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Schliemann, Heinrich
Atlas trojanischer Alterthümer: Photographische Berichte über die Ausgrabungen in Troja — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.956#0058
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56

Tafel 209

stellt aus dem Schatze des Priamos 35 goldene Ohrringe ohne Gehänge dar, deren Zeichnungen auf
Tafel 196 nicht recht gelungen waren; ferner vier herrliche fast korbförmige Ohrringe, wovon zwei
je fünf herunterhängende, mit goldenen Blättchen bedeckte Kettchen haben, an denen Idole der Schutz-
göttin Trojas befestigt sind. Von den beiden übrigen Ohrringen hat einer sechs, der andere sieben
herunterhängende, mit Cylindem geschmückte goldene Kettchen, an deren jeder ein ähnliches Idol der-
selben Göttin prangt. Oberhalb der Ohrringe sieht man ein 46 Centimeter langes, 1 Centimeter breites
goldenes Stirnband mit drei Durchbohrungen an jedem Ende; es ist durch acht vierfache Reihen von
Punkten in neun Fächer getheilt, in deren jedem man zwei grosse Punkte sieht, und eine ununterbrochene
Reihe von Punkten ziert den ganzen Rand.

T afel 210

gibt die Photographie von zwei höchst merkwürdigen, ganz über und über mit Durchbohrungen ver-
sehenen grossen Vasen, die vielleicht als Bienenkörbe gebraucht sein mögen; es ist mir unbegreiflich,
wozu sie sonst hätten dienen können.

Tafel 211

gibt ein Bild des doppelten Skaeischen Thors nach Beendigung der Ausgrabungen, von der Nord-
westseite gesehen; man sieht auch den von demselben zur Ebene hinunterführenden, mit grossen Stein-
platten gepflasterten Weg. Hinter dem Skaeischen Thor sieht man den grossen Thurm Hiums und
links von letzterm die- von spätem, aber vorgriechischen Bauten belasteten Ruinen des Palastes des
Priamos. Im Vordergrunde rechts, wo der Türke liegt, ist eine stehengebliebene Schuttwand, und am
Fuss derselben, da wo der Grieche steht, ist die vom Skaeischen Thor in westnordwestlicher Richtung
ablaufende grosse trojanische Ringmauer, deren Bau von Homer dem Neptun und dem Apollo zu-
geschrieben wird. Die Mauern links, auf deren einer der Mann mit dem Strohhut sitzt, gehören zum.
königlichen Palast und ruhen auf denselben keine Bauten aus posttrojanischer Zeit.

Tafel 212

gibt eine Ansicht des doppelten Skaeischen Thors, von der Südostseite aus gesehen, und sieht man wiederum
den von demselben zur Ebene hinabführenden, mit grossen Steinplatten gepflasterten Weg. Vor dem
Thor und der Strasse sieht man einen Theil von Hiums grossem Thurm, und zur rechten Hand vor,
neben und hinter dem Thore die theils von spätem aber vorgriechischen Mauern belasteten, theils frei-
stehenden Trümmer des Palastes des Priamos. Hinter dem Skaeischen Thore sieht man wiederum die von
demselben in westnordwestlicher Richtung weiter gehende grosse Göttermauer, und wurde, so gut als ich
es auf diesem Bilde bezeichnen■ kann, auf der Stelle, wo ich ein „a" gesetzt habe, der Schatz des
Priamos gefunden. Im Hintergrunde, da wo der Mann steht, sieht man eine von gewaltigen behauenen
Steinen erbaute Mauer, die, wie sich jetzt herausgestellt hat, zu einem Thurm aus hellenischer Zeit ge-
hört; der hervorstehende untere Theil derselben ist bedeutend älter als der obere, und mag ersterer aus
der Zeit der Gründung der griechischen Colonie und letzterer aus der Zeit des Lysimachos stammen.
Ich legte diese Mauer bereits im Anfang April 1870 bloss, und war mein damaliger Einschnitt ganz auf
der richtigen Stelle angelegt. In der That würde mich derselbe, wenn ich ihn damals fortgesetzt hätte,
in einigen Wochen zur grossen trojanischen Ringmauer, zum Schatze des Priamos, zu dessen Palast, zum
Skaeischen Thor und zu Hiums grossem Thurm geführt haben, während ich, diesen ersten Graben später
vernachlässigend, riesenhafte Durchstiche kreuz und quer durch die ganze Baustelle von Troja zu machen
hatte, um diese Monumente unsterblichen Ruhmes zu finden.

Hinter jener Thurmmauer sieht man die Ebene von Troja, den Hellespont, die Insel Imbros
und über dieselbe hin das Gebirge von Samothrake. Am rechten Ende des Bildes sieht man, über die
Ruinen des königlichen Hauses hinaus, durch den grossen Einschnitt ebenfalls einen Theil der Ebene
von Troja.
 
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