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i68

Die Vorläufer Vasaris.

der erhaltenen Abschriften sowie deren Benützung seitens der späteren
Autoren, wie des Anonymus der Magliabecchiana, Gellis und Vasaris,
daß der voraussetzliche Urtext dieser Kollektaneensammlung durch
die Hände Verschiedener gegangen ist, die ihn mannigfach über-
arbeitet und ergänzt haben.

Trotzdem ist »Billi« an sich wie quellengeschichtlich von großer
Bedeutung; das erstere durch die Fülle der von ihm überlieferten
Notizen, das letztere dadurch, daß er die wichtigste Quelle Vasaris
für die ältere Zeit ist. Er hat Villani, Landino und Manettis Vita des
Brunellesco gekannt und benützt; merkwürdiger- und bezeichnender-
weise sind ihm aber Ghibertis Nachrichten unzugänglich geblieben.
Dadurch erscheint er in dem das Trecento betreffenden Teil als eine
zweite selbständige Quelle, freilich durchaus nicht zu seinem Vorteil.
Wir erkennen, welche große Entwicklung die legendenhafte Tradition
seitdem genommen hatte; eine Menge Irrtümer, die Vasari über-
nommen und zu Ansehen gebracht hat, fallen auf Billis Schulden-
konto. Selbständigen Wert haben dagegen seine Nachrichten über
das Quattrocento; hier ergibt sich auch im allgemeinen die Zuver-
lässigkeit seiner Nachrichten, aus denen Vasari wieder reichlichst
geschöpft hat. Der Kern des Buches, das so gut wie ausschließlich
florentinische Künstler berücksichtigt, reicht von Cimabue bis auf
A. Pollajuolo; Nachträge behandeln zeitgenössische Künstler, nament-
lich Leonardo und Michelangelo.

2. Der Anonymus der Magliabecchiana. Gelli. Giovio. Wirk-
liche und angebliche Quellen Vasaris.

Das im »Buche des Billi« Begonnene hat in erweiterter Form
und mit unmittelbarer Aneignung des darin Enthaltenen ein anderer,
namenloser Schriftsteller von Florenz fortgesetzt, ohne auch seiner-
seits über einen ersten Entwurf hinaus zu kommen. Es ist das der
sog. Anonimo Magliabecchiano (auch Gaddiano), so genannt nach
dem Standorte seines Elaborats. Uber seine persönlichen Daten wissen
wir fast gar nichts, aus den Daten seiner Schrift ergibt sich bloß,
daß er zwischen 1537 und 1542 gearbeitet hat. Baldinucci, der die
Handschrift gekannt hat, meinte hier die erste Niederschrift Vasaris
für seine Vite zu sehen; ebenso haltlos ist Milanesis Hypothese, der
an Vasaris Freund und Mitarbeiter G. B. Adriani gedacht hat. Der
Verfasser ist ein Mann, der in Künstlerkreisen wohlbekannt war;
außer Vasari nennt er selbst Pontormo und Bandinelli als Berater;
seine ausführlichen Angaben über Leonardo, der für Florenz schon
lange verschollen war, dankt er vielleicht dessen Schüler G. F. Rustici.
Aber ein Künstler ist er gewiß ebensowenig gewesen als der Autor
des Billibuches, vielmehr dessen Geistesverwandter; man könnte
 
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