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Schenkel, Wolfgang
Aus der Arbeit an einer Konkordanz zu den altaegyptischen Sargtexten — Wiesbaden, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.14996#0052

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Struktur der Hieroglyphenschrift

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Für die meisten der Drei-(und-mehr-)Konsonantenzeichen dürften sich bei einiger Überlegung
solche etymologisch-semantischen Zusammenhänge aufdecken lassen. Allerdings: Es bedarf bis-
weilen schon einigen Nachdenkens, da die Benennung der Dinge im Ägyptischen nach anderen
Merkmalen erfolgen kann, als sie uns aus unserer eigenen Sprache gewohnt ist.

Kriterium II: Das Zeichen wird nur für die Schreibung eines einzigen Lexems verwendet, das mit
einer Bezeichnung des Dargestellten nicht in etymologisch-semantischem Zusammenhang steht.
Definitionsgemäß stellt ein solcherart verwendetes Zeichen kein Phonogramm dar. Der Sinn der
Definition liegt im übrigen darin, daß die Verwendung eines solchen Zeichens in einem vereinzelten
Sonderfall nicht »freie Verfügbarkeit« bedeutet, auf der im Prinzip eine echte phonographische
Komponente einer Schrift basiert. Ein einmalig nach dem Rebusprinzip gewonnenes, ständig an
ein einzelnes Lexem/eine einzelne Lexem-Familie gebundenes Zeichen ist als eine Spielart des
Logogramms anzusehen. Um derartige, einmalig übertragene Zeichen von solchen Zeichen abzu-
heben, die das Gemeinte darstellen, kann man sie als »symbolische Logogramme« bezeichnen. -
Beispiele:

Das Zeichen ^ »Eidechse« ist praktisch ausschließlich das symbolische Logogramm für ~csi
»viel« (vorausgesetzt, es gibt keinen etymologisch-semantischen Zusammenhang zwischen ~cs$
»Eidechse« und ?si »viel« — was sich nicht ganz ausschließen läßt14.

Das Zeichen G »Neumond« ist das symbolische Logogramm für 'psd(.t) »Neunheit«, nach dem
Rebusprinzip unter Vernachlässigung des »schwachen« Konsonanten n aus Q 'psdn(.tjw)
»Neumond(fest)« gewonnen (ein etymologisch-semantischer Zusammenhang ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit auszuschließen).

Andere Beispiele aus § 13.2: jwc, shw.

Trotz der hier begründeten generellen Entscheidung gegen den Ansatz von Dreikonsonanten-
zeichen treten in den Zeichen-Listen des §13 in der Rubrik »Phonogramm« mehrere drei-
konsonantige Zeichenfolgen auf, weitere hätten noch hinzugefügt werden können. Zu diesen
Fällen ist folgendes zu bemerken:

Bei den Dreikonsonantenzeichen jS mUv und JP sml handelt es sich um Monogramme aus
je einem Einkonsonantenzeichen und einem Zweikonsonantenzeichen. Der Ansatz der Zeichen-
Kombinationen als Dreikonsonantenzeichen beruht primär auf dem Wunsch, der Geläufigkeit
der Verbindung notationstechnisch Rechnung zu tragen.

Bei dem Dreikonsonantenzeichen ^ , nwt ist der mittlere Konsonant problematisch; siehe
E. Edel, Neue Deutungen keilschriftlicher Umschreibungen ägyptischer Wörter und Personen-
namen, SÖAW phil.-hist. 375, Wien 1980, S. 18-20. U.U. ist der Lautwert mit nur zwei
Konsonanten als nt anzusetzen.

Problematisch bleibt das Dreikonsonantenzeichen —zwn. Bis zur klassischen Zeit des

Mittleren Reiches ist es ein »symbolisches Logogramm« für 'zwn.w »Arzt«, erst in der

18. Dynastie wird es auf ein weiteres Wort {'swn.t »Kaufpreis«) übertragen.

Ob JJ; als Dreikonsonantenzeichen htm anzusetzen ist oder als Logogramm hängt von der

Beurteilung der Etymologie der Wörter mit Wurzel 'htm ab. Zu fragen wäre im übrigen, ob

nicht ein Zweikonsonantenzeichen ht gelesen werden kann {m wäre dann fallweise nicht

geschrieben).

14 Vgl. P. Kaplony, Strukturprobleme der Hieroglyphenschrift, in: CdE 41, 1966, S. 65.
 
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