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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0009
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in byzantinischer Tradition geübten Zellenschmelzes auf
Gold.
An der Schwelle des romanischen Kunstgewerbes steht
der Mönch Rogerus von Helmershausen (Westfalen), zu-
gleich der erste deutsche Kunstschriftsteller. Er gehört
seinem ganzen Wesen nach noch der Zeit der Kloster-
kunst und ihren von Byzanz beeinflußten Idealen an.
Seine berühmte, unter dem griechischen Autornamen
Theophilus um 1100 geschriebene „Schedula diversarum
artium“ behandelt das ganze technische Wissen seiner
Zeit, von der Malerei, der Glasfabrikation und -malerei
an bis zu allen Techniken der Metallkunst. Mehrere
seiner Werke sind erhalten (Abb. 1), die seine künst-
lerische Herkunft aus der byzantinisierenden Klosterwerk-
statt in Essen bekunden. Seine Kunst hat wiederum
nach mehreren Seiten ausgestrahlt. Das Kreuz mit den
niellierten Evangelistensymbolen (Abb. 2), vielleicht
eine Fritzlarer Arbeit, zeigt sowohl in der Technik wie
im Ornament starke Abhängigkeit von sicheren Arbeiten
des Rogerus.
Weiter östlich, in Hildesheim, hatte der Bischof Bern-
ward (993—1022) eine blühende Werkstätte begründet,
in der das germanische Element das griechisch-byzan-
tinische siegreich überwand. Diese Hildesheimer Schule
hat bis ins dreizehnte Jahrhundert hinein gearbeitet
(Abb. 3). Die byzantinische Richtung bevorzugte eine
ausgesprochene Flächigkeit; typisch für sie ist das
Hauptornament der verwickelten Blattranken, wohin-
gegen die deutsche Art auf stärker plastische Wirkungen
abzielt und im Ornament mit der antikisierenden Pal-
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