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VIII

wohl mehr als jedem andern, der sie gleichwohl, auf einem bestimmt
umgrenzten Gebiete arbeitend, überall feststellen wird; ich habe vielfach
aus zweiter Hand geschöpft, es wohl auch müssen, und die notwendige
UnVollständigkeit aller bibliographischen Arbeit, die immer durch neuere
Forschungen überholt wird, entschuldigt mich gar nicht. Mit vollem Bewußt-
sein wählte ich daher für jene erste Akademiepublikation einen möglichst
bescheidenen Titel; habe ich hier ihn in der Buchausgabe durch einen
andern ausdrucksvolleren ersetzt, so geschah das nur, um den immerhin
vorhandenen Zusammenhang des Buches herauszuheben. Es ist nicht die
bekannte Autorenheuchelei, die mich das betonen läßt; jener Mangel bleibt
auch jetzt, trotz vieler Ergänzungen, die am Ganzen wenig ändern,
bestehen; vollends die Literatur seit 1911 ist mir eigentlich nur zufalls-
gemäß zur Hand gewesen. Aber der eigentliche innere Mangel, den ich
empfinde, ist anderer Art. Das vorliegende Buch ist, was man nickt (wie
es schon geschah) mißverstehen sollte, hier durch seinen Untertitel deut-
lich als das bezeichnet, was es ursprünglich sein zvollte und seiner ganzen
Intonation nach bleiben mußte, als Quellenkunde; aber es ist ein zwie-
schlächtigcs Gebilde geworden, durch Ansätze, die da und dort merklich
werden, zu etwas ganz anderem, das auf jenem Grunde ruhen muß, und
mich immer stärker beschäftigt, zu einer Theorie und Geschichte der
Kunstgeschichtschreibung, also zu jenem Thema, das A. W.Schlegel
zuerst in noch heute (und gerade heute wieder) vorbildlicher Weise in
seinen Berliner Vorlesungen von 1801 -aufgegriffen hat. Glcichzvohl ist
mein Buch im Grunde, trotz jener Ergänzungen und trotz einiger Über-
arbeitung im Stilistischen — ich habe mich, namentlich im Beginn, allzu-
sehr in böser Fremdzvörterei gehen lassen! -— das nämliche geblieben, wie
es sich in der Folge jener Akademieabhandlungen erwiesen hat; aber meine
eigene Stellung zu ihm hat sich nicht unbeträchtlich geändert: es ist mir
innerlich fremd geworden, wie denn einem Schriftsteller, der gewohnt ist
vorwärts, nicht rückzuärts zu blicken, seine eigenen älteren Probleme eigent-
lich nicht mehr angehören, ein Stück abgestreifter Schlangenhaut werden;
man braucht kein Jakob Burckhardt zu sein und auf seinem einsamen
Höhenweg zu wandeln, um zu verstehen, warum der Altmeister die Neu-
bearbeitungen seiner Bücher als eine leere Plage, als etwas, das ihn im
Grunde eigentlich nichts mehr angehe, andern überlassen hat. Daran
aber, mein verehrter und lieber Freund, sind Sic zum großen Teil
schuld. Ihre Schriften haben mir fortwährend neue Promblemstcllungen
und -klärungen gebracht; schuld ist ferner daran und vor allem jener
Mann, dem wir beide so viel verdanken, und der meine von Jugend auj
vorhandenen philosophischen Neigungen — die freilich bei Ihnen unver-
gleichlich festere Gestalt gewonnen haben — an- und aufgeregt hat: eben
Bcnedetto Croce. Wir beide haben es, im Unterschied zu manchen Kollegen,
 
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