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Schinkel, Karl Friedrich
Sammlung architektonischer Entwürfe: enthaltend theils Werke welche ausgeführt sind theils Gegenstände deren Ausführung beabsichtigt wurde (Text) — Berlin, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.5215#0014
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des von oben einfallenden Lichtes, dessen Construction gleichfalls von Eisen ist,
deutlich an. Da der Corridor längs des Seitenflügels in dem ersten Geschofs so
hoch liegt, als dieses Geschofs über dem Strafsenpflaster erhaben ist, das Vestibül
aber nur um eine Stufe höher als das Strafsenpflaster angelegt ist, weil die Stufen
vor den Thüren auf der Strafse polizeilich nicht geduldet werden, so ist ein un-
mittelbarer Durchgang von der Strafse nach dem Hofe nicht möglich, sondern
dieser Durchgang wird nur durch das Souterrain erreicht, in welches man mittelst
einer Thür bei C unter der Haupttreppe gelangt. Im Souterrain verfolgt man
dann einen Corridor unter DE, wo dann der Aufgang EF nach dem ersten Hof G
hinaus führt, oder wo man bis // weiter geht und mittelst eines daselbst ange-
brachten Kellerhalses auf den zweiten Hof hinaussteigt.

Blatt 69. zeigt zwei Fac.aden, welche zur Wahl für den Bau bearbeitet wurden,
die obere, wo die drei Geschosse im Verhältnifs wenig von einander abweichen;
die untenstehende, wo ein entschiedenes Unterordnen des unteren und oberen
Geschosses gegen das mittlere stattfindet.

Die perspectivische Ansicht des Vestibüls auf diesem Blatte giebt dessen
Ausschmückung an.

Im Hintergrunde gegen den Corridor hin ist ein Brunnen mit einer darüber
aufgestellten Statue angelegt. Die Wange der ersten Treppe, welche auf den Plan
des unteren Geschosses führt, ist mit einer sitzenden Statue geziert. An den
Wänden ist die Gewölbe-Construction des mit dem Vestibül zusammenhängenden
Corridors in Mauerbögen fortgeführt, welche zu mannigfaltiger Ausfüllung der
Flächen durch Malerei Veranlassung geben. Die Decke des Vestibüls ist mit Cas-
setten von Holztäfelung in natürlicher brauner Holzfarbe, und mit bronzirten Nägeln
geschmückt, angeordnet.

Blatt 91. 72.

Entwurf zu einem Stadt-Gebäude.

Bei dem vorliegenden Plane war die Aufgabe sehr eigenthümlich in folgen-
der Art gestellt: Ein wohlhabender Mann, der durch sein Geschäft so an die Stadt
gefesselt ist, dafs es ihm den Sommeraufenthalt auf dem Lande nicht gestattet, hat
in einem lebhaften Theile der Stadt einen Platz, 238 Fufs längs der Strafse breit,
462 Fufs tief, angekauft, auf welchem er ein bequemes Wohnhaus für sich in der
Art zu bauen wünscht, dafs die ganze Anlage ihm in gewissem Sinne die Wohnung
auf dem Lande ersetzt. Der Platz soll eine schöne Gartenanlage bilden, und in
derselben das Haus frei stehen, zugleich will man aber auch von der Lebendigkeit
der Strafse Genufs haben, und endlich soll der kostbar erkaufte Platz nicht ohne
Ertrag bei dieser Anlage bleiben, vielmehr dabei eine möglichst grofse Benutzung
berücksichtigt werden.

Vier Waarenmagazine, mit dazu gehörigen Wohnungen, gaben den gewünsch-
ten Ertrag aus dem Grundstück; diese mufsten nun so angeordnet werden, dafs
die Wohnung des Besitzers, welche besonders gut bedacht werden sollte, dadurch
weder an Licht und Luft, noch sonst an Bequemlichkeit etwas entbehrte.

