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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0011
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von einer seltenen Größe der Gestaltungskraft und Tiefe
der Empfindung. Das Gewaltigste an Ausdruckskraft
aber hat Nicolaus geschaffen in den Propheten- und
Apostelfiguren am Dreikönigsschrein im Dom zu Köln
(Abb. 7). Dieser riesige Schrein, an dem unter seiner Lei-
tung auch einheimische kölnische Kräfte beschäftigt
waren, stellt die größte Leistung der romanischen Gold-
schmiedekunst dar. Neben und nach ihm sind natürlich
noch viele Meister und Werkstätten tätig gewesen, deren
einer die in edelstem Linienrhythmus gravierte Kreuz-
reliquientafel in St. Matthias zu Trier entstammt (Abb.8).
Gleichzeitig mit den genannten niederlothringischen
Künstlern hat in Köln eine fruchtbare Goldschmiede-
schule gearbeitet, jedenfalls in engem Zusammenhang
mit dem Benediktinerkloster St. Pantaleon. Der erste,
rund im zweiten Viertel des zwölften Jahrhunderts tätige
Goldschmied war Eilbertus, von dem viele Tragaltäre
mit Grubenschmelz erhalten sind. Ihm folgte der Mönch
Fridericus, der bis gegen 1180 eine reiche Tätigkeit ent-
faltete, und in dessen Werken sich die Einflüsse seines
Lehrmeisters Eilbertus mit denen des Godefroid de
Claire mischen. Eine seiner Hauptschöpfungen ist das
Kuppelreliquiar im Weifenschatz (Abb. 9), über und
über emailliert, z. T. mit reichem naturalistischen Ran-
kenwerk; die aus Walroßzahn geschnitzten Figuren
stammen von einem Werkstattgenossen, dem Frater
Varnerius. Im Rheinland hat vorzüglich noch Aachen
eine blühende Goldschmiedeschule besessen; das wich-
tigste Zeugnis ist der mächtige, vom Meister Wibert
nach 1166 geschaffene Kronleuchter im Münster, sowie

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