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Kölner Maria und Elisabeth in ihrem Zueinander sowie in der Körperdrehung und den
dreiviertelprofiligen Gesichtern mit Rogiers Formulierung überein. Auffälliger und
aussagekräftiger sind indes die detailgenauen Übereinstimmungen der Gewandung und der
Gewandführung. Fast identisch fällt die Drapierung von Elisabeths Umhang. Infolge des
Heraneilens ist er von Elisabeths linker Schulter gerutscht, hängt nur noch über dem rechten
Arm und liegt auf der Hüfte auf, von wo die Saumlinie auf der Körpervorderseite zu Boden
geführt wird. Der Umhang umspielt das linke Bein Elisabeths, das durch den Stoff abzeichnet.
Die weiße Pelzeinfassung des Obergewandes von Rogiers Elisabeth erscheint bei der Kölner
Figur als Umhangsaum. Die seitliche Schnürung des Obergewandes der Vorbildfigur verschob
der Kölner Maler auf die Körpervorderseite. Elisabeths Berühren des Marienleibes ist wie bei
Rogiers Heimsuchungsgruppe durch den ausgeprägt großen Ärmelstulpen betont, der auf dem
Kölner Bild eine grüne Farbe hat. Auch das Gewand Mariens ist dem der Rogierschen Maria
sehr ähnlich. Rogiers Maria hält den Saum ihres Obergewandes, so daß das graue Pelzfütter
und das Untergewand aus Brokatstoff sichtbar werden. Auf dem Kölner Bild ist dieses Motiv
auf die Körpervorderseite in Bauchhöhe verschoben. Die aufgefuhrten detailierten
Übereinstimmungen zwischen der Kölner Tafel und der niederländischen Vorlage und die nur
geringfügigen Abwandlung einzelner Motiven sprechen für die Vermittlung von Rogiers
Heimsuchungsgruppe durch eine Zeichnung. Trotz dieser motivischen Gemeinsamkeiten sind
auffällige Unterschiede in der Schilderung des Vorgangs auszumachen. Zum einen verzichtete
der Kölner Maler auf die Betonung der Figurengruppe durch Landschaftselemente, wie das
Rogier durch den Wegverlauf und die Anordnung der Bäume erreichte. Zum anderen spielt die
zeitliche Erfassung des unmittelbaren Aufeinandertreffens beider Frauen überhaupt keine Rolle.
In diesen beiden Punkten steht das Kölner Bild der Bouts’sehen Fassung der Heimsuchung auf
dem Marienaltar näher. Wie im Marienaltar stehen Maria und Elisabeth als statisch aufgefaßte
Gruppe auf hellem, felsigem Boden. Die Figuren befinden sich wie bei Dieric Bouts auf einem
Höhenniveau, wodurch die gesamte Komposition beruhigt ist. Auch ist wie dort auf die
Verzahnung der Figuren mit ihrem Umraum verzichtet, ein Erzählmoment das beider Vorbild
von der Hand Rogier van der Weydens auszeichnet. Für das Kölner Bild bleibt festzuhalten,
daß neben den motivischen Verpflichtungen gegenüber Rogiers Heimsuchungsgruppe
Ähnlichkeiten zur Schilderung des Ereignisses in Dieric Bouts’ Fassung des Themas bestehen.
Der Gesamtcharakter des Bildes unterscheidet sich von den niederländischen Darstellungen
 
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