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Scheftelowitz, Isidor
Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker — Gießen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.13441#0014
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I. Scheftelowitz

es die Grenzen seines Landes überschreite1. Der Gott
Ningirsu hat in seiner Rechten eine Keule und in seiner
Linken ein gewaltiges Netz, worin die Feinde gefangen sind2.

Den babylonischen Göttern ist gleichfalls das Netz eigen.
Die göttlichen Helfer der Tiamat geraten in Marduks Netz:
„Ins Netz wurden sie geworfen, in der Schlinge saßen sie" 3.
Tammuz wird „Herr des Netzes" * genannt und der Sonnengott
Samas hat ein Fangnetz und eine Schlinge5. Auf einer baby-
lonischen Skulptur ist ein Gott dargestellt, der auf die Feinde
des Königs das engumschließende Netz geworfen hat6. Man
fleht den heilbringenden Gott Nisaba an, daß er die Krank-
heitsdämonen mit seinem Netze einfangen möge 7. Selbst die-
Dämonen haben Netze. Von der babylonischen Pestgottheit
heißt es: „Mit dem Netz bändigtest, fingst, vernichtetest du
sie (die Babylonier)"8. Die Krankheitsdämonen fesseln den
Menschen: „Sie spannen ihr Netz aus; wo der Zorn der Götter
lastet, da stürzen sie hin mit lautem Geschrei. Einen Menschen,
von dem sein Gott gewichen, überfielen sie, wie mit einem
Gewände umhüllten sie ihn, gingen auf ihn los, mit Gift
spritzten sie ihn voll, seine Hände banden sie, seine Füße
fesselten sie" 9. Darum werden in den Beschwörungshymnen

1 L. W. King History of Sumer and AJckad, London 1910, 128 f.
8 King aaO. 131 Fig. 46; E. Meyer, Sumerier und Semiten in Baby-
lonien 1906, 82 f.

3 Vgl. Ungriad in Greßmanns Altor. Texten I 18 Zeile 112.

4 H. Zimmern, Babylonische Hymnen nnd Gebete, 2. Ausw. 1911, 12.
6 Zimmern aaO. 25; vgl. auch S. 24: „Wie mit einer Schnur bindest du";

ferner Jastrow, Kel. Babyloniens und Assyriens I 432.

6 King aaO. 220f. Von dem Gott Bei heißt es: „Vater Bei, du wirfst
das Netz, und jenes Netz wird ein feindliches Netz" (Jastrow, Beligion
Babyloniens und Assyriens II 15). Die Macht und Furchtbarkeit der Gott-
heit wird geschildert als „ein Netz, das an den Waldessaum gelegt ist, eine
ausgebreitete Schlinge, die am Meere ausgestreckt ist, aus deren Maschen der
Fisch nicht entkommt, in deren Garn der Wildochs gefangen wird, in deren
Netz der Mensch gefangen wird" (Jastrow aaO. II 49). Der Gott Ninib
trägt „den Fallstrick der Schlacht" (Jastrow I 461).

' R. C. Thompson Semüic Magic 1908, 123 f.

8 Ungnad in Greßmanns Altor. Texten I 71. Der Pestgott bindet die
Glieder, vgl. E,. C. Thompson Semitic Magic 1908, 84.

0 0. Weber, Die Dämonenbeschwö'rnng bei den Babyloniern uni
Assyrern 1906, 15.
 
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