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durch den Goldgrund und die vier darin schwebenden blauen Engelsfigürchen, deren Aufnahme
in das Bildprogramm als eine Reminiszens an ältere Kölner Malerei gewertet werden muß.950
Auch mit der tiefenräumlichen Erfassung der Szene durch hintereinander gestaffelte
Raumschichten und mit der blaugrün gestalteten Hügellandschaft in der Ferne wurde der
niederländische Vorbildkreis verlassen. Eine identische Gestaltung des Tiefenraums zeigen die
Heimsuchung951 (Abb. 248) des Marienlebenzyklus und die Grabtragung des
Ter Steegen de Monte-Triptychons952 (Abb. 304). Die blaugrüne Hintergrundslandschaft, die
botanisch genaue Beschreibung der Pflanzen und die Art und Weise der Pelzdarstellung des
Mariengewandes lassen in der Heimsuchungstafel die Hand des Meisters des Marienlebens
erkennen. Auch die Brokatstoffdarstellung im Untergewand Mariens weist ebenfalls die für
diesen Meister charakteristischen Merkmale auf. Die Beschaffenheit des Brokatstoffes ist
durch zwei Rottöne verdeutlicht, ein etwas dunklerer gibt das erhabene Granatapfelmuster an,
ein etwas hellerer den Stoffgrund. Die Brokatfäden der Ornamente sind mittels kleinster
Striche in einem weiß-rosa Farbton gemalt. Der pastose Farbauftrag der Ornamente fuhrt bei
Lichteinfall zu kleinen Reflexionen auf der Bildoberfläche, wodurch der Eindruck eines
kostbaren Goldbrokats erweckt wird. Diese Art der Brokatdarstellung durch feine, in kurzen
Strichen und Punkten pastös aufgetragene Farbe, meist in einem hellen Gelb- oder Ockerton,
wie es in der altniederländischen Malerei seit der ersten Jahrhunderthälfte üblich war und sich
in Köln in voller Breite ab der Generation des Meisters der hl. Sippe d.J. durchsetzte, ist
vorwiegend im namengebenden Marienlebenzyklus und vereinzelt in anderen Werken des
950 Van Oortmerssen, G.: „De ontmoeting tussen Maria en Elisabeth“, de Meester van het Leven van Maria,
masch. schrift., 1988, S. 18, S. 37-38, Anm. 15: Die Röntgenuntersuchung der Heimsuchungstafel ergab,
daß die Engelsfigürchen stark überarbeitet sind. Ihr Aussehen ist das Ergebnis einer
Restaurierungskampagne, bei der Teile des Goldgrundes mit Leinwand überklebt und die Figürchen stark
überarbeitet wurden. Bei Stange (DMG 5, 1952, Tafel 55) ist die Tafel im Originalzustand reproduziert.
Die Reproduktion zeigt, daß die Engelsfigürchen ursprünglich lochnerartig geschweift waren und damit
denen im namengebenden Marienlebenzyklus sehr ähnlich sind; F.Lammertse, Rotterdam, danke ich für
die Überlassung des Untersuchungsberichtes.
951 München, BStGS, WAF 623.
952 Köln, WRM 136-138.
durch den Goldgrund und die vier darin schwebenden blauen Engelsfigürchen, deren Aufnahme
in das Bildprogramm als eine Reminiszens an ältere Kölner Malerei gewertet werden muß.950
Auch mit der tiefenräumlichen Erfassung der Szene durch hintereinander gestaffelte
Raumschichten und mit der blaugrün gestalteten Hügellandschaft in der Ferne wurde der
niederländische Vorbildkreis verlassen. Eine identische Gestaltung des Tiefenraums zeigen die
Heimsuchung951 (Abb. 248) des Marienlebenzyklus und die Grabtragung des
Ter Steegen de Monte-Triptychons952 (Abb. 304). Die blaugrüne Hintergrundslandschaft, die
botanisch genaue Beschreibung der Pflanzen und die Art und Weise der Pelzdarstellung des
Mariengewandes lassen in der Heimsuchungstafel die Hand des Meisters des Marienlebens
erkennen. Auch die Brokatstoffdarstellung im Untergewand Mariens weist ebenfalls die für
diesen Meister charakteristischen Merkmale auf. Die Beschaffenheit des Brokatstoffes ist
durch zwei Rottöne verdeutlicht, ein etwas dunklerer gibt das erhabene Granatapfelmuster an,
ein etwas hellerer den Stoffgrund. Die Brokatfäden der Ornamente sind mittels kleinster
Striche in einem weiß-rosa Farbton gemalt. Der pastose Farbauftrag der Ornamente fuhrt bei
Lichteinfall zu kleinen Reflexionen auf der Bildoberfläche, wodurch der Eindruck eines
kostbaren Goldbrokats erweckt wird. Diese Art der Brokatdarstellung durch feine, in kurzen
Strichen und Punkten pastös aufgetragene Farbe, meist in einem hellen Gelb- oder Ockerton,
wie es in der altniederländischen Malerei seit der ersten Jahrhunderthälfte üblich war und sich
in Köln in voller Breite ab der Generation des Meisters der hl. Sippe d.J. durchsetzte, ist
vorwiegend im namengebenden Marienlebenzyklus und vereinzelt in anderen Werken des
950 Van Oortmerssen, G.: „De ontmoeting tussen Maria en Elisabeth“, de Meester van het Leven van Maria,
masch. schrift., 1988, S. 18, S. 37-38, Anm. 15: Die Röntgenuntersuchung der Heimsuchungstafel ergab,
daß die Engelsfigürchen stark überarbeitet sind. Ihr Aussehen ist das Ergebnis einer
Restaurierungskampagne, bei der Teile des Goldgrundes mit Leinwand überklebt und die Figürchen stark
überarbeitet wurden. Bei Stange (DMG 5, 1952, Tafel 55) ist die Tafel im Originalzustand reproduziert.
Die Reproduktion zeigt, daß die Engelsfigürchen ursprünglich lochnerartig geschweift waren und damit
denen im namengebenden Marienlebenzyklus sehr ähnlich sind; F.Lammertse, Rotterdam, danke ich für
die Überlassung des Untersuchungsberichtes.
951 München, BStGS, WAF 623.
952 Köln, WRM 136-138.