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Schmidt, Alfred Max
Zur Entwickelung des rhythmischen Gefühls bei Uhland: (Einleitung und Th. 2) — Altenburg S.-A.: Unger, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.71757#0027
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27 —

V. 1; 2, 296 V. 11. Tatsächlich zeigen die Lesarten mehrfach, wie Uhland
solche Eingänge leichter gestaltet: so 2, 225 V. 22; 232 V. 1; 384 V. 158;
69 V. 3.
Also aus:
Drei Jäger gingen wohl auf die Birsch
wird :
Es gingen drei Jäger wohl auf die Birsch;
aus:
Nie, nie des Wandrers Schläfe kühlt
wird :
Des Wandrers Schläfe niemals kühlt.
Einmal auch bringt Uhland einen derartigen Eingang erst hinein, wahr-
scheinlich ohne metrische Absicht: 2, 236 V. 20. Oft aber fügen sich solche Ein-
gänge sehr harmonisch zum Inhalte. Schon 2, 296 V. 11 (1806), dann 275
V. 30; 74 V. 8; 77 V. 33; 344 V. 55; 354 V. 351; 363 V. 207; 284 V. 3.
26 Längst wob mit dichten Ranken der Epheu sich davor; 56!; 306 V. 2. 9.
45. 47. 49; 272 V. 31. 32. 51; 276 B. 8; 278 V. 5. 6. So hat auch der
uugewöhulich schwere Auftakt 317 V. 97:
Lange, lange Lehrgedichte
seine wohlerwogene Wirkung. (Auch als Fünftakter lesbar.)

Vierter Abschnitt.
bimbmiscber und logisch svntaNtiscver Sau in Uhlands Vicbtungen
in ihrem Verhältnis ru einander.
Die rhythmischen Formen find nicht nur Elenrente, welche den Gefühls-
und Gedankeninhalt der Dichtungen in möglichster Anschmiegung an denselben
begleiten, sondern sie sind direkt die Gefäße für den Inhalt, die als solche die
natürlichen syntaktischen Formen des Inhalts unmittelbar in sich aufnehmen
und durch die Art, wie sich letztere irr die künstlichen rhythmischen Formen ein-
fügen, den künstlerischen Charakter einer Dichtung wesentlich mit bestimmen.
Der Inhalt eines Gedichts rundet sich nun, je künstlerisch vollendeter es ist, desto
mehr, ab zu einem einheitlichen Ganzen, hingegen bleibt die metrische Form
immer eine Vielheit von Strophen, aus denen sich höchstens schwach ausgeprägte
höhere formelle Einheiten bilden. Immerhin find solche vorhanden, und bei
kleineren Gedichten wird eine höhere Formeneinheit ost das ganze Kunstwerk
umfassen, bei größeren aber wird der Gedankeneinheit nie eine völlig gleichartige
Formeneinheit rhythmischer Art entsprechen. Auch innerhalb der kleineren Einheiten,
 
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