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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0010
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mettenranke das uralt germanische Bandgeflecht ver-
bindet, die Ranke überhaupt gleichsam zum Band um-
wandelt. Die germanische Phantasie fügt endlich noch
das alte Fabelwesen der Drachen, Tiere und mensch-
lichen Mißgestalten hinzu.
Kutz nach 1200 beginnt die Tätigkeit der hervor-
ragendsten Metallkünstler im Tal der Maas, dort, wo
deutsches und fränzösisches Blut von alters her eine für
die Kunst glückliche Verschmelzung eingegangen sind.
Am Anfang steht dort der besonders durch sein herr-
liches Taufbecken in Lüttich berühmte Reiner von Huy
(Abb. 4). Die große Bedeutung des Kupferschmelzes
tritt uns erstmalig entgegen in den Werken des ebenfalls
aus Huy stammenden Godefroid de Claire, wie Reiner
bereits ein Laienkünstler und Leiter einer großen, viel-
beschäftigten Werkstatt. Sein Hauptwerk ist der Heri-
bertschrein in Deutz, um 1155 entstanden (Abb. 5). Die
getriebenen Figuren lassen Gottfrieds herben, großen
Stil erkennen; Edelsteine in filigranübersponnenen Fel-
dern wechseln mit Schmelzplatten ab, gegossene Blatt-
friese gesellen sich zu. Den Gesamteindruck aber be-
herrschen die Emails mit ihren leuchtenden Farben.
Die Erfüllung dessen, was Gottfried angestrebt hatte,
brachte der größte Meister des Maasgebietes: Nicolaus
von Verdun. Das Werk, das seine unerreichte zeichne-
rische Begabung und die Vollendung seiner Schmelz-
wirkkunst am deutlichsten zeigt, ist der 1181 vollendete
mächtige Altaraufsatz in Klosterneuburg bei Wien
(Abb. 6). Ausdruck, Haltung, Bewegung und Gewan-
dung der auf tiefblauem Grund stehenden Figuren sind

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