auftrags nach Hannover gezogen. In diesen kurzen Bas-
ler Monaten hat Böcklin vor allem an der zweiten
Fassung des „Pan im Schilf“ (Abb. 9) gearbeitet (Memoi-
ren, S. 74). Zum ersten Male hat Böcklin damit einen
Schritt getan, der fortan für seine künstlerische Methode
charakteristisch sein wird: einen Bildgedanken in einer
zweiten, dritten, ja vierten und fünften Fassung weiter
zu entwickeln (Anm. 17). Und auch die Richtung, in der
solche späteren Fassungen weiterführen, wird für immer
die gleiche sein wie von der ersten zur zweiten Fassung
des „Pan im Schilf“ — man kann es in einem Satze sagen:
Steigerung der Bildmäßigkeit durch Vergrößerung und
Vereinfachung der einzelnen Bildmotive. Auf der zwei-
ten Fassung des „Pan im Schilf“ sind die Schilfrohre ver-
dickt, sind deutlicher in drei Gruppen — rechts, in der
Mitte und links — zusammengefaßt und sind in einen
machtvoll skandierenden, diagonal-parallelen Rhythmus
gebracht. Die Rohre links außen sind in die dunkle Zone
des Vordergrundes einbezogen und dadurch zum Träger
der stärksten Antithese von Dunkelheit und Helligkeit
erhoben. Vor allem aber, fast selbstverständlich: Die Ge-
stalt des Pan ist von etwa */s auf fast */s der Höhe des
Bildes vergrößert — gegenüber der ersten Fassung eine
wesentliche Verstärkung des figürlichen Bildgedankens.
In anderem aber bedeutet die zweite Fassung des „Pan
im Schilf“ geradezu eine Umkehr gegenüber den Bildern
der letzten Römer Jahre. Der „Bacchantenzug“ und der
erste „Pan im Schilf“ sind die lichterfülltesten und die ma-
lerisch gelockertsten Bilder dieser Jahre — das heißt: Das
Licht liegt nicht auf den Dingen, sondern schwebt flim-
mernd zwischen ihnen. Das nimmt den Dingen die zeich-
nerische Detailschärfe und damit die tastbare Stofflich-
keit und mildert ihre stereoskopisch-körperliche Run-
dung. Auf der zweiten Fassung des „Pan im Schilf“ sind die
Schilfblätter wieder schärfer gezeichnet und infolgedessen
wieder greifbarer stofflich, und die Schilfrohre und der
Rücken des Pan sind wieder mit Licht und Schatten pla-
stischer gerundet. Das Licht liegt wieder härter auf den
Dingen, und der Raum zwischen den Dingen ist wieder
lichtloser und atmosphäreloser. Das Licht hat wieder in
19
ler Monaten hat Böcklin vor allem an der zweiten
Fassung des „Pan im Schilf“ (Abb. 9) gearbeitet (Memoi-
ren, S. 74). Zum ersten Male hat Böcklin damit einen
Schritt getan, der fortan für seine künstlerische Methode
charakteristisch sein wird: einen Bildgedanken in einer
zweiten, dritten, ja vierten und fünften Fassung weiter
zu entwickeln (Anm. 17). Und auch die Richtung, in der
solche späteren Fassungen weiterführen, wird für immer
die gleiche sein wie von der ersten zur zweiten Fassung
des „Pan im Schilf“ — man kann es in einem Satze sagen:
Steigerung der Bildmäßigkeit durch Vergrößerung und
Vereinfachung der einzelnen Bildmotive. Auf der zwei-
ten Fassung des „Pan im Schilf“ sind die Schilfrohre ver-
dickt, sind deutlicher in drei Gruppen — rechts, in der
Mitte und links — zusammengefaßt und sind in einen
machtvoll skandierenden, diagonal-parallelen Rhythmus
gebracht. Die Rohre links außen sind in die dunkle Zone
des Vordergrundes einbezogen und dadurch zum Träger
der stärksten Antithese von Dunkelheit und Helligkeit
erhoben. Vor allem aber, fast selbstverständlich: Die Ge-
stalt des Pan ist von etwa */s auf fast */s der Höhe des
Bildes vergrößert — gegenüber der ersten Fassung eine
wesentliche Verstärkung des figürlichen Bildgedankens.
In anderem aber bedeutet die zweite Fassung des „Pan
im Schilf“ geradezu eine Umkehr gegenüber den Bildern
der letzten Römer Jahre. Der „Bacchantenzug“ und der
erste „Pan im Schilf“ sind die lichterfülltesten und die ma-
lerisch gelockertsten Bilder dieser Jahre — das heißt: Das
Licht liegt nicht auf den Dingen, sondern schwebt flim-
mernd zwischen ihnen. Das nimmt den Dingen die zeich-
nerische Detailschärfe und damit die tastbare Stofflich-
keit und mildert ihre stereoskopisch-körperliche Run-
dung. Auf der zweiten Fassung des „Pan im Schilf“ sind die
Schilfblätter wieder schärfer gezeichnet und infolgedessen
wieder greifbarer stofflich, und die Schilfrohre und der
Rücken des Pan sind wieder mit Licht und Schatten pla-
stischer gerundet. Das Licht liegt wieder härter auf den
Dingen, und der Raum zwischen den Dingen ist wieder
lichtloser und atmosphäreloser. Das Licht hat wieder in
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