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Die Kunsttopographie; Beginn der Guidenliteratur.

bois IV, 11 ff.), war schon früher die Rede (Buch I), und die deutschen
Drucker des 15. Jahrhunderts in Rom, die Stephan Plannck, Johannes
Besicken, Eucharius Silber, fanden hier einen der lohnendsten
Artikel ihrer Offizinen, früh auch in deutscher Sprache für ihre
Landsleute. An die alten zum Teil gekürzten Wunderg-eschichten
schließt sich der eigentliche Pilgerführer an, die Aufzählung der Kir-
chen, ihrer Reliquien, Indulgenzen und Ablaßstationen, ferner ein
kurzer chronologischer Abriß der Geschichte der römischen Könige
und Kaiser bis auf Konstantin. Das Interesse der Reisenden für das
Caput mundi war eben immer lebendig, so gut für den phantastischen,
in Zahlenmärchen schwelgenden Besucher aus einer anderen Welt,
wie den Araber Abü Hamid im 12. Jahrhundert oder den spanischen
Juden Benjamin von Tudela, als den gläubigen Pilger deutscher und
sonstiger Nation: den Nürnberger Bürgermeister Nikolaus Muffel
oder, im weiteren Umkreise, den Ritter Arnold von Harff. Im Kreise
des Humanismus war ferner schon im 14. Jahrhundert der leidenschaft-
liche Anteil an den Trümmern des alten Rom, an seinen Inschriften
und Bausteinen eine nationale Angelegenheit Gesamtitaliens geworden
und die archäologisch interessierten Teilnehmer aus den Ländern der
Barbaren folgten ihnen nach. Poggios Bericht über die Ruinen Roms
ward in dem Straßburger Druck von 1513 auch der Welt jenseits der
Berge zugänglich, wie Flavio Biondos Roma instaurata von 1446 in
einem Baseler Folianten von 1531. Von den nordischen Ährenlesern
mag nur einer, der Wiener Aug. Tyfernus, im Vorbeigehen genannt
sein. Seit dem Ausgang des Trecento saßen schon die Künstler auf
den Trümmerstätten des alten Rom und zeichneten und maßen mit
nicht erlahmendem Eifer; ihre Skizzenbücher sind ja längst eine wich-
tige Quelle für die Archäologie geworden. Auch hier stellten sich die
Nordländer bald ein. Ein Künstler in bevorzugtester Stellung am
päpstlichen Hofe, kein Geringerer als Raffael, war es, in dem zuerst
der Gedanke an einen großen, auf systematisch betriebenen Aus-
grabungen beruhenden Plan des alten Rom erwachte. In diesem Zu-
sammenhang ist noch einmal an das seltsame Elaborat zu erinnern,
das in einem höchst seltenen Druck (um 1500) existiert und schon im
zweiten Buche genannt wurde, die Antiquarie Prospettiche Romane
composte per Prospettivo Milanese dipmtore. Der Geist dieser wunder-
lichen halbbarbarischen Terzinen, die einen dem Kreise des Leonardo
nahestehenden Mailänder Maler zum Autor haben, sind ein merk-
würdiges Gemisch von quattrocentistischer Romantik und archäologisch
inspiriertem Humanismus des beginnenden Cinquecento. Die volks-
tümlichen Anschauungen und Fabeln der alten Mirabilien sind noch
immer merklich genug: der Caballo di Co7istantino spielt noch ebenso-
gut seine Rolle wie die Kolosse des Phidias und Praxiteles, das
 
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