Hiernach wurde ein Hauptgebäude von drei Geschossen in der Mitte frei
aufgestellt, in Distancen von 40 Fufs an den Seilen zwei Nebengebäude aufgeführt.
Im Hauptgebäude befinden sich unten zwei grofse Waarenmagazine, deren Miether
im dritten Geschofs beträchtliche Wohnungen erhalten; die Bäume der einen
Wrohnung sind auf dem Grundrifs dieses Geschosses mit I., die der andern mit II.
bezeichnet. Die Wohnung des Besitzers füllt das Mittelgeschofs aus, und benutzt
die übrigen Bäume des ersten Geschosses zu einem Bade mit einer kleinen, von
oben hinabführenden Treppe, zu einer Küche, aus der man durch dieselbe weiter
hinabführende Treppe in die Speisekammer und Kellerei des Souterrains gelangt,
ferner zu einem Gartensalon und zu einem Domestikenzimmer mit einer Kammer.
Bei der ringsum freien Lage des Gebäudes empfangen alle diese Bäume ein schönes
Licht. Die Treppe macht die Mitte des Hauses, und von da aus verbinden kleine
Passagen sehr leicht und bequem die umherliegenden Gemächer. Diese Treppe
ist aus Eisen construirt, und empfängt ihr Licht von oben, wie der Durchschnitt
auf Blatt 72. näher angiebt. Die Abfallrinnen des Kupferdaches, welches sich hinter
der Altica versteckt, sind durch den Treppenraum hinab in einen unter dem Hause
ausgemauerten Abzugskanal geleitet. Diese Einrichtung ist getroffen worden, um
das Einlrieren dieser Abfallrinnen, wenn sie aufserhalb angebracht werden, zu ver-
meiden, welches in der Tiegel ein Bersten erzeugt, und dann dem Gebäude schäd-
lich wird. Im vorliegenden Fall kann dadurch, dafs der mittlere Treppenraum
durch einen eisernen Ofen V heizbar ist, eine solche Temperatur unter dem Dache,
wo die Abfallrinnen einmünden, erzeugt werden, dafs ein beständiges Schmelzen
und sicheres Ablaufen des Schneewassers im Gange bleibt; auch kann jedem ein-
tretenden Schaden an den Binnen, welche ganz frei neben der Treppe aufsteigen
und in jeder Höhe leicht beobachtet werden können, in kurzer Zeit und mit leichten

Mitteln abgeholfen werden. Das Gebäude ist auf diese Weise ringsum von der
Dachtraufe befreit. In jedem Seitengebäude ist ein Waarenmagazin angelegt, über
welchem, durch die Einziehung leichter Holzwände nach den Linien ab, cd, ef,
eine kleine Wohnung für den Miether des Magazins, aus den Wohnzimmern bh
und bi, dem Gesindezimmer cf, der Küche ce und einer Speisekammer g- beste-
hend, gewonnen wird. Ein Pferdestall und eine Wagenremise ist in dem ersten
Geschofs des rechts liegenden Nebengebäudes, ein Orangenhaus und ein Raum zu
Aufbewahrung von Holz und Garten-Utensilien in dem links liegenden eingerichtet;
über diesen Räumen finden eine Kutscherwohnung, ein Raum für Futter und
Räume für die Aufbewahrung der Gartenfrüchte ihren Platz. Ein kleiner Hof in
jedem Nebengebäude nimmt das Dachwasser auf, und auf demselben sind die
Düngergruben dem Auge beim Ucberblick der ganzen Anlage entzogen.

Gegen die Strafse ist der Garten mit Gitterwerken abgeschlossen, in welchen
Ein- und Ausfahrten angelegt sind. Um bedeckt in und aus dem Wagen steigen
zu können, sind Verbindungsgänge, auf Pfeilern ruhend, zwischen dem Hauptgebäude
und den Nebengebäuden angelegt, welche oberhalb Altane bilden, auf die man aus
dem Hauptgeschofs hinaustritt. Die Fac.ade auf Blatt 72. zeigt die Verbindung und
die Verhältnisse aller Haupttheile der ganzen Anlage.

Blatt 73.

Entwurf einer Kirche für den Marktplatz zu Potsdam.

Unter mehreren Entwürfen für den Bau dieser Kirche ward auch der hier
gegebene bearbeitet, welcher in einfacher Form einer Basilica gehalten ist. Die
Glocken nehmen Platz in den vier Ecken des Gebäudes, zu welchem Zweck dort
Schallöffnungen angelegt sind.

