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Schliemann, Heinrich
Atlas trojanischer Alterthümer: Photographische Berichte über die Ausgrabungen in Troja — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.956#0055
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üurchborten goldenen Cylindern, in der Länge'durchbohrten goldenen Prismen und Parallelepipeden, mit
Einschnitten verzierten durchbohrten goldenen Würfeln, Meinen Goldstangen in Form von Glocken-
zungen, doppelten oder dreifachen goldenen Ringen mit durchgehendem Loch an zwei Seiten zum Auf-
ziehen, und mit Einschnitten verzierten Cylindern in Form von Wagenachsen. Von allen diesen kleinen
goldenen Sachen, welche unter No. 3570 bis 3583 dieser Tafel einzeln dargestellt sind, fanden sich im
Schatze des Priamos 8750 Stück. Ich habe dieselben auf Schnüre gezogen auf Tafel 207 und 208
sämmtlich dargestellt.

Tafel 197.

No. 3585 ist ein herrlicher Becher von Elektron, einem Gemisch von Gold und Silber, der
acht Tage vor der Entdeckung des grossen Schatzes unmittelbar neben dessen Fundort in einem Ge-
mach des königlichen Hauses, in der schönen silbernen Vase No. 3586 steckend, entdeckt wurde.
No. 3586a stellt eine gebogene, sehr breite und dicke kupferne Platte dar, die wahrscheinlich früher
ganz gerade gewesen und erst in der Feuersbrunst krumm gebogen worden ist. Auf der rechten Seite
hat sie zwei unbewegliche Räder, während auf der linken in der Feuersbrunst eine grosse silberne
Vase auf ihr festgeschmolzen ist. Auf beiden Seiten hat die Platte einen kleinen erhöhten Rand. Dieser
höchst merkwürdige Gegenstand lag obenauf im Schatze des Priamos, und ist es mir vollends ein Räthsel,
wozu er gedient haben könnte. Ich glaube, er ist in der hölzernen Kiste des Schatzes irgendwie be-
nutzt worden, und wahrscheinlich als Unterlage des hölzernen Deckels, dem die beiden unbeweglichen
Räder und ihre Achse als Haspen dienten.

Tafel 198

seilt einen ebenfalls aus dem Schatze des Priamos stammenden kupfernen homerischen Nabelschild
(äöTtlg 6[i(paX6e66a) dar, welcher eine ovale Form hat, dessen eine Seite aber'sehr stark in der Feuers-
brunst eingedrückt worden ist. An der entgegengesetzten Seite sieht man noch das Bruchstück des
Griffs, an welchem der Tragriemen oder das Wehrgehenk (reXa^cov) befestigt gewesen sein muss. Der
Rand des Schildes steht um 4 Centimeter hervor, und ist der in der Mitte befindliche Nabel (öncpcc'Aos)
6 Centimeter hoch und hat 11 Centimeter im Durchmesser; die um denselben herumgehende Rinne ist
1 Centimeter tief und hat 18 Centimeter im Durchmesser. Wahrscheinlich war diese vordere Seite
des Schildes bis zum Rande ausgefüllt mit Schichten (nxvy^g) Rindshaut, deren das Schild des Ajax
z. B. sieben hatte (Ilias, VII, 245—248). Auf der Rückseite hat der Schild keinen Rand.

Tafel 199

stellt ferner aus dem Schatze des Priamos einen kupfernen homerischen ,,Xsßr]gu dar, der in der Ilias
fast nur als Kasseroi und oft als Kampfpreis, in der Odysee fast nur als Waschbecken zum AVaschen
der Hände oder Füsse vorkommt Auch auf diesem Gegenstande sieht man überall die Merkmale der
furchtbaren Feuersbrunst und erkennt neben dem linken Henkel zwei festgeschmolzene Bruchstücke von
kupfernen Waffen, nämlich das einer Lanze und das einer Streitaxt.

Tafel 200.

Man sieht auf dieser Tafel wiederum höchst merkwürdige Gegenstände aus dem Schatze des
Priamos; nämlich unter No. 3589 bis 3594 sechs oben abgerundete, unten in Form eines Halbmondes
ausgeschnittene lange Platten von reinem Silber in Gestalt von Messerklingen, im Gewicht von 171, 173,
£74, 183 und 190 Gramm, und scheinen mir dieselben unmöglich etwas anderes sein zu können als
die so oft im Homer angeführten Talente. Diese mussten klein sein, indem z. B. (Ilias, XXIII, 262 — 271)
Achilles in den von ihm beim Leichenbegängniss des Patroklos veranstalteten Wettspielen als ersten
Preis eine Frau und einen Dreifuss, als zweiten ein Pferd, als dritten einen „Afß^g", als vierten zwei
Talente von Gold und als fünften eine Schale mit zwei Henkeln einsetzte. No. 3595 und 3596 sind zwei
grosse im Schatze gefundene silberne Vasen mit kugelrunder Basis. Auf jener unter No. 3596 sieht man
das Bruchstück einer andern silbernen Vase festgeschmolzen.
 
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