Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Vorläufer Vasaris.

Original, wie er denn auch von einem originale spricht) sowie Antonio
Billis (den er in dieser ausdrücklichen Weise als Autor zitiert) ineinander,
was begreiflicherweise nicht ohne seltsame Entstellungen, Doppeldaten
und sonstige Mißgriffe abgeht. Weitere Teile behandeln dann die
sienesischen Künstler, über das von Ghiberti Gebotene hinausgreifend
(Taddeo Bartoli, Vecchietta u. a.) und die Bildhauer von den Pisani
bis auf Verrocchio. Daran schließt sich endlich ein am meisten den
Charakter eines ersten Entwurfes tragender Teil, in dem manches
sogar in Mundo gelassen ist, der aber eine Fülle wertvoller Notizen
enthält. Er umfaßt Nachträge zum Trecento, ausführliche Kompi-
lationen über eine große Zahl der führenden Künstler des Quattro-
cento, sowie endlich besonders wichtige über Zeitgenossen, wie Andrea
del Sarto, Leonardo und Michelangelo. Den Schluß des Manuskrip-
tes bilden lose angehängte Ricordi über Bauten in Rom, Beschrei-
bungen der Malereien in der Certosa zu Florenz und Pilgernotizen
über Kuriositäten in Perugia, Assisi, Rom.

Die Vorlagen des Anonymus sind mit den früher erwähnten und
uns wohlbekannten noch keineswegs erschöpft. In höchst mühevoller,
aber technisch meisterhafter und mustergültiger Analyse hat Kailab
i,a. u. a. O., p. iS7—207) klargelegt, daß gewisse, sachlich wie formal
übereinstimmende Partien der drei miteinander parallel arbeitenden
Schriftsteller, des Anonymus Magliabecchianus, Gellis und Vasari,
methodisch einwandfrei nur durch die Annahme einer allen dreien
gemeinsamen »Quelle K« erklärt werden können, die Billis Buch nach
Inhalt und Form verwandt, doch ausführlicher als dieses gewesen sein
muß. So sehr Kailab den Charakter seiner Aufstellung als einer
methodisch geforderten Hypothese betont, so sehr bedeutet sie in
philologischer Hinsicht einen g'roßen Fortschritt über die in Einzel-
beobachtungen scharfsinnigen, aber wirren und etwas dilettantischen
Versuche Freys, eine Mehrzahl von Vorlagen anzunehmen. Nun
erwähnt der Magliabecchianus tatsächlich an zwei hier in Betracht
kommenden Stellen einen primo testo, der sich wieder in einem
Passus (die Herkunft Giottinos betreffend) mit einer Nachricht berührt,
die Vasari als den Ricordi des Ghiberti (wo sie sich jedoch nicht
befindet) und des Domenico Ghirlandajo entstammend anführt. Es
ist dies jedoch eine Spur, die sich sofort verliert und nicht weiter
verfolgt werden kann.

Haben wir hier ein wirkliches und förderndes Ergebnis in der
Quellenkritik der altitalienischen Kunstgeschichte zu verzeichnen, so
ist das bei einer andern vorgeblichen Quelle Vasaris keineswegs der
Fall. Es ist dies das in einer Jugendarbeit Strzygowskis herange-
zogene »Fragment« der Vaticana, das indessen längst von Wickhoff
als eine Abschrift des 17. Jahrhunderts nach Vasari entlarvt worden
 
Annotationen