Zur Vermeidung des Zugwindes in der Kirche sind sämmtliche Eingänge
nur an der Giebelseite unter dem Porticus angebracht, und in der Dicke der Mauer
mit Doppelthüren versehen. Der Porticus selbst hat weit vortretende Mauern, die
in Anten endigen, um gleichfalls mehr Schutz von den Seiten zu gewähren.

Die massiv gewölbte Altarnische ist mit einem einfallenden Lichte im Scheitel
der halben Kuppel angeordnet, wodurch die in der Nische angebrachten Wand-
gemälde auf's beste erleuchtet werden. Vor dem Altar steht der Taufstein, und
an jeder Seite der Stufen, die zu diesem Heiligthume führen, ist nach älterer Weise
eine Kanzel angeordnet, wovon die eine für die Predigt, die andere für das Ver-
lesen des Evangeliums bestimmt ist. Die übrigens sehr einfache Anordnung der
inneren und äufseren Architektur ergiebt sich aus den verschiedenen Aufrissen,
Durchschnitten und Grundrissen, in letzteren sind zur Hälfte Cassetten-Eintheilun-
gen der Decken, zur Hälfte die Stellung der Kirchenbänke angedeutet.

Blatt 94. 95.

Entwurf einer kleinen Kirche von quadratischer Form des Grund-
risses, wozu ein beschränkter Bauplatz in einem kleinen Orte die

Veranlassung gegeben hat.

Die Dachung ist an jeder Seite mit einem Giebel geschlossen, wodurch vier
Kehlen entstehen, die mit den vier Abfall-Röhren, welche an den Ecken des Ge-
bäudes herablaufen, im Zusammenhange sind, eine Einrichtung für die Abführung
des Piegenwassers, welche am wenigsten störend in die Architektur eines so kleinen
Gebäudes einwirkt. Das ganze Gebäude hat bei seiner geringen Grundfläche durch
das dritte Geschofs eine thurmartige Höhe erlangt, wodurch es weit über die
Wohnhäuser der umgebenden Strafsen hinausragt, und sich als ein öffentliches
Gebäude ankündigt. In diesem dritten Geschofs liegt das Geläute in angemessener
Höhe. Emporkirchen geben die nöthigen Plätze noch her, welche dem beschränk-
ten Grundplan fehlen. Eine Vorhalle mit stützenden Anten bildet den Eingang.

Bei dem Crucifix auf dem Altar, Blatt 74., ist versucht, das Abschreckende
und dem Kunst-Schönen Widerstrebende eines hangenden gemarterten Leichnams
dadurch zu mildern, dafs die Gestalt Christi, auf eine Kugel, dem Symbol der
Welt, für die er gelitten, gestellt, sich nur an das Kreuz anlehnt, an welchem
die gefesselten Hände hinreichend andeuten, was vorging. Ein gröfscres Gewand,
in welches der ganze Untertheil des Körpers gehüllt ist, und welches zugleich um
des Kreuzes Arme und Stamm gelegt wurde, versteckt des letzteren trockne Form,
und giebt überhaupt durch schöne Faltung mehr Pieichthum und für den nackten
Theil des Körpers einen wohlthätigen Hintergrund, so dafs durch eine solche An-
ordnung im Ganzen die Darstellung dieses Gegenstandes an Würde wohl gewin-
nen möchte.

Blatt 76. 99.

Entwurf einer kleinen Kirche für den Kreis von Malmedy.

Diese Kirche ist mit geringen Abweichungen ausgeführt worden.

Es ist hier die Anlage zweier Glockenthürme gewählt, um mit der dadurch
gewonnenen Masse den ganzen Giebel der Kirche zu bedecken und die sonst immer
schwierige Verbindung der Thurmgebäude mit der Kirche zu erleichtern. Die
Thürme haben im Entwürfe Platformen erhalten, damit sie von dort ein freieres
und bequemes Umschauen in die Gegend zulassen. Bei der Ausführung sind etwas
eingezogene Spitzen darauf angebracht worden, die jedoch mit der einfachen Con-
struction des ganzen Gebäudes und besonders der Thürme nicht harmonisch zu-
sammenstimmen wollen, indem der Bau mehrerer Geschosse über einander durch
die dadurch entstehenden vielfachen horizontalen Gürtungen dem plötzlichen Con-
trast eines in abweichendem Winkel sich erhebenden und sich sehr geltend machen-
den Baues einer solchen Spitze der Form nach widerstrebt. In der Altarnische
sind die möglichen Ausschmückungen durch Malerei angegeben, für welche hier
eine Beleuchtung durch eigends angebrachte Seitenfenster stattfindet. Die Anord-
nung zweier Kanzeln ist auch hier in dem Plane angenommen worden.

Blatt 98.
Entwurf einer kleinen Kirche mit einem Thurm.

Die Architektur ist hier im Bogenstyl gewählt. Die Verbindung der Kirche
mit einem Thürme, der nicht die. Breite des Kirchengiebels hat, ist dadurch ver-
mittelt, dafs das Thurmgebäude getrennt von der Kirche aufgeführt und mittelst
einer offenen gewölbten Halle im Zusammenhange mit der Kirche steht; unter
diesem Gewölbe ist der Eingang der Kirche angelegt, für welchen dieses Gewölbe
ein schützendes Vorhaus bildet.

Blatt 99. SO. 81. 82. 83.

Neues Schauspielhaus in Hamburg.

Der Antrag für diesen Entwurf ward mir am Ende des Jahres 1825 von
dem Comite des Actien-Vereins gemacht, welcher diesen Bau unternommen und
so geführt hat, dafs die Eröffnung des Theaters im Frühjahr 1827 stattfinden
konnte. Die specielle Führung des Baues wurde dem Stadt-Baumeister Herrn
Wimmel übertragen. Der Bauplatz war sehr genau für den Bau abgemessen,
und aufserdem bei der Anlage Folgendes vorgeschrieben:

1) Das Haus soll nahe an 2000 Zuschauer fassen.

2) Die Logen wünscht man gröfstentheils zu geringer Personenzahl abgetheilt.

3) Das Parterre und Parquet sollen aufser den Sitzplätzen auch Stehplätze in
einem Gange unter den Logen erhalten.

4) Es sollen in dem Gebäude, und zwar an den beiden langen Seiten zu-
sammen, 10 Boutiquen angelegt werden, deren Miethsertrag zum Vortheil
der Unternehmer und der Anstalt benutzt werden kann.

5) Die Bühne selbst soll von mittlerer Grofse sein, damit der Aufwand für
Direction und Erleuchtung mäfsig werde.

6) Es soll weiter noch Folgendes in dem Gebäude bedacht werden: Ein
Theater-Magazin, eine Werkstatt für Maler und die dazu gehörigen Piäume,
mehrere Zimmer und eine Küche für einen Conditor, ein ähnliches Local
für den Castellan, Zimmer für die Direction, für Leseproben, für die
Theater-Bibliothek, besondere Eingänge für Fufsgänger und für die Zu-
schauer, welche zu Wagen kommen, mehrere Ausgänge für den Nothfall,
zum selbigen Zweck mehrere Treppen, Vestibüle, Foyers und daran lie-
gende Zimmer, vollständige Anzahl von Ankleidezimmern für die Schau-
spieler an einer Seite, für die Schauspielerinnen an der andern Seite der
Bühne, Garderobe- und andere Zimmer und Aufbewahrungsräume für
die Theater-Oekonomie.

Um nun die Menge der hier genannten Abtheilungen, die sich um den ei-
gentlichen Theater- und Bühnenraum längs der Fronten des Gebäudes vertheilen,
zweckmäfsig zu beleuchten, mufste eine architektonische Anordnung in dem ge-
sammten Aeufseren gewählt werden, welche eine grofse Menge nahe an einander
liegender Lichtöffnungen darbot; diese Menge von Fenstern, in gewöhnlicher Form
angeordnet und in fünf Stockwerken über einander angebracht (weil der erforder-
derliche Piaum so viele Geschosse vorschrieb), würde dem Gebäude ein kasernen-
artiges Ansehen gegeben, und es nicht als ein öffentliches Gebäude charakterisirt
haben. Deshalb wurde eine an allen Fronten durchgeführte Bogen-Construction
ersonnen, die innerlich Abtheilungen nach der Höhe, vermöge eines durchlaufenden
 
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