Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Billi; der Magliabecchianus.

.69

wegen der frommen Sprüchlein, mit denen er jeden seiner Abschnitte
einleitet, fast daran denken, daß er Geistlicher gewesen sein möchte.

Wie er Messer Giorgio persönlich kennt und von ihm auch
Material erhalten hat, so erscheint er auch sonst als der eigentliche
Vorläufer Vasaris oder, genauer gesagt, dessen Arbeit geht der
seinigen parallel. Vasari seinerseits hat ihn nicht benützt, wohl aber
haben beide, abgesehen von Ghiberti und »Billi«, Quellen gemeinsam,
wovon gleich die Rede sein soll. Auch sonst hat die Arbeitstechnik
des Anonymus viel Verwandtes mit der seinen, ist synkretistisch und
pragmatisierend, auch die Terminologie verdient Beachtung. Zum
Unterschied von dem rohen Brouillon »Billis« hat er schriftstelleri-
sche Ambitionen, sucht seinen Stoff zu gliedern und literarisch zu
formen. Zur endgültigen Redaktion ist der Anonymus ebensowenig
wie der Autor des Billibuches gekommen; seine Arbeit ist entweder
durch den Tod unterbrochen oder, was vielleicht wahrscheinlicher
ist, beiseitegelegt worden, eines Umstandes halber, der auch auf
M. A. Michiel, wie sich noch ergeben wird, bestimmend gewirkt hat:
daß nämlich Vasaris Viten 1550 im Druck erschienen.

Trotzdem das Elaborat, wie das Buch des Billi, ein unzweideutiges
Stubenprodukt ist, geht dem Autor die Kenntnis der Denkmäler
durchaus nicht ab; an einer Reihe von Stellen (die Kailab a. u.a. 0.181,
Note 3, verzeichnet hat) will er die Angaben seiner Vorlagen durch
eigenes Schauen berichtigen. An solchen Selbstermahnungen fehlt es
überhaupt nicht und sie machen den Charakter des Brouillons noch
deutlicher. Das bezeugen Randbemerkungen, wie tneglio dire oder die
besonders bezeichnende in der Vita des Buffalmacco: levare tutte tali
fagiolaic, vere, via dirle con brcvita e allargharlc in altre istorie non
dette per Ii altri. Diese ausgesprochen literarische Tendenz wird auch
durch den wohldurchdachten Gesamtplan bekräftigt. Zum erstenmal
seit Ghiberti ist wieder eine Darstellung des gesamten Kunstverlaufes
von der Antike her beabsichtigt und versucht worden. Für die antike
Kunstgeschichte hatte der Anonymus eine Hilfe, deren Ghiberti noch
hatte entbehren müssen, die große, nunmehr längst im Druck vor-
liegende Pliniusübersetzung Landins. Aber sein eigenes Eigentum
ist der Versuch einer Periodisierung und Gruppierung der alten
Kunstgeschichte, alles freilich rein auf literarischem Wege gewonnen
und ohne nennenswerte Kenntnis der Monumente, wenn auch gelegent-
lich eigene Nachrichten, wie z. B. über das seltsame, einst in Ghibertis
Besitz gewesene Letto di Policleto, nicht ganz fehlen.

Der zweite Teil umfaßt die fiorentinischen Künstler des Trecento
und des frühen Quattrocento. Hier arbeitet der Anonymus die Angaben
der Apologie Landinos, namentlich aber Ghibertis (nach einer ande-
ren Handschrift als der uns einzig bekannten, vielleicht sogar dem
 
Annotationen