105
6 Die Lyversberg-Passion
6.1 Das namengebende Werk des Meisters der Lyversberg-Passion
Die Lyversberg-Passion482 (Abb. 149-150), zwei Flügeltafeln mit der Darstellung der Passion
Christi, trägt den Namen ihres ehemaligen Besitzers Jakob Johann Nepomuk Lyversberg
(1761 - 1833), der diese nach 1794 aus der St. Barbara-Kirche des Kölner Kartäuserklosters
erworben hatte. Lyversberg, ein Kölner Tabakgroßhändler, begann vor den Brüdern Boisseree
und Ferdinand Franz Wallraf mit dem Sammeln von Gemälden.483 Bei der Lyversberg-Passion
handelt es sich um die Flügeltafeln des ehemaligen Hochaltarretabels im Priesterchor der
Kartäuserkirche.484 Die Altarmitte nahm vermutlich ein geschnitzter Schrein mit Figuren ein.485
Auf den Innenseiten der Flügeltafeln ist eine Passionsfolge zu sehen. Eine Tafel setzt sich aus
vier hochrechteckigen Bildfeldern in zwei Registern zusammen. In sieben der insgesamt acht
Felder erscheinen Begebenheiten aus der Passionsgeschichte, das achte Feld nimmt eine Szene
aus der Ostergeschichte ein. Die ehemals linke Flügeltafel zeigt das Abendmahl, den Verrat des
Judas, die Geißelung und Dornenkrönung Christi und die Handwaschung des Pilatus. Die
rechte Flügeltafel enthält die Bilder der Kreuzschleppung, der Kreuzigung, der Kreuzabnahme
und der Auferstehung Christi. Auf den Tafelaußenseiten waren ehemals die Verkündigung an
Maria (Abb. 151-152) und die Anbetung der Hl. Drei Könige (Abb. 153-154) zu sehen, bevor
die Tafeln vor dem Jahr 1812 gespalten und gevierteilt wurden. Die Bilder der Tafelaußenseite
wurden in späterer Zeit wieder zusammengesetzt.486
Die im Verkündigungsbild angebrachte Hausmarke der Kölner Familie Rinck zeigt an, daß
die Lyversberg-Passion eine Stiftung dieser erfolgreichen Kaufmannsfamilie ist.487
Anhaltspunkte zur Stiftung finden sich in den Archivalien der Kölner Kartause, deren Kirche
482 Köln, WRM 143-150; Nürnberg, GNM, WAF 638/Gm 22, WAF 640/Gm 989; Vgl. Werkkatalog.
483 Mädger, S.: Jakob Johann Nepomuk Lyversberg, Kaufmann und Kunstsammler, in: Ausst. Kat Köln 1995,
S. 193-204.
484 Clemen, P. (Hrsg.): KDRVII, 3, 2. Bd., 3. Abt., 1934, S. 893; Schmidt (1978, S. 203) vermutete im
Mittelschrein eine Pieta mit Heiligen; Colonia Romanica, Bd. 10, 1995, S. 106, S. 108; Martens, D.: Autour
des retables du jube de l’eglise des chartreux de Cologne: lumiere reelle et lumiere fictive dans la peinture
flamande et allemande de la fin du moyen äge, in: WRJ 57, 1996, S. 65, S. 80-84.
485 Passavant, J.D., 1833, S. 420; Stange, A„ DMG 5, 1952, S. 38-39; Stange, A„ Bd. I, 1967, Nr. 199;
Schmidt, H.M., 1978, S. 203; Kat. Köln 1990, S. 349-350; Schmid, W., 1994, S. 53-54.
486 Firmenich-Richartz, E., 1916, S. 162.
48 Zur Kölner Familie Rinck und deren Stiftungstätigkeit vgl. Schmid, W., 1994, S. 23-222.
6 Die Lyversberg-Passion
6.1 Das namengebende Werk des Meisters der Lyversberg-Passion
Die Lyversberg-Passion482 (Abb. 149-150), zwei Flügeltafeln mit der Darstellung der Passion
Christi, trägt den Namen ihres ehemaligen Besitzers Jakob Johann Nepomuk Lyversberg
(1761 - 1833), der diese nach 1794 aus der St. Barbara-Kirche des Kölner Kartäuserklosters
erworben hatte. Lyversberg, ein Kölner Tabakgroßhändler, begann vor den Brüdern Boisseree
und Ferdinand Franz Wallraf mit dem Sammeln von Gemälden.483 Bei der Lyversberg-Passion
handelt es sich um die Flügeltafeln des ehemaligen Hochaltarretabels im Priesterchor der
Kartäuserkirche.484 Die Altarmitte nahm vermutlich ein geschnitzter Schrein mit Figuren ein.485
Auf den Innenseiten der Flügeltafeln ist eine Passionsfolge zu sehen. Eine Tafel setzt sich aus
vier hochrechteckigen Bildfeldern in zwei Registern zusammen. In sieben der insgesamt acht
Felder erscheinen Begebenheiten aus der Passionsgeschichte, das achte Feld nimmt eine Szene
aus der Ostergeschichte ein. Die ehemals linke Flügeltafel zeigt das Abendmahl, den Verrat des
Judas, die Geißelung und Dornenkrönung Christi und die Handwaschung des Pilatus. Die
rechte Flügeltafel enthält die Bilder der Kreuzschleppung, der Kreuzigung, der Kreuzabnahme
und der Auferstehung Christi. Auf den Tafelaußenseiten waren ehemals die Verkündigung an
Maria (Abb. 151-152) und die Anbetung der Hl. Drei Könige (Abb. 153-154) zu sehen, bevor
die Tafeln vor dem Jahr 1812 gespalten und gevierteilt wurden. Die Bilder der Tafelaußenseite
wurden in späterer Zeit wieder zusammengesetzt.486
Die im Verkündigungsbild angebrachte Hausmarke der Kölner Familie Rinck zeigt an, daß
die Lyversberg-Passion eine Stiftung dieser erfolgreichen Kaufmannsfamilie ist.487
Anhaltspunkte zur Stiftung finden sich in den Archivalien der Kölner Kartause, deren Kirche
482 Köln, WRM 143-150; Nürnberg, GNM, WAF 638/Gm 22, WAF 640/Gm 989; Vgl. Werkkatalog.
483 Mädger, S.: Jakob Johann Nepomuk Lyversberg, Kaufmann und Kunstsammler, in: Ausst. Kat Köln 1995,
S. 193-204.
484 Clemen, P. (Hrsg.): KDRVII, 3, 2. Bd., 3. Abt., 1934, S. 893; Schmidt (1978, S. 203) vermutete im
Mittelschrein eine Pieta mit Heiligen; Colonia Romanica, Bd. 10, 1995, S. 106, S. 108; Martens, D.: Autour
des retables du jube de l’eglise des chartreux de Cologne: lumiere reelle et lumiere fictive dans la peinture
flamande et allemande de la fin du moyen äge, in: WRJ 57, 1996, S. 65, S. 80-84.
485 Passavant, J.D., 1833, S. 420; Stange, A„ DMG 5, 1952, S. 38-39; Stange, A„ Bd. I, 1967, Nr. 199;
Schmidt, H.M., 1978, S. 203; Kat. Köln 1990, S. 349-350; Schmid, W., 1994, S. 53-54.
486 Firmenich-Richartz, E., 1916, S. 162.
48 Zur Kölner Familie Rinck und deren Stiftungstätigkeit vgl. Schmid, W., 1994, S. 23-222.