneuern, war der Platz für ein Fürsten-
denkmal gleich mit vorgesehen. Lange Brücke wurde sie ge-
nannt, weil sie im Mittelalter nicht nur den Flußlauf, sondern
auch einen breiten Streifen sumpfigen Uferlandes überbrückt
hatte. Nächst dem Mühlendamm war sie die älteste und
wichtigste Brücke über die Spree, denn sie verband das Schloß
unmittelbar mit der Innenstadt. Eine alte Überlieferung be-
richtet, daß im 13. Jahrhundert, als die wendische Urbevölke-
rung von Kölln und die rechts des Flusses angesiedelte
germanische Bevölkerung von Berlin einander noch gegnerisch
gesinnt waren, durch gemeinsame Not jedoch mehr und mehr
gezwungen wurden, sich zu vertragen, zur Seite der Langen
Brücke, mitten im Fluß, als an einem neutralen Platz, ein
Pfahlhaus errichtet worden wäre, wo die Magistrate von Kölln
und Berlin zusammenkamen, um zu beraten. Dieses war der
Platz, wo auf einer Ausbuchtung der Brücke das Denkmal
stehen sollte — was wie die Pointe eines Witzes der Geschichte
anmutet. Auch sonst war der Platz bedeutungsvoll: der Blick
schweifte frei flußauf zum Mühlendamm und flußab an den
alten Schloßfassaden vorüber, zur Seite lag der Schloßplatz
mit dem Gebäude des alten Marstalls, und auf der andern
Flußseite gab die Hauswand der Burgstraße einen guten Hinter-
grund. Bevor die neue Zeit auch an dieser Stelle ihre Häuser
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„Aber unter der ,Pieta“ Michelangelos hängt Schlüters
großes Denkmal.'“
Alfred Lichtwark,
Beschreibung des Ateliers Adolph Menzels.
Als im Jahre 1692 der Entschluß gefaßt wurde, die Berliner
„Lange Brücke“ zu erneuern, war der Platz für ein Fürsten-
denkmal gleich mit vorgesehen. Lange Brücke wurde sie ge-
nannt, weil sie im Mittelalter nicht nur den Flußlauf, sondern
auch einen breiten Streifen sumpfigen Uferlandes überbrückt
hatte. Nächst dem Mühlendamm war sie die älteste und
wichtigste Brücke über die Spree, denn sie verband das Schloß
unmittelbar mit der Innenstadt. Eine alte Überlieferung be-
richtet, daß im 13. Jahrhundert, als die wendische Urbevölke-
rung von Kölln und die rechts des Flusses angesiedelte
germanische Bevölkerung von Berlin einander noch gegnerisch
gesinnt waren, durch gemeinsame Not jedoch mehr und mehr
gezwungen wurden, sich zu vertragen, zur Seite der Langen
Brücke, mitten im Fluß, als an einem neutralen Platz, ein
Pfahlhaus errichtet worden wäre, wo die Magistrate von Kölln
und Berlin zusammenkamen, um zu beraten. Dieses war der
Platz, wo auf einer Ausbuchtung der Brücke das Denkmal
stehen sollte — was wie die Pointe eines Witzes der Geschichte
anmutet. Auch sonst war der Platz bedeutungsvoll: der Blick
schweifte frei flußauf zum Mühlendamm und flußab an den
alten Schloßfassaden vorüber, zur Seite lag der Schloßplatz
mit dem Gebäude des alten Marstalls, und auf der andern
Flußseite gab die Hauswand der Burgstraße einen guten Hinter-
grund. Bevor die neue Zeit auch an dieser Stelle ihre Häuser